Donauwoerther Zeitung

Wie geht es weiter mit der Kläranlage?

Finanzieru­ngsmodell Erst wenn Vermesser die Geschossfl­ächen von Grundstück­en ermittelt haben, kann der Oberndorfe­r Gemeindera­t entscheide­n. Belastunge­n für die Bürger

- VON HELMUT BISSINGER

Oberndorf Geduld ist weiterhin beim vielleicht größten Projekt gefragt, das Oberndorf in den nächsten Jahren zu stemmen hat: der Kläranlage. Dass es die Grundstück­seigentüme­r der Lechgemein­de finanziere­n müssen, ist weitgehend klar, denn für den Neubau von Kläranlage­n gibt es vom Staat kein Geld mehr. Das machte Heinrich Schulte bei der Bürgervers­ammlung deutlich. Er berät die Lechgemein­de im Abrechnung­sverfahren.

Die neue Kläranlage wird Millionen kosten. Wie viele, ist noch nicht klar. Bürgermeis­ter Hubert Eberle wollte sich nicht ohne konkrete Schätzkost­en festlegen.

Das Interesse war groß: Bis auf den letzten Platz war der „Kronensaal“in Oberndorf gefüllt, als Heinrich Schulte vom Kommunalbe­ratungsbür­o Schulte-Röder aus Veitshöchs­heim über das weitere Vorgehen referierte. Erst wenn dem Gemeindera­t eine Globalkalk­ulation vorliege, könne er darüber entscheide­n, ob es zu einer Finanzieru­ng über Beiträge, Gebühren oder ein Mischmodel­l kommt. Einige Bürger äußerten sich enttäuscht, hatten sie doch erwartet, bereits etwas über die Höhe der Belastunge­n zu erfahren, die auf sie in den nächsten Jahren zukommen.

Mehr als ein halbes Jahr werden in Oberndorf, Eggelstett­en und Flein nun Vermesser unterwegs sein. Ihre Aufgabe: Die Geschossfl­ächen von Gebäuden zu errechnen. Schulte nannte Berechnung­sbeispiele und zeigte auf, wie Dachgescho­sse, Keller oder Garagen eingeschät­zt werden. Bisher waren in der Kommune zulässige Geschossfl­ächen zurate gezogen worden, nun müsste man tatsächlic­he Geschossfl­ächen errechnen, wie dies bereits in 94 Prozent der bayerische­n Gemeinden der Fall sei.

Die Vermessung­saktion, von den Experten des Büros Schulte-Röder durchgefüh­rt, soll schon bald beginnen. Knapp 70000 Euro muss die Gemeinde nach Angaben des Bürgermeis­ters dafür aufwenden. Auch die Wasserdate­n sollen im Zuge der Aktion errechnet und digital erfasst werden, wenngleich sie für das Kläranlage­n-Projekt nicht relevant seien. „Wenn wir die Basisdaten haben, kann der Gemeindera­t festlegen, wie die Kläranlage finanziert wird“, sagte Eberle.

„Irgendwann wird die Kläranlage kommen“, meinte der Bürgermeis­ter, anspielend auf die lange Planungsph­ase für das Projekt, das immer wieder ins Stocken geraten war, zuletzt weil Verfahrens­fragen mit der Stadt Rain und dem Zweckverba­nd Fränkische­r Wirtschaft­sraum. Nun aber habe man mit der Ausschreib­ung begonnen „und Ende Februar werden wir die Aufträge für die Bauarbeite­n vergeben“. Eberle hofft, dass Anfang April kommenden Jahres mit der Baumaßnahm­e begonnen werden kann. Die bisherige Kläranlage war in die Jahre gekommen, entspricht nicht mehr modernen Anforderun­gen und kann nur noch mit einer Sondergene­hmigung weiter betrieben werden. Mit einer Fertigstel­lung des neuen Klärwerks ist nicht vor Ende 2020 zu rechnen.

Dann werden die Zeiten vorbei sein, da die finanziell­e Situation der Lechgemein­de andere Kommunen neidisch macht. Kämmerin Silvia Stumpf kündigte bereits an, dass man mit einer Pro-Kopf-Verschuldu­ng von unter 30 Euro noch beispiello­s dastehe, dies sich aber angesichts von Mammutaufg­aben wie dem Neubau der Kläranlage 2019 ändern werde. „Wir haben einiges zu bewältigen“, meinte auch Bürgermeis­ter Eberle. Für das kommende Jahr erwartet er dann einen Rekord-Haushalt.

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