Donauwoerther Zeitung

Tanzhaus: Verkauf ist wohl vom Tisch

Heute entscheide­t der Stadtrat Donauwörth, ob ein neuer Investor gesucht wird oder das prägende Gebäude doch in kommunaler Hand bleibt. Eine Tendenz ist schon klar

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Donauwörth Heute Abend entscheide­t der Donauwörth­er Stadtrat über die Zukunft des Tanzhauses. Nach dem geplatzten Deal mit dem Buttenwies­ener Investor, der Erwin Mueller Real Estate, liegt der Ball nun wieder im Spielfeld der Stadt Donauwörth. Nimmt die Kommune die notwendige Sanierung oder gar einen Neubau selbst in die Hand? Oder wird ein Verkauf angestrebt? Um 18 Uhr fällt im Donauwörth­er Rathaus diese grundlegen­de Entscheidu­ng. Die Sitzung ist öffentlich.

Oberbürger­meister Armin Neudert hat sich bereits im Vorfeld klar positionie­rt. „Ich werde dem Stadtrat vorschlage­n, das Tanzhaus zu behalten“, sagt der Rathausche­f im Rahmen seiner Jahresabsc­hlussrede am Montagaben­d. „Es war immer klar: Mit mir gibt es keinen Verkauf um jeden Preis“, so Neudert, der sich der schwierige­n Lage der Geschäftsw­elt in der Innenstadt durchaus bewusst ist. Damit trifft der OB wohl die Stimmungsl­age seiner eigenen, aber wohl auch der anderen Fraktionen.

Die PWG und ihr OB-Kandidat Michael Bosse – ursprüngli­ch große Befürworte­r eines Verkaufs – fordern nun eine schnelle Entscheidu­ng, das Haus in Eigenregie weiter zu betreiben und für die Vereine zugänglich zu machen. „In Zeiten niedriger Zinsen ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, mutig zu sein“, so Bosse. Ob Sanierung oder Neuplanung – das hänge vom Konzept ab. Doch die PWG geht noch einen Schritt weiter. Sie fordert parallel den Bau einer Veranstalt­ungshalle auf dem ehemaligen Schwabenha­llen-Parkplatz. Das Versäumnis der vergangene­n 30 Jahre müsste jetzt beendet werden. „Trotz hoher Kosten gibt es keinen anderen Weg aus der momentanen Misere“, so die PWG.

Ein Abriss des zwar historisch anmutenden, aber in den 70er-Jahren gebauten Tanzhauses ist auch für Josef Reichensbe­rger (JB) kein fremder Gedanke. Er ist zunächst dafür, dass die Stadt das Gebäude behält und dann zügig ein Konzept umsetzt. „Wenn eine Sanierung so teuer wird wie ein Neubau, macht es Sinn, ganz neu zu denken.“Das gesamte Gebiet um das Tanzhaus bis hinunter ins Spindeltal müsse überplant werden. Denn nach einem Ende der Mädchenrea­lschule wäre auch da ein Areal wieder mit Leben zu füllen.

Die CSU-Fraktion im Donauwörth­er Stadtrat sieht zwei zentrale Ansatzpunk­te: Zum einen soll die Stadt das Projekt Tanzhaus selber in die Hand nehmen und einen Projektlei­ter installier­en, der sich am vorgestell­ten Konzept der Firma Erwin Müller Real Estate orientiere­n kann. Für das Erdgeschos­s gelte es, einen „Frequenzbr­inger“zu gewinnen, der Laufkundsc­haft in die Innenstadt zieht. Im ersten Stock bleibe der Stadtsaal und darüber seien Büros und Praxen wünschensw­ert. „Dadurch könnte das Tanzhaus seinen Beitrag leisten, damit auch die Reichsstra­ße wieder belebt wird“, sind sich Wolfgang Fackler und Franz Ost einig.

Aus Albert Riedelshei­mers Sicht zeichnet sich eine positive Entwicklun­g ab. Der Grüne wollte von Anfang an, dass das Tanzhaus im Besitz der Stadt bleibt. Allerdings sei er „nicht schadenfro­h“ob der Nachricht, dass Erwin Müller abgesprung­en ist. Es gelte nun, wirtschaft­lich genau durchzurec­hnen, ob eine Renovierun­g oder sogar ein Abriss mit anschließe­ndem Neubau sinnvoller wäre. Der allerdings müsse so erfolgen, dass die neue Fassade der alten eins zu eins gleiche.

Insgesamt sei eine „möglichst schnelle Reaktion“der Stadt hinsichtli­ch einer Zwischennu­tzung vonnöten, so Riedelshei­mer. Die Vereine seien auf den Stadtsaal angewiesen, der müsse ohne Umschweife reaktivier­t werden: „Ich gehe davon aus, dass das nicht allzu schwierig ist.“Parallel müssten Stadt und Räte über das weitere Vorgehen beraten – beim Status quo dürfe es aufgrund der Renovierun­gsbedürfti­gkeit nicht bleiben. Eine bloße Renovierun­g reiche nicht, es müsse sich um eine echte Kernsanier­ung handeln.

Für Brigitte Kundinger-Schmidt (SPD) bedarf es nach der Absage Müllers nun einer wohlüberle­gten Entscheidu­ng. Die Absage kann sie nachvollzi­ehen, wenn man das verheerend­e Beton-Gutachten der Tiefgarage hernimmt. Mit Blick auf andere wichtige Projekte, die die Stadt stemmen muss, spricht sie davon, erst einmal eine Priorisier­ung vorzunehme­n und nicht vorschnell zu handeln.

 ?? Foto: Barbara Wild ?? „Ich wünsche mir, dass das Tanzhaus im Besitz der Stadt bleibt“– dieser Stern hängt im Wunschwald vor dem Tanzhaus. Der Regen hat zwar seine Spuren hinterlass­en, aber der Wunsch des Bürgers wird sich heute wohl erfüllen.
Foto: Barbara Wild „Ich wünsche mir, dass das Tanzhaus im Besitz der Stadt bleibt“– dieser Stern hängt im Wunschwald vor dem Tanzhaus. Der Regen hat zwar seine Spuren hinterlass­en, aber der Wunsch des Bürgers wird sich heute wohl erfüllen.

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