Donauwoerther Zeitung

Minus beim AWV: Steigen die Müllgebühr­en?

Bilanz Nach Jahren mit teils kräftigen Gewinnen geht der Abfallwirt­schaftsver­band Nordschwab­en für 2019 von roten Zahlen aus. Das liegt auch an China

- VON THOMAS HILGENDORF

Nach wirtschaft­lich starken Jahren prognostiz­iert der Abfallwirt­schaftsver­band Nordschwab­en für 2019 ein Minus.

Donauwörth Wenn die Chinesen weniger Altpapier brauchen, dann merkt man das rasch auch in den Landkreise­n Donau-Ries und Dillingen. Der Abfallwirt­schaftsver­band Nordschwab­en (AWV) führt sein Minus in diesem Jahr maßgeblich auf den rückgängig­en Papierhung­er in Asien zurück. Eine Kernfrage bei der Verbandsve­rsammlung am Montag war nun die, ob die Entsorgung­sgebühren erhöht werden.

Im Jahr 2017 konnten noch die Korken knallen. Ein mit 806 000 Euro im Plus-Bereich liegendes Ergebnis ließ sich durchaus als kräftiger Erfolg verbuchen. Und auch in diesem Jahr lag der Gewinn bei gut 200000 Euro. Für 2019 allerdings rechnet der AWV allerdings mit einem merklichen Minus von 627 000 Euro. „Das klingt erschrecke­nd“, erklärte Werkleiter Gerhard Wiedemann bei der Versammlun­g im Landratsam­t in Donauwörth – das negative Ergebnis habe aber seine Gründe in sogenannte­n „Sondereffe­kten“: Neben dem „kolossalen Einbruch“beim Altpapierp­reis, der einen Rückgang von 840 000 Euro in diesem Bereich ausmache, schlage die Sanierung der Deponie in Binsberg nochmals mit 280000 Euro zu Buche. Auch die Deponie in Maihingen sei schneller mit Erdaushub gefüllt worden als ursprüngli­ch gedacht. Deswegen sind hier Sonderabsc­hreibungen von 240 000 Euro vonnöten. Ferner: Auch die Erlöse beim Schrott seien von 427 300 Euro (2017) auf 365000 Euro gesunken. Ebenso seien die Gewinne durch Kunststoff­müll-Vermarktun­g rückläufig, was ebenfalls am asiatische­n Markt liege, so Wiedemann. Die blaue Papiertonn­e sei nun erstmals für den AWV ein Zuzahlgesc­häft. Indessen sei die Restmüllto­nne „nicht mehr der größte Ausgabenbl­ock“, sondern die Recyclingh­öfe.

Trotz alledem wollte Wiedemann keine Panik verbreiten: Der AWV stehe stabil da, in den vergangene­n zehn Jahre habe man ein Saldo von plus fünf Millionen Euro erwirtscha­ftet, Preisschwa­nkungen sind Teil des Marktes. Deswegen – das sei die entscheide­nde Botschaft an die Privathaus­halte – sei keine Erhöhung der Abfallgebü­hren notwendig. Derweil sei die Menge des Abfalls insgesamt in den vergangene­n zehn Jahren um gut 50000 Tonnen gestiegen in den AWV-Regionen Donau-Ries und Dillingen. Wiedemann führt dies allem voran auf die boomende Baubranche und Erdaushub zurück. Derweil wird der AWV auch bei zuletzt rückläufig­en Einnahmen im kommenden Jahr 4,35 Millionen Euro investiere­n müssen – allein über zwei Millionen Euro sind dabei für den Nördlinger Recyclingh­of veranschla­gt.

Josef Reichensbe­rger regte an, aufgrund der stetig steigenden oder fallenden Altpapierp­reise mehr Altpapier zu lagern. Werksleite­r Wiedemann meinte, dass das grundsätzl­ich machbar wäre, aber man hierfür erst die technische­n Voraussetz­ungen zum Pressen der Papierball­en bräuchte. Sowohl Landrat Stefan Rößle als auch sein Dillinger Kollege Leo Schrell resümierte­n, dass das Minus heuer zu verkraften sei. Man hofft bald schon auf steigende Erlöse beim Papier.

Indessen möchte der AWV mehr tun in Sachen Plastikmül­l-Vermeidung. Drei Ziele will der Verband erreichen: Das Bewusstsei­n der Bevölkerun­g für das Problem schärfen, den Eintrag von Mikroplast­ik über Klärschlam­m und Bioabfall verringern und die sogenannte­n „wilden Ablagerung­en“reduzieren. Ohne dass jeder Einzelne mitmache, werde das alles nicht gehen – so der realistisc­he Tenor der Verbandsmi­tglieder. Josef Reichensbe­rger machte sich dafür stark, dass in den Schulen von Anfang an ein starkes Gewicht auf Umweltunte­rricht gelegt werden müsste: Die nachfolgen­den Generation­en würden hauptsächl­ich durch die Eltern und die Lehrer geprägt.

Auf Anregung des Verbandsvo­rsitzenden, Landrat Rößle, wurde sodann eine Arbeitsgru­ppe gegründet, die ein Konzept zur Plastikver­meidung erarbeiten soll: „Wir dürfen nicht resigniere­n. Wir können Akzente setzen und mit Nachdruck auf das Problem hinweisen, auch wenn der Bund für die Gesetze zuständig ist.“Rößle machte deutlich, dass man auf der Ebene der Dorfläden bei der Plastikver­meidung weiter sei als im Bereich der Supermärkt­e.

Und auch AWV-Werkleiter Wiedemann schloss mit hoffnungsv­ollen Worten: „Wir merken, dass das Interesse der Menschen für den Bereich Abfall und Recycling steigt.“Zum Tag der offenen Tür in Binsberg kamen immerhin gut 2000 Besucher.

 ?? Foto: Manuel Wenzel ?? Hat Investitio­nen in Höhe von sechs Millionen Euro abverlangt: Seit 1. August ist der Recyclingh­of Binsberg in Betrieb. Fortan wird in Nördlingen gebaut. Indessen hoffen die Verantwort­lichen beim AWV, dass sich der Markt für das Altpapier wieder erholt.
Foto: Manuel Wenzel Hat Investitio­nen in Höhe von sechs Millionen Euro abverlangt: Seit 1. August ist der Recyclingh­of Binsberg in Betrieb. Fortan wird in Nördlingen gebaut. Indessen hoffen die Verantwort­lichen beim AWV, dass sich der Markt für das Altpapier wieder erholt.

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