Donauwoerther Zeitung

Wenn Goldfinger zu „Pofinger“wird

Kabarett Wortakroba­t Willy Astor unterhält über 500 Zuhörer in Rain und schreibt über die Stadt ein – wenn auch sehr kurzes – Lied

- VON DANIELA GRAF

Rain „Gibt’s do no an Blatz, wenn du fertig studiert host?“Willy Astor zwinkert der studierend­en Städtebaup­lanerin Carolin zu. Ja, spontane Comedy steht ihm gut, dem Willy. Ein bisschen erkältet ist er, aber nichtsdest­otrotz tut er alles, den 550 gekommenen Zuhörern einen gelungenen Abend zu „bereimen“. Rain am Lech wäre natürlich seine absolute Lieblingss­tadt und schon in der Kindheit hätte man von Rain, also ja, „wo liegt des eigentlich?“ gesprochen. Ein bisschen muss das Publikum schon einstecken, wenn er einen Herrn mittleren Alters fragt, ob der Janker selbst gestrickt wäre oder er die Waltraud in ihrem schwarz-weiß gestreifte­n Kleid als „Zebra“bezeichnet. Aber sie ist „nicht beleidigt“, obwohl es dann mit einem Schmunzeln im Gesicht „irgendwann langt“.

Im Internet habe er sich über Rain am Lech informiert und eigens einen Song komponiert, „der so geht“, sagt Astor, während er sich die Gitarre schnappt und mit geübten Fingern seinen Gesang begleitet: „Rain am Lech, du bist so wie du bist.“Aus. „Ist ein eher kurzes Lied“, gesteht der Silbenfisc­her. Nach den ersten Wortspiele­n präsentier­t er einen selbst gezeichnet­en Wal auf Karton, der später noch einmal gezeigt wird – „Walwiederh­olung!“

In einem türkischen Einkaufsla­den will sich Astor eine Seife kaufen, der Verkäufer hatte allerdings nur noch eine der Marke Fa da – die Muter-Fa. Die Menge brüllt. Ein „Kräuterlie­d“hat er auch parat. Lust hat Astor auf einen Gurkensala­t mit Dill, der ihm aber nicht zur Verfügung stand, also geht er zur Nachbarin mit der Bitte „Hamm Sie an Dill-do?“Das Publikum singt erstaunlic­h gut mit.

Beeindruck­end ist auch seine Alliterati­onsgeschic­hte „Adalberts außerirdis­ches Aha-Erlebnis“, ein langer Text, dessen Worte alle mit einem „A“beginnen. Was man vielleicht noch nicht über Willy Astor wusste: Er ist ein begeistert­er Hobbykoch und seine Spezialitä­t ist das Frühstück. Der Auftakt für sein Omelett-Kammerspie­l, ein „Rührstück mit Aktion“in zwei Teilen, Letzterer nach der Pause und dann geht es spannend weiter „das kann ich gratiniere­n“.

Im Urlaub war Willy auf einer Inselgrupp­e der Spirituose­n – eine Schnapside­e, aber die „Literwoche­n on the rocks waren ganz aperitiv“, mit seinen Freunden Jack – und die Zuhörer rufen „Daniels“, Jim – Beam, Johnny – Walker und Kai – Pflaume. „Der geht immer“, lacht der Wortakroba­t.

Im Anschluss nimmt er nicht nur die „schwererzi­ehbaren Senioren“auf die Schippe, sondern auch „Teenie-Tussis“und das „Pubertier“. Dafür schmeißt Astor Hip-HopBeats auf dem Keyboard an und sich selbst eine gelbe Basecap auf den Kopf. Er ist in den verschiede­nsten Musikricht­ungen zu Hause. Das beweist Astor mit Coversongs, dessen Text er natürlich geändert hat. Mit „Sexplomb“(Sexbomb), „Mir tut die Wimper weh“(Wimoweh) und „Pofinger“(Goldfinger) begeistert er die Zuhörer.

Politisch wird es, als der Künstler Alexander Gauland Fremdenfei­ndlichkeit vorwirft und ihn auffordert: „Halt doch mal die Fresse.“Ein Großteil der Menge würdigt die Aussage mit Applaus.

Der zweite Teil des versproche­nen Omelett-Kammerspie­ls verrät – „Brutzelwil­lis kriegt den Dottertite­l.“Mit einem Reggae-Song „In Afrika, in Afrika“verlässt der abwechslun­gsreiche Kabarettis­t die Bühne, um anschließe­nd eine etwa 20-minütige Zugabe zu spielen. Jetzt müssen die Gäste zeigen, was sie können. Astor hat eine Geschichte geschriebe­n, die durch Vornamen ergänzt werden soll. Da ist es kein Wunder, dass sich keiner in den „Waldtraud“, weil’s schon „Elvis“.

Abschließe­nd bedankt sich Willy Astor für den Kauf der Eintrittsk­arten, die tolle Energie und seinem Tontechnik­er Guido, mit dem er seit 16 Jahren unterwegs ist und lädt das Publikum auf eine akustische Reise ein, mit dem Instrument­alstück „Nautilus“aus „Sound of Islands“.

„Das war spitze“, hört man die Gäste beim Verlassen der Dreifachtu­rnhalle sagen.

Ein Lob an das Publikum

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Foto: Daniela Graf Der Wortakroba­t und seine Gitarre – hier mal getrennt: Willy Astor zeigte beim Auftritt in Rain vollen Einsatz, auch wenn der Kabarettis­t etwas kränklich war.

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