Sie lockten ihre Opfer ins Auto
Urteil Haftstrafen für fünf Männer, die Schülerinnen vergewaltigten
Essen „Die ersten Tage danach waren so schlimm, dass ich gar nicht mehr wusste, ob ich noch leben wollte“, sagt die 16-Jährige vor dem Essener Landgericht. Andere Mädchen, die von den jungen Männern vergewaltigt wurden, seien in der Schule nicht mehr klargekommen, hätten sich nicht mehr alleine nach draußen getraut, erklärt Richter Volker Uhlenbrock. Die fünf Angeklagten wurden zu Haftstrafen verurteilt.
Die mit drei Jahren und neun Monaten Haft mildeste Strafe wurde gegen einen 24-jährigen Gelsenkirchener verhängt. Er ist auch der einzige, der nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt wurde. Die anderen vier erhielten Jugendhaftstrafen von zweimal vier Jahren, einmal fünf Jahren und einmal sechs Jahren und drei Monaten. Die unterschiedliche Strafhöhe hängt laut Urteil mit den verschiedenen Tatbeteiligungen und den unterschiedlich gewerteten Geständnissen zusammen. Alle Angeklagten sind deutscher Staatsangehörigkeit.
Die Täter, die sich selbst „Skorpione“nannten, gingen, wie der Prozess ergab, stets so vor: Einer der Angeklagten spielte den Lockvogel, die anderen kamen scheinbar zufällig hinzu. Die Opfer, mit denen man flüchtig bekannt war, wurden unter einem Vorwand in ein Auto gelockt und dann an abgelegene Orte gefahren. Die jungen Männer nahmen ihnen die Handys ab, verriegelten die Türen. Sobald sich ein Mädchen weigerte, wurde gedroht: „Wenn du jetzt nicht mit jedem von uns schläfst, brechen wir dir den Arm, schlagen dich grün und blau und werfen dich ins Gebüsch.“
„Die Angeklagten haben die schutzlose Lage ihrer Opfer ausgenutzt“, sagte Richter Uhlenbrock. Die Taten nannte er frauenverachtend, abscheulich und besonders erniedrigend. „Das Flehen und Weinen der Mädchen, ihr Bitten und ihr Würgereiz – alles hat ihnen nicht geholfen“, verdeutlichte er bei der Urteilsverkündung. Die Angeklagten hätten ihre Opfer nacheinander vergewaltigt – meist noch im Auto.
Für ihre Taten hatten die jungen Männer zwei WhatsApp-Gruppen gegründet, in denen sie sich verabredeten und sich später auch mit ihren Taten brüsteten. „Spinnen GE“hieß die eine, „Scorpions MC 1%“die andere. „Einen Skorpion machen“ist dem Urteil zufolge auch oft das Stichwort gewesen, um wieder ein Mädchen zu vergewaltigen.
Im Prozess ging es um sechs Mädchen und junge Frauen, die älteste war zur Tatzeit gerade 18 Jahre. Sie schilderten laut Richter unter Tränen das Geschehen und die Folgen. In dem nicht öffentlichen Teil des Prozesses soll die Situation einmal so bedrückend gewesen sein, dass auch zwei Angeklagten die Tränen kamen. Die 17 bis 24 Jahre alten Angeklagten sind miteinander verwandt, darunter zwei Brüder. Drei von ihnen hatten im Prozess schnell Geständnisse abgelegt, zwei waren zumindest teilgeständig.