Die Souffleuse packt aus
Thaddäus Simone Solga zeigt kompromissloses, weibliches Kabarett
Kaisheim In gewissem Maß lebt sie von Angela Merkel. Simone Solga ist seit Jahren als „Souffleuse der Kanzlerin“unterwegs. Die Kabarettistin gibt sich dabei kompromisslos und höchst bissig. Nun aber deutet sich ein Problem an: Wenn Merkel abtritt, dann könnte Solga bald ohne Themen sein, könnte man meinen. Doch Solga hat Annegret KrampKarrenbauer im Auge. „Karrenbauer“– das wäre für die Kabarettistin die ideale Frontfrau im Autoland Deutschland.
Kein Platz blieb im Auditorium der Kleinkunstbühne Thaddäus in Kaisheim frei, als Solga loslegte. Das Publikum musste an diesem Abend auf ihre rockigen Gesangseinlagen
Es gibt durchaus auch nachdenkliche Passagen
verzichten, war ihre Stimme doch leicht angeschlagen. Das schmälerte die Begeisterung für die 54-Jährige, die zum vierten Mal in Kaisheim gastierte, aber keineswegs.
„Bloß schnell weg“, habe sie sich angesichts der jüngsten Turbulenzen in Berlin gedacht. Die „jahrelang angestellte Flüstertüte“kam mit Altmaiers Lunchpaket und ihrem neuen Programm „Das gibt Ärger“nach Kaisheim, um Asyl vom Kanzleramt zu beantragen. „Noch einmal drei Jahre Merkel ergeben sechzehn, das ist länger als lebenslänglich“, beklagte Solga. Aber nicht mir ihr. Jetzt werde abgerechnet, auch wenn das Ärger gebe.
Mit der Kündigung in der Handtasche und einem wahren Arsenal an Themen legte Solga los und feuerte ihre großartigen Gedanken in Höchstgeschwindigkeit ins Publikum, das sie dabei nicht schonte. Sie habe genug von allen Versprechungen und Lügen der Politik. Von „guten Diktatoren, die uns als verlässliche Partner verkauft werden, bis zu Entlastungszusagen für die Bürger. Die innere Sicherheit sei ein großes Thema. Solga hätte statt mehr Polizei lieber weniger Gründe, die Polizei nötig machten.
Frech, respektlos und auf politische Korrektheit pfeifend, ereiferte sich die Kabarettistin über Politik und „unsere Gäste“. Sie richtete eine Ansprache an Islamisten, die sich gewaschen hat. Schließlich hat Solga nach eigener Aussage als Ostdeutsche irgendwie den gleichen Hintergrund wie die Salafisten: „Bei ihnen hat Allah recht, bei uns war es die Partei. Ihr Versprechen auf 72 Jungfrauen war unser Fünf-JahresPlan.“
Entwaffnend direkt und hintersinnig hinterfrage sie auch mal eigene Gedanken und „gute Lügen“. „Kabarett ist die letzte sinnvolle Art von Gottesdienst“, ist ihr Credo. Mit viel Humor, auch mit nachdenklichen Passagen und ernsten Themen, zeigte Solga, dass intelligentes, weibliches Kabarett durchaus kompromisslos sein kann. Das Publikum war hellwach, nur einer schlief: Simone Solgas Hund Taxi. Er kuschelte sich in seine von einem Freund betreute Tasche, als Frauchen die Zweibeiner zum Lachen brachte.