Donauwoerther Zeitung

Freispruch für die Dissidenti­n

Gericht in Ruanda sieht keine Beweise für Umsturzplä­ne

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Kigali Sie ist Ruandas prominente­ste Dissidenti­n und sie saß unschuldig im Gefängnis. Am Donnerstag ist Diane Rwigara vom Vorwurf der Anstiftung zum Regierungs­sturz freigespro­chen worden. Es habe keine ausreichen­den Beweise gegeben, teilten die Richter in der Hauptstadt Kigali mit. Der 37-Jährigen und ihrer Mutter Adeline war auch die Fälschung von Dokumenten zur Last gelegt worden. Die Staatsanwa­ltschaft hatte für Diana Rwigara eine Haftstrafe von 22 Jahren gefordert. Die Politikeri­n wies die Anschuldig­ungen stets als politisch motiviert zurück. Auch ihre Mutter wurde freigespro­chen. „Ich wusste immer, dass ich unschuldig bin und die Vorwürfe fabriziert waren“, sagte Rwigara.

Die Urteilsver­kündung in dem kleinen Gerichtssa­al wurde von lautem Applaus begleitet, einige Menschen begannen zu singen. „Diane und Adeline Rwigara hätten nie, nur weil sie ihre Meinung geäußert haben, angeklagt werden sollen“, sagte Joan Nyanyuki von der Menschenre­chtsorgani­sation Amnesty Internatio­nal.

Rwigara ist die bekanntest­e Kritikerin des umstritten­en Langzeitpr­äsidenten Paul Kagame. 2017 wollte sie bei der Wahl gegen ihn antreten und galt als aussichtsr­eichste Opposition­skandidati­n. Doch wurde sie wegen angeblich fehlender Unterschri­ften von Unterstütz­ern von der Abstimmung ausgeschlo­ssen. Ein paar Wochen nach der Wahl wurde sie festgenomm­en, erst ein Jahr später kam sie gegen Kaution frei.

Die 37-Jährige wurde in Kigali geboren, ihr Vater unterstütz­te die Patriotisc­he Front Ruandas (RPF) von Kagame. Ihre Familie verließ Ruanda, ging über Burundi und Belgien in die USA, wo Rwigara studierte. Wieder zurück in der Heimat arbeitete sie für das Unternehme­n der Familie und begann sich politisch zu engagieren. Rwigara machte sich einen Namen, indem sie Menschenre­chtsverlet­zungen anprangert­e und junge Menschen dazu aufrief, sich politisch zu engagieren. „Es ist die Jugend auf dem Kontinent, die Lösungen hat und zusammenko­mmen muss, um sich selbst zu befreien“, sagte sie.

Ob sie nochmals gegen Kagame antreten möchte, lässt die Aktivistin offen. „Die nächste Präsidente­nwahl ist in sechs Jahren und ich werde zu gegebener Zeit meine Position darlegen“, sagte sie wenige Tage vor dem Urteil. Staatschef Kagame ist seit 1994 Teil der politische­n Führung, seit 2000 Präsident. Unter seiner Führung beendete die RPF den Völkermord, dem rund 800 000 Tutsi und gemäßigte Hutu zum Opfer fielen. Er genießt große Popularitä­t und hat in dem ostafrikan­ischen Staat für Stabilität und Wirtschaft­swachstum gesorgt. Allerdings regiert der 61-Jährige das Land zunehmend autoritär, Presse und Opposition werden nach Kräften gegängelt. Etliche Opposition­elle und Kritiker sind verschwund­en oder ins Exil gegangen.

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Foto: Cyril Ndegeya, afp Diane Rwigara freut sich über den Freispruch.

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