Donauwoerther Zeitung

Falsche ins Gesicht: 17-Jähriger fast blind

Gericht Ein 17-Jähriger bekommt bei einem Streit Glasscherb­en in Gesicht und Auge. Was der Täter zu seiner Entschuldi­gung im Gericht vorbringt

- VON DANIEL DOLLINGER

Ein Streit am Jugendzent­rum Monhei-Weilheim endet für einen Mann mit einer schweren Verletzung am Auge.

Monheim-Weilheim Die Sehkraft auf seinem linken Auge liegt bei etwa vier, fünf Prozent. Selbst wenn er sich die Finger direkt vor das Gesicht hält, sieht er nur verschwomm­en. Hoffnung, dass sich daran noch etwas verbessert, geben ihm die Ärzte nicht. „Eher im Gegenteil.“Der 17-Jährige spricht ruhig, erzählt davon, dass nach bereits drei Operatione­n in knapp zwei Wochen bereits die nächste ansteht. Dann wollen die Ärzte versuchen, die Linse an seinem Auge zu befestigen. Doch die Scherben einer zerplatzte­n Bierflasch­e haben sein Auge zerstört, der Augapfel war gerissen. Durch die Flasche, die ein heute 23-Jähriger dem gelernten Heizungsba­uer ins Gesicht geworfen hatte. Dadurch hat er bei der Arbeit teils erhebliche Probleme und mit Kopfschmer­zen zu kämpfen. Ein Attest legt einen Berufswech­sel nahe. Täter aus dem nördlichen Landkreis musste sich nun vor dem Nördlinger Amtsgerich­t verantwort­en.

Passiert war das Ganze bei einer Party im Monheimer Stadtteil Weilheim Ende Januar. Der heute 17-Jährige, der aus Schwarzach stammt, feierte mit zwei Freunden aus der Gegend an dem Baucontain­er. Später stieß der Angeklagte mit zwei Arbeitskol­legen hinzu. Die drei hatten den Abend zuvor schon gemeinsam verbracht, dabei hatte der Angeklagte einiges getrunken. Im Laufe des Abends seien es „zehn Bier, verschiede­ne Mischgeträ­nke und ein paar Schnäpse gewesen“, gab er auf Nachfrage von Richterin Ruth Roser zu Protokoll.

An der Rangelei am Jugendtref­f war er zunächst gar nicht beteiligt. Weil der Jugendlich­e rechtsradi­kale Parolen gerufen habe, sei ein Freund des Angeklagte­n auf ihn zugegangen. „Ich habe ihn dann zu Boden ge- schubst. Als er wieder aufgestand­en ist und sich abgeklopft hat, ist von links hinten die Flasche an mir vorbei und ihm ins Gesicht geknallt“, sagte er vor Gericht aus. Wer die geworfen hatte, war ihm genauso unklar wie auch den anderen Zeugen, die auf der Party waren. Der Angeklagte selbst gab in Gesprächen später in der Nacht zu, die Flasche geworfen zu haben. „Ich wollte die Flasche nur wegwerfen, an die Mauer. Ich dachte, das sei dort ein Ritual“, sagte er.

Am nächsten Tag fuhr er gemeinsam mit einem Bekannten, der ihn noch dazu überredet hatte, zur Polizei nach Donauwörth, um sich selbst zu stellen. Dem Verletzten hat er am selben Tag noch eine Nachricht gesendet und sich entschuldi­gt. Im Gerichtssa­al bat er ihn erneut um Verzeihung. Er gab schließlic­h auch zu, die Flasche in Richtung der beiden Streithähn­e geworfen zu haben und in Kauf genommen zu haben, jemanDer den zu verletzen. Das, und die 10 000 Euro, die er dem Opfer mittlerwei­le als „Vorschuss“bezahlt hatte, wertete Staatsanwä­ltin Kerstin Reitlinger als gutes Zeichen. Trotzdem forderte sie eine Freiheitss­trafe von zwei Jahren und sechs Monaten. Dominik Stelzig, Anwalt des Opfers, sprach sich dafür aus, eine geringere Strafe zu wählen und auf Bewährung auszusetze­n, um dem „jungen Menschen nicht die Zukunft zu verbauen“. Auch Verteidige­r Martin Henrich sprach sich für eine Bewährungs­strafe aus.

Das Schöffenge­richt unter Vorsitz von Richterin Ruth Roser verurteilt­e den Angeklagte­n schließlic­h zu einer Freiheitss­trafe von zwei Jahren, setzte diese auf Bewährung aus. Zudem muss der 23-Jährige 3000 Euro an einen gemeinnütz­igen Verein zahlen. „Diese Verurteilu­ng wird Ihnen als Warnung dienen“, sagte sie zum Angeklagte­n.

 ?? Foto: Daniel Dollinger ?? An diesem Jugendtref­f im Monheimer Stadtteil Weilheim kam es bei einer Party Ende Januar zu einem Streit. Dabei wurde einer der Beteiligte­n von einer Bierflasch­e schwer im Gesicht und Auge verletzt. Deshalb musste sich ein 23-Jähriger nun vor Gericht verantwort­en.
Foto: Daniel Dollinger An diesem Jugendtref­f im Monheimer Stadtteil Weilheim kam es bei einer Party Ende Januar zu einem Streit. Dabei wurde einer der Beteiligte­n von einer Bierflasch­e schwer im Gesicht und Auge verletzt. Deshalb musste sich ein 23-Jähriger nun vor Gericht verantwort­en.

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