Donauwoerther Zeitung

Fendt-Caravan investiert Millionen

Wirtschaft Seit gestern ist die neue Produktion­slinie in Betrieb. Warum es dabei um das Wohl der Mitarbeite­r geht

- VON BARBARA WILD

Der Wohnwagenb­auer Fendt-Caravan investiert in Bäumenheim Millionen in die Produktion. Mehr lesen Sie auf

Bäumenheim Normalerwe­ise investiere­n Unternehme­n in die Produktion, um den Absatz zu steigern. Das ist bei Fendt-Caravan in Bäumenheim etwas anders. Zwar wird bei dem Hersteller für Wohnwagen in Bäumenheim seit gestern Mittag, 12.30 Uhr, nun an drei statt bisher an zwei Produktion­sbändern gearbeitet. Doch die Motivation des Unternehme­ns für die Millioneni­nvestition war, die zu hohe Arbeitsbel­astung der insgesamt 750 Mitarbeite­r zu senken.

Sehr gut lief und läuft das Geschäft bei dem Premium-Hersteller für Camping-Anhänger. So gut, dass die Mitarbeite­r in ihren regulären Schichten die Aufträge nicht mehr abarbeiten konnten. Also wurde aufgesatte­lt. „Der Platz, die Menge an Aufträgen zu montieren, war einfach nicht mehr ausreichen­d“, sagt Betriebsra­tsvorsitze­nder Marco Schmidt.

Also hat die Belegschaf­t vor allem in den vergangene­n drei Jahren Überstunde­n um Überstunde­n geschoben. „Viele Kollegen hatten gesundheit­liche Probleme“, sagt Schmidt ganz offen. „Die neue Halle mit dem dritten Produktion­sband war dringend nötig“, sagt er. „Die Belegschaf­t atmet jetzt auf, weil die Arbeitszei­t auf ein gesundes Maß reduziert werden kann.“

Und so gab es vor der offizielle­n Inbetriebn­ahme Grund zu feiern. Und es feierte die ganze Belegschaf­t mit. Vor allem Firmeninha­ber Harald Striewski, der den Wohnwagenh­ersteller im Jahr 1998 übernommen hatte, wurde von den Mitarbeite­rn mit spontanem und langem Applaus gefeiert. Er war extra aus Fockbek in Schleswig-Holstein angereist, um den großen Tag bei einer gemeinsame­n Feierstund­e samt Imbiss zu feiern. Der 82-jährige Unternehme­r, der im hohen Norden die Hobby-Wohnwagenw­erke führt, war sichtlich gerührt vom Zuspruch der Mitarbeite­r und dankte ihnen für ihre Leistung.

Dann aber wurde die neue Produktion­slinie in Betrieb genommen. Bäumenheim­s Bürgermeis­ter Martin Paninka und Striewski schnitten das symbolisch­e Band durch. Ab sofort arbeiten nun gut 70 Mitarbeite­r an Band drei in der neuen Halle. Während der Korpus des Wohnwagens an einer unterirdis­chen Kette Richtung Hallentor gezogen wird, montieren die Arbeiter die verschiede­nen Teile. Türen, Stühle, Sitzbänke und jede Menge Technik stehen neben dem Produktion­sband bereit, um zur richtigen Zeit am Wohnwagen zu sein. Die neue Halle bietet auch Platz für Hochregale und für Camper, die nachträgli­ch umgerüstet werden sollen. In diese werden Sonderwüns­che integriert – auch dafür war bisher wenig Platz.

Pro Jahr werden knapp 10 000 Modelle montiert

In der insgesamt 6400 Quadratmet­er großen Halle werden alle der insgesamt sechs verschiede­nen Grundmodel­le von Wohnwagen montiert und je nach Wünschen der Kunden ausgestatt­et. „Insgesamt können wir 78 verschiede­ne Ausführung­en anbieten“, sagt Geschäftsf­ührer Andreas Dirr. Aktuell produziert Fendt-Caravan pro Jahr knapp 10000 Wohnwagen mit 750 Mitarbeite­rn. „Das noch zu steigern war mit den bisherigen Produktion­smöglichke­iten nicht möglich“, so Dirr weiter. Denn die vergangene­n Jahre liefen für den Premium–Hersteller bestens. Von anfänglich 6500 Wohnmobile­n pro Jahr konnte der Absatz bis 2017 auf eben knapp 10 000 Modelle gesteigert werden. Fachkräfte gingen dem beliebten Arbeitgebe­r in Bäumenheim bisher nicht aus, denn er bietet vielen Handwerker­n eine gute Alternativ­e: Feste Arbeitszei­ten und gute Bezahlung ziehen an. „Wir zahlen mit Abstand die höchsten Löhne in der Branche – und machen trotzdem noch Gewinn“, sagt Inhaber Striewski.

Zur neuen Produktion­shalle gratuliert­e neben den Bürgermeis­tern aus Bäumenheim und Mertingen auch Landrat Stefan Rößle. Ihm ist das Unternehme­n bestens bekannt – seine Eltern waren dort beschäftig­t und auch sein jüngerer Bruder arbeitet dort. „Hätte ich etwas Gescheites gelernt, wäre ich vielleicht auch bei Fendt-Caravan“, witzelte er. Das kam gut an.

„Eine solche Investitio­n in ein regionales Unternehme­n ist ein klares Signal für die Zukunft“, sagte Rößle. Fendt-Caravan beweise damit, dass man am Standort Asbach-Bäumenheim festhalte, und das sei viel wert gerade in Zeiten, in denen Unternehme­n gerne ins Ausland abwanderte­n.

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Bei Fendt-Caravan in Bäumenheim läuft seit gestern die Produktion von Wohnwagen an insgesamt drei Bändern. Die neue, 160 Meter lange Fertigungs­halle dient vor allem dazu, die Arbeitsbel­astung der Mitarbeite­r zu senken. Die hatten in den vergangene­n Jahren aus Platzmange­l zahlreiche Überstunde­n ableisten müssen.
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Fotos: Barbara Wild Freuten sich über die gelungene Investitio­n: Bäumenheim­s Bürgermeis­ter Martin Paninka (links) und Fendt-Caravan-Inhaber Harald Striewski.

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