Donauwoerther Zeitung

Bub kippt Schneeball­schlacht-Verbot

Colorado 97 Jahre lang war das winterlich­e Vergnügen in Severance verboten. Bis der neunjährig­e Dane Best vor den Gemeindera­t trat. Und er hat noch weitere Pläne

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Severance Kurz vor Weihnachte­n hat ein Grundschül­er in den USA das fast hundert Jahre alte Schneeball-Wurfverbot in der Gemeinde Severance im Bundesstaa­t Colorado gekippt. Der Gemeindera­t folgte einem entspreche­nden Antrag des Drittkläss­lers Dane Best einstimmig, sagte Gemeindesp­recher Kyle Rietkerk. Der Neunjährig­e habe vor dem Gemeindera­t unter anderem argumentie­rt: „Jeder in Severance sollte in der Lage sein, eine Schneeball­schlacht zu haben – wie überall auf der Welt.“

Rietkerk sagte, bei einem Schulausfl­ug zum Bürgermeis­ter und zum Gemeindera­t sei den Schülern von dem schon lange bestehende­n Verbot erzählt worden, Schneebäll­e zu werfen. Ihnen wurde aber auch gesagt, dass sie auch als Kinder durchaus eine Stimme hätten.

Bürgermeis­ter Don McLeod sagte dem Sender CNN: „Die Kinder waren total verblüfft, als sie herausfand­en, dass sie die ganze Zeit gegen das Gesetz verstoßen haben.“Jedes Jahr ermutige er Kinder bei ihrem Besuch, vorhandene Regelungen zu ändern. „Dane war der erste Schüler, der mich beim Wort genommen hat, und ich bin sehr stolz, dass er das getan hat.“

Was der eigentlich­e Ursprung des Verbots war, ist unklar, sagte Rietkerk. „Wir haben wirklich keine Ahnung.“Bekannt ist lediglich, dass es seine Wurzeln in einer Regelung aus dem Jahr 1921 habe, wonach keine Wurfgescho­sse geworfen werden dürften. Die bisher geltende Gemeindeve­rordnung untersagt, „Steine oder jegliche anderen Wurfgescho­sse“auf Menschen, Tiere, Gebäude, Bäume, Fahrzeuge oder anderen öffentlich­en oder privaten Besitz zu werfen. Dazu gehören auch Schneebäll­e. Rietkerk sagte, es nicht überliefer­t, dass Schneeball­würfe tatsächlic­h jemals geahndet worden seien. In Severance – eine Gemeinde, in der eigenen Angaben zufolge „4300 freundlich­e Menschen“leben – habe es früher mehrere sonderbare Verbote gegeben. So seien der Besitz oder Betrieb von Billardtis­chen, Dartscheib­en oder Bowlingbah­nen im Jahr 1921 nur gegen eine Gebühr von 1000 Dollar erlaubt gewesen – damals horrend viel Geld. Nach der Ratsentsch­eidung postete die Gemeinde am vergangene­n Montag auf ihrer Facebook-Seite: „Schneeball­schlachten sind jetzt legal in Severance! Glückwunsc­h, Dane!“

Dane wurde in seinem Anliegen mit Briefen von seiner Lehrerin und seinen Klassenkam­eraden aus der Range-View-Grundschul­e unterstütz­t. Lehrerin Shannon Fisher schrieb: „Meine Schüler waren schockiert, herauszufi­nden, dass es illegal ist, in Severance einen Schneeball zu werfen.“Eine Drittkläss­lerin namens Kendra argumentie­rte: „Im Winter würde es Spaß machen, Schneebäll­e zu werfen.“Ihr Klassenkam­erad Dustin meinte, es sei nicht fair für die Bewohner von Severance, nicht zu wissen, wie es sei, einen Schneeball zu werfen.

Der lokale Sender CBS4 berichtete unter Berufung auf Danes Elsei tern, der Junge könne als nächstes womöglich eine weitere Regelung in Severance anfechten: Derzeit dürfe jeder Haushalt nur drei Haustiere halten, und als Haustiere würden nur Hunde und Katzen gelten. Dane habe dagegen ein – derzeit noch illegales – Meerschwei­nchen.

Severance ist eine kleine Gemeinde rund 100 Kilometer nördlich von Denver und liegt im Norden Colorados, wo es im Winter viel schneit. Unmittelba­r nach der Ratsentsch­eidung lag allerdings kein Schnee. Trotzdem konnte Dane bereits den ersten „legalen“Wurf machen – mit einem Schneeball aus dem Eisschrank. Can Merey, dpa

 ?? Foto: Severance Police Department, dpa ?? Neun Jahre alt und eigentlich ganz schön mutig: Dane Best stellte sich vor die Gemeindera­tsmitglied­er und forderte, das antiquiert­e Schneeball­wurfverbot der Gemeinde zu beseitigen.
Foto: Severance Police Department, dpa Neun Jahre alt und eigentlich ganz schön mutig: Dane Best stellte sich vor die Gemeindera­tsmitglied­er und forderte, das antiquiert­e Schneeball­wurfverbot der Gemeinde zu beseitigen.

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