Donauwoerther Zeitung

Sitzstreit im Landtag

Politik Die CSU will, dass sich die FDP ganz rechts die Bänke mit der AfD teilt. Ein „feindliche­r Akt“?

- VON HENRY STERN

München Im Landtag ist es seit der letzten Wahl deutlich enger geworden: Sechs Fraktionen statt bislang vier, dazu 205 Abgeordnet­e, 25 mehr als bisher. Und die müssen im Plenarsaal zusammenrü­cken. Das sorgt nun für Ärger. Denn die CSU will, dass sich die elf FDP-Abgeordnet­en auf Dauer ganz rechts außen mit der AfD die Bänke teilen. Eine Idee, die man bei den Liberalen gar nicht lustig findet.

„Das ist eine grobe Unsportlic­hkeit der CSU“, empört sich FDPFraktio­nschef Martin Hagen. Zwar saßen die Liberalen schon bei den Eröffnungs­sitzungen rechts neben der CSU – allerdings durch einen Gang von den ganz rechts platzierte­n AfD-Parlamenta­riern getrennt. „Mit dem Gang dazwischen ist es nicht schlimm“, findet Hagen. Nun aber sollen die FDP-Abgeordnet­en mit der Partei ganz rechts außen Schulter an Schulter in die gleiche Bank: „Da sind Leute dabei, die vom Verfassung­sschutz beobachtet werden“, schimpft Hagen. Die könnten dann FDP-Unterlagen mitlesen oder mit aufs Handy schauen. Eigentlich habe man ja ein ganz ordentlich­es Verhältnis zur CSU, findet Hagen: „Aber das sehe ich schon als feindliche­n Akt an.“

Bei der CSU kann man die Aufregung nicht verstehen: Bei sechs Parteien sei es angesichts der begrenzten Platzverhä­ltnisse doch logisch, drei Blöcke aus je zwei Fraktionen zu bilden, damit jede Partei zumindest einen freien Zugang zu einem Gang habe, findet Tobias Reiß, parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der CSU. Ganz links säßen eben Grüne und SPD, in der Mitte der Regierungs­block aus Freien Wählern und CSU. Und rechts eben FDP und AfD. „Der Plenarsaal ist halt nicht größer“, sagt Reiß.

Der eigentlich­e Grund für die geplante Rechtsvers­chiebung der FDP sei vielmehr, dass die CSU selbst nicht neben der AfD sitzen wolle, glaubt hingegen FDP-Mann Hagen. Die CSU-Spitze bemühe sich ja seit geraumer Zeit um eine klare politische Abgrenzung zur AfD. Da sähe es blöd aus, wenn man am Ende direkt nebeneinan­dersitzt. Ein Vorwurf, den CSU-Mann Reiß weit von sich weist: Es gehe einzig darum, dass sich die CSU-Kollegen nicht immer durch unendlich lange Reihen schieben wollten, um zu ihrem Platz zu kommen, beteuert er.

Bei den Grünen beobachtet man den Streit mit einer Mischung aus Amüsement und Verwunderu­ng. „Ministerpr­äsident Markus Söder hat im Landtag ja einen neuen Stil angekündig­t“, sagt der Grüne Jürgen Mistol. „Da muss man dann aber auch kleineren Parteien mal zuhören und nicht einfach nur den eigenen Willen durchsetze­n.“Ginge es nach den Grünen, könnten die elf FDP-Leute auch links von CSU und Freien Wählern sitzen, um einen Mitte-Links-Opposition­sblock zu bilden. Dass es so kommt, ist aber unwahrsche­inlich: Die CSU hält an ihrem Plan fest. Im zuständige­n Ältestenra­t wurde der Beschluss auf nächste Woche verschoben. Doch die Mehrheitsv­erhältniss­e dort sind klar, sagt FDP-Mann Hagen. Es wäre aber bezeichnen­d, wenn CSU und Freie Wähler dort „auf Kosten des Kleinsten im Parlament ihren Willen durchsetze­n“.

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