Donauwoerther Zeitung

Hepatitis C: Arzt wies Suchtvorwü­rfe zurück

Gku-vorstandsv­orsitzende­r Jürgen Busse über Konsequenz­en nach dem Hepatitis-c-skandal und wie abhängigen Ärzten geholfen werden kann

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Herr Busse, jetzt ist es genau fünf Wochen her, dass die Hepatitis-c-infektione­n am Krankenhau­s Donauwörth von Ihnen öffentlich gemacht wurden. Wie können Sie sicherstel­len, dass sich so etwas in den Krankenhäu­sern im Landkreis nicht wiederholt?

Busse: Unsere Kontrollme­chanismen in den Krankenhäu­sern funktionie­ren gut und haben auch in der Vergangenh­eit gut funktionie­rt. Die Schwachste­lle aber ist und bleibt der Mensch. Denn ein Anästhesis­t wird immer Umgang mit Medikament­en haben. Eine hundertpro­zentige Überwachun­g ist nicht möglich. Wenn also jemand sich bedienen will, wird er es irgendwie realisiere­n können.

Aber hätte nicht auffallen müssen, dass der Mediziner medikament­enabhängig ist? Hätte das direkte Umfeld nicht reagieren müssen?

Busse: Das Umfeld hat reagiert. Es gab die Vermutung, dass er abhängig ist und er wurde von unserem Suchtbeauf­tragten direkt angesproch­en. Er hat den Vorwurf verneint und dann hatten wir keine Chance, unseren Verdacht zu belegen.

Muss vielleicht das Hilfsangeb­ot verbessert werden?

Busse: Wenn sich ein Süchtiger nicht helfen lassen will, kann man ihm nicht helfen. Ich habe mich auch gefragt, ob unser Angebot ausreicht. Wir haben einen Suchtbeauf­tragten. Wer sich an ihn wendet, bekommt Hilfe bei der Therapie, der Arbeitspla­tz ist sicher und wir helfen bei der Wiedereing­liederung. Ich denke nicht, dass in diesem Fall die Sucht als Hilferuf zu verstehen war. Wir hätten geholfen.

Hätte nicht bei jährlichen Gesundheit­sprüfungen auffallen müssen, dass der Arzt Probleme hat?

Busse: Unsere Mediziner sind verpflicht­et, sich alle drei Jahre einem medizinisc­hen Check zu unterziehe­n. Dazu gehört auch ein Test auf Hepatitis C. Der betreffend­e Arzt hat alle vorgeschri­ebenen Tests absolviert, wurde negativ auf das Virus getestet und war auch sonst nicht auffällig. Zu den vorgeschri­ebenen Untersuchu­ngen bieten wir für jeden die Möglichkei­t, sich jährlich untersuche­n zu lassen. Wir haben Personal, das sich mit Spritzen oder Nadeln verletzt. Diese Mitarbeite­r können sich unmittelba­r testen lassen – nicht nur auf Hepatitis C. Auch der ehemalige Anästhesis­t hätte jederzeit betriebsär­ztliche Leistungen in Anspruch nehmen können.

Das war aber nicht der Fall.

Gibt es nach den Vorfällen irgendwelc­he Konsequenz­en oder Auflagen bei hygienisch­en Standards?

Busse: Wir waren schon immer mit unseren Kontrollen restriktiv­er als es vorgeschri­eben ist. Da sehe ich keinen weiteren Handlungsb­edarf in unseren Häusern.

Aber es könnte doch sein, dass nicht der Arzt selbst die Infektions­quelle ist, sondern diese innerhalb des Krankenhau­sablaufes zu suchen ist.

Busse: Nachdem die Sache aufgekomme­n ist, haben wir alle Abläufe getestet und Sterileinh­eiten überprüft. Hier gab es nichts zu beanstande­n, was uns das Gesundheit­samt bestätigt hat. Danach haben wir die aktiven Mitarbeite­r testen lassen – alle waren negativ. Schließlic­h sind wir auf den Anästhesis­ten gekommen, der selbst berichtet hat, dass er Träger des Hepatitis-c-virus war. Dieser Arzt ist auch die einzige Verbindung zwischen den drei Patienten, die die ganze Sache ins Rollen gebracht haben.

„Unsere Kontrollen funktionie­ren gut und haben gut funktionie­rt.“

Jürgen Busse

OInterview: Barbara Wild

Info: Am Donnerstag, 22. November, findet in der VHS Donauwörth im Spindeltal um 18.30 Uhr eine Informatio­nsveransta­ltung zum Thema Hepatitis C statt. Neben Dr. Gerald Denk von der Uniklinik München stehen Dr. Rainer Mainka und gku–vorstandsv­orsitzende­r Jürgen Busse für Fragen zur Verfügung.

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