Der Pfefferminz-Prinz wird 70
Geburtstag Marius Müller-Westernhagen hat zwei Karrieren hingelegt. Als Musiker ist er einer der größten deutschen Stars. Und mit dem Roadmovie „Theo gegen den Rest der Welt“wurde er Kult
Die Moden in der Musik sind über ihn hinweggezogen. In der Zeit quirliger Youtube- und Social-Media-Stars wirkt er auch ein wenig aus der Zeit gefallen. Doch es steht fest: Marius Müller-Westernhagen gehört immer noch zu den großen deutschen Rockmusikern. Er füllt bei seinen Tourneen nach wie vor problemlos große Hallen und hat Hits wie „Dicke“oder „Freiheit“oder „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“geschaffen, die auch noch im digitalen Zeitalter Bestand haben. Millionen verkaufte Tonträger adeln ihn als ganz Großen der deutschen Rock- und Popkultur.
Irgendwie ist es schwer vorstellbar, dass er am Nikolaustag schon 70 Jahre alt wird. Westernhagen stand mit seinen Filmen und Liedern ja immer für Jugend – und auch für Freiheit und Träume. Doch es ist so: Die Post-68er-Generation kommt in die Jahre. Und für sie war er eine typische Symbolfigur. Sein Lederjacken-Image kultivierte er. Später, da er längst Musik-Millionär war, wechselte er zum Armani-Anzug, was sogar der konservativen
Frankfurter Allgemeinen Zeitung auffiel und seiner Glaubwürdigkeit schadete.
Doch wer ist dieser Sänger mit dem gepressten bauchig-kehligen Ton, der nicht wirklich gut singen kann und trotzdem die Leute in seinen Bann zog? War er nun zuerst Schauspieler oder Musiker? Da kann man sich bei Marius MüllerWesternhagen trefflich streiten. Denn schon früh startete der gebürtige Düsseldorfer seine Karriere zweispurig: Kurz nach dem frühen Tod seines Vaters, der übrigens zum Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses zur Zeit des Intendanten Gustaf Gründgens gehörte, spielte er im Fernsehfilm „Die höhere Schule“mit. Das war noch in den frühen 60er Jahren. Die erste Gage hat er übrigens umgehend in eine Eishockey-Ausrüstung investiert. Mit einem Vater als Schauspieler und einer Mutter, die Regierungsbeamtin war, stammt Westernhagen übrigens nicht aus dem schnoddrigproletarischen Milieu, das man ihm oft als Familienhintergrund unterstellte.
In den 60er Jahren begann Westernhagen auch, Musik zu machen. Er brachte sich selbst das Gitarrenspiel bei und versuchte sich in einer klassischen Gesangsausbildung. Was die wenigsten wissen: Der junge Marius war zeitweise Sprecher der Titelrolle der Zeichentrickserie „Wickie und die starken Männer“. Er war es, der dem cleveren Wikinger-Bürschchen, das seinen Stamm immer wieder auf spektakuläre Weise rettete, seine Stimme lieh.
Voll in Fahrt kam die Karriere allerdings erst in den späten 70er Jahren. Besonders bekannt ist seine Rolle als schnoddriger Kleinganove Theo Gromberg aus dem Roadmovie „Theo gegen den Rest der Welt“. Musikalisch schrieb er 1978 sein Klassiker-Album „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“, das sich eine Million Mal verkaufte.
Westernhagen hat aus einer früheren Beziehung mit der Schauspielerin und Fotografin Polly Eltes eine Tochter namens Sarah, die Model und Sängerin ist. 1988 heiratete er das New Yorker Fotomodel Romney Williams. Vor fünf Jahren trennte er sich dann wieder von ihr. Heute ist er mit der südafrikanischen Sängerin Lindiwe Suttle liiert. Sie ist auch auf dem Album „MTV Unplugged“in dem berührenden Stück „Luft um zu atmen“zu hören.
Im Spätsommer dieses Jahres soll sich der Sänger auf einer Reise nach New York lebensbedrohliche Bakterien eingefangen haben, die seinen Körper so sehr schwächten, sodass er erst einmal eine Zeit lang im Krankenhaus lag. Zumindest berichtete das die Bunte. Inzwischen ist er wieder gesund und feiert seinen Geburtstag. Wie er den verbringt, dazu hat er sich bisher nicht geäußert: „Mir ist die Zahl 70 völlig unwichtig“, sagte er schon vor Jahren.