Bezahlen mit dem iPhone
Nicht nur mit Bargeld und Karte kann man heute Rechnungen begleichen. Auch ein Smartphone kann dafür verwendet werden. Zum Beispiel im Stadion des FC Bayern München
München Handy raus, pling, bezahlt: So schnell kann es an der Kasse gehen, und zwar mit Mobile Payment. Die Möglichkeiten dafür werden größer. Jetzt hat der US-Konzern Apple sein mobiles Bezahlsystem in Deutschland gestartet. Vier Jahre nach dem Start des iPhone-Bezahldiensts Apple Pay in den USA ist der Service seit Dienstag auch hierzulande verfügbar.
Mit Apple Pay kann man im Laden mit dem iPhone oder der Apple Watch wie mit einer Kreditkarte bezahlen. Dazu hält man das Gerät an der Kasse ans Terminal. Die Kassentechnik muss dafür kontaktloses Bezahlen unterstützen. Rund 820 000 Terminals in Deutschland wurden umgerüstet. Außerdem kann man mit Apple Pay ähnlich wie mit Diensten wie Paypal auch bei Online-Käufen bezahlen.
Apple Pay funktioniert in Deutschland bisher nur mit Kreditoder Debitkarten von der Deutschen Bank, N26, boon, HypoVereinsbank, Hanseatic Bank, Fidor Bank, bunq, Santander und Comdirect Bank sowie American Express. Im kommenden Jahr sollen auch Banken wie die DKB, ING und Consors dazukommen. Apple-Managerin Jennifer Bailey schloss bei der Präsentation in der Münchner Allianz-Arena nicht aus, dass künftig auch die in Deutschland besonders populäre Girocard unterstützt wird, die früher als EC-Karte bezeichnet wurde. „Wir schauen uns immer auch die vorhandenen Bezahlsysteme in den Ländern an.“
Neben Apple gibt es auch andere Anbieter, die das Bezahlen mit dem Smartphone ermöglichen: Der Internet-Riese Google ist mit seinem Zahldienst Google Pay in Deutsch- präsent. Er ist verfügbar für Smartphones, die mit dem GoogleBetriebssystem Android laufen. Auch die Sparkassen haben ihren mobilen Bezahldienst freigeschaltet. Und viele Volks- und Raiffeisenbanken ermöglichen inzwischen das Bezahlen mit dem Handy.
Als Vorteil wird oft erwähnt, dass Smartphone-Zahler kein Bargeld mit sich herumtragen müssen. Das ist aber bislang etwas fern der Realität, denn es nutzt wenig, wenn zwar der Supermarkt-Einkauf digital bezahlt werden kann, beim Eisverkäufer um die Ecke dann doch wieder Bargeld notwendig ist. Gleichwohl bietet das Mobile Payment einen handfesten juristischen Vorteil, und zwar bei der Gewährleistung. Denn ob nun Toaster oder T-Shirt: Zwei Jahre lang hat ein Verkäufer für Mängel geradezustehen, erklärt die Stiftung Warentest in Berlin. Allerdings scheitern Gewährleistungsansprüche, wenn der Kauf nicht nachgewiesen werden kann, weil bar be- zahlt wurde und der Bon nicht aufgehoben wurde.
Gerade bei kleinen Beträgen werfen Kunden die Quittungen oftmals weg. Was viele nicht wissen: Um einen Kauf nachzuweisen, muss nicht immer eine Quittung vorgelegt werden. „Es reicht auch der Kontoauszug, wie er üblich ist, wenn ein Kunde mit einer Karte gezahlt hat“, sagt die Düsseldorfer Rechtsanwältin Katia Genkin. Der Mobile-Payment-Zahler hat dann immer noch etwas in der Hand, wenn er die Quittung nicht mehr findet.
Eine verbreitete Sorge ist, dass jemand versehentlich bezahlt, weil er mit seinem Smartphone an einer Kasse vorbeikommt. Allerdings funktioniert das kontaktlose Bezahlen nur, wenn man das Gerät mit nicht mehr als etwa fünf Zentimeland tern Abstand an das Lesegerät hält. Gefährlicher dürfte es sein, wenn das Smartphone gehackt oder gestohlen wird. Nutzer sollten sich deshalb mit der Sicherheit ihres Smartphones beschäftigen, sagen Experten.
Indes gibt es immer mehr Anwendungsmöglichkeiten für Smartphones: So können Fans des FC Bayern München schon beim nächsten Heimspiel gegen RB Leipzig am 19. Dezember mit einem digitalen Ticket auf dem iPhone oder der Apple Watch durch die Drehkreuze der Allianz-Arena marschieren. „Der FC Bayern investiert kontinuierlich in die Digitalisierung des Stadions“, sagte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Beim Rekordmeister lösen Systeme wie Apple Pay, Google Pay oder kontaktlose Geldkarte auch die vereinseigene Allianz-Karte ab, die bislang den Fans als Bezahloption an den Kiosken und im Fanshop zur Verfügung stand.
Die Comdirect Bank, die seit Sommer den Konkurrenzdienst Google Pay anbietet, sieht eine gute Akzeptanz des mobilen Bezahlens bei den Verbrauchern. „Mehr als die Hälfte der registrierten Kunden bei Google Pay nutzt den Dienst regelmäßig – also mindestens fünf Mal im Monat“, sagt Bankchef Arno Walter. Für die Banken bedeutet Bezahlen per Smartphone auch mehr Sicherheit: Bei Google Pay kenne er bisher keinen einzigen Betrugsfall, sagt der Bankchef.
Übrigens: Was davon zu halten ist, dass der FC Bayern sogar seine Eintrittskarten digitalisiert, beschreibt Anton Schwankhart in unserer Randbemerkung im
Christoph Dernbach, dpa
Fußball-Eintrittskarte auf dem Handy