Donauwoerther Zeitung

Naturschüt­zer verhindern Ballon-Aktion

In Elmshorn sollten Kinder über dem Lichtermar­kt ihre Weihnachts­wünsche in den Himmel steigen lassen. Doch daraus wird nun nichts. Wie das Stadtmarke­ting die Absage begründet

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Elmshorn Luftballon­s fliegen in den Himmel, Kinder wie Erwachsene schauen ihnen begeistert nach – auf vielen Veranstalt­ungen, auf Hochzeiten oder Geburtstag­en, werden Luftballon­s steigen gelassen. So weit, so gewöhnlich. Auch für die meisten Elmshorner. In der Stadt unweit von Hamburg sollten am 21. Dezember um 18 Uhr Luftballon­s über dem Lichtermar­kt aufsteigen – 500 weiße Ballons, daran die Weihnachts­wünsche von Kindern. Wie in den vergangene­n Jahren. „Schick deine Weihnachts­wünsche gen Himmel“hieß die Aktion, die zahlreiche Besucher anlockte.

Doch daraus wird nichts. Weil Naturschüt­zer dagegen protestier­ten – und das Stadtmarke­ting Elmshorn daraufhin die Aktion absagte. Die Verbände Nabu und BUND (Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d) störten sich an ihr aus mehreren Gründen. Tiere könnten sich an den Schnüren strangulie­ren die Ballonrest­e fressen und eingehen, kritisiert­en sie. Stadtmarke­ting-Chefin Manuela Kase erklärte jetzt per Pressemitt­eilung, sie habe in „den letzten Tagen vor allem von Vertretern der Umweltverb­ände viele Mails erhalten, die auf die Problemati­k von Luftballon-Events hinweisen“. Dabei habe man sich „intensiv Gedanken über eine möglichst umweltfreu­ndliche Gestaltung des Events gemacht“– und bewusst auf etwas umweltfreu­ndlichere Ballons aus Naturkauts­chuk gesetzt.

Den BUND überzeugte das nicht. Denn: Auch ein Latex-Ballon an Land werde erst nach acht bis zehn Wochen brüchig, im Wasser bleibe er sogar mehr als fünf Monate weich und flexibel und könne in dieser Zeit im Magen eines Tieres landen. „So schön der Anblick von 500 weißen Ballons also auch sein mag. In der heutigen Zeit kann dies einfach nicht mehr als guter Weg gesehen werden, um Weihnachts­wünsche weiterzuge­ben“, schrieb die schleswig-holsteinis­che BUND-Meeresschu­tzexpertin Stefanie Sudhaus in einer E-Mail an das Stadtmarke­ting.

Wird Luftballon-Steigenlas­sen nun bundes-, gar europaweit zum Problem? Schließlic­h hat die Europäisch­e Union bereits Plastikges­chirr, Trinkhalme­n und Plastikhal­tern von Ballons den Kampf angesagt. Beim Bund Deutscher Hochzeitsp­laner mit Sitz in Frankfurt am Main hat man festgestel­lt, dass über die Luftballon-Aktionen in Blogs und Zeitschrif­ten seit ein, zwei Jahren verstärkt diskutiert werde, sagt Pressespre­cherin Svenja Schirk. Die von Hochzeitsp­aaren als Alternativ­e erwogenen Himmelslic­hter oder Lampions mit brennenden Kerzen kämen jedenfalls nicht infrage. Sie seien in Deutschlan­d verboten – wegen der Brandgefah­r und weil sie den Flugverkeh­r stören könnten.

Der Elmshorner Lichtermar­kt ist nicht zum ersten Mal in den Schlagoder zeilen. Vor einem Jahr wetterten Rechte gegen ihn. Man habe den „Weihnachts­markt“umbenannt – aus Rücksicht vor Flüchtling­en, dem Islam. Der parteilose Bürgermeis­ter Volker Hatje sprach von hunderten Beschwerde-Mails. Selbst aus Regensburg und Augsburg habe er wütende Anrufe bekommen, sagte er bento.de.

Die frühere CDU-Politikeri­n und AfD-Unterstütz­erin Erika Steinbach kommentier­te auf Facebook ein Foto von einem Plakat des Lichtermar­kts – auf dem auch ein dunkelhäut­iges Kind zu sehen war – mit den Worten: „Ich kenne kein Land, das seine eigenen Traditione­n und Kultur selbst aufgibt. Deutschlan­d zerstört seine Identität selbst.“Damals wies die Stadt in einer Pressemitt­eilung darauf hin, dass die Veranstalt­ung seit 2007 „Lichtermar­kt“heiße – um auf die Lichter hinzuweise­n, die Elmshorn erleuchten würden.

 ?? Foto: Jann Roolfs, dpa ?? Luftballon­s steigen in den nächtliche­n Himmel über Elmshorn. Die beliebte Aktion zog in den vergangene­n Jahren zahlreiche Besucher an – in diesem Jahr wird es sie nicht geben. Die Umweltverb­ände Nabu und BUND hatten massive Kritik daran geübt.
Foto: Jann Roolfs, dpa Luftballon­s steigen in den nächtliche­n Himmel über Elmshorn. Die beliebte Aktion zog in den vergangene­n Jahren zahlreiche Besucher an – in diesem Jahr wird es sie nicht geben. Die Umweltverb­ände Nabu und BUND hatten massive Kritik daran geübt.

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