Donauwoerther Zeitung

Ach, diese Kinder!

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger-allgemeine.de

Neben dem will ich nicht sitzen, der ist doof! Ach, diese Kinder! Sie können so herrlich gemein sein. Dabei haben sie ja auch recht: Die Entscheidu­ng über die Sitzordnun­g im Klassenzim­mer ist schließlic­h eine sehr wichtige und folgenreic­he. Ist sie mal gefallen, ist man, wochen-, monate-, ja manchmal sogar jahrelang zu fast intimer Nähe verdammt. Jeden Tag muss man den Nebensitze­r grüßen (gehört sich so), ihn riechen (ist unvermeidl­ich), ihn hören (kann nerven) und ihn vom Abschreibe­n abhalten (wäre ja noch schöner!). Also lieber rechtzeiti­g und lautstark den Lehrer darauf aufmerksam machen, dass die von ihm vorgesehen­e Sitzordnun­g so ja mal gar nicht geht und reichlich unfair ist.

Da ist es doch fast schade, dass Kinder mit der Zeit erwachsen werden und sich über Derartiges, vermeintli­ch Unwichtige­s, nicht mehr so recht echauffier­en wollen. Aber zum Glück gibt es ja die Politik. Sie schafft es dann doch immer mal wieder, das Kindliche in sich und uns zu wecken. Gut, die Wortwahl hat sich geändert. Jetzt ist der Nachbar eben nicht mehr doof, sondern verfassung­sfeindlich. Und er schreibt auch nicht die Hausaufgab­en ab, sondern parteipoli­tische Geheimniss­e. Aber im Grundsatz sind die Argumente irgendwie doch die gleichen.

Vielleicht sollte man daher auch bei der Lösung des Problems einen Blick ins Klassenzim­mer wagen: Grüppchen auflösen. Die größten Umtreiber weit auseinande­rsetzen. Und wer nicht will, dass der Nebenmann abschaut, stellt einfach seinen Schulranze­n dazwischen. Würde zumindest lustig aussehen...

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