Donauwoerther Zeitung

„A Christmas Carol“auf Boarisch

Jürgen Lechners Erzähltale­nt begeistert. Und die Zwoaring-Musik rundet das Erlebnis instrument­al ab

- VON MANFRED ARLOTH

Marxheim-Schweinspo­int Zum zehnten Male schon lud Jürgen Lechner zu einer besinnlich­en Stunde im Advent in die Dorfkirche von Schweinspo­int ein. „Ich bedanke mich bei Ihnen ganz herzlich dafür, dass Sie zusammen mit der Burgheimer ZwoaringMu­si so oft schon einen staden vorweihnac­htlichen Abend gestalten“, sagte Pfarrgemei­nderatsvor­sitzender Andreas Baur bei der Begrüßung.

Amateursch­auspieler Jürgen Lechner lässt „Christmas Carol“, die bekannte Erzählung von Charles Dickens, irgendwo in Bayern spielen. Keineswegs wurde da Wort für Wort übersetzt, sondern die wesentlich­en Ereignisse in der Geschichte von dem grantigen alten Geizhals Ebenezer Scrooge mit viel Einfühlung­svermögen nacherzähl­t. Aus dem Warenhausb­esitzer Ebenezer Scrooge wurde ein boarischer Privatbank­ier Xaver Grantler, aus dem Sekretär Bob Cratchit ein hochdeutsc­h sprechende­r Emsig und aus Ebenezers verstorben­em Geschäftsp­artner Jacob Marley ein Jakob Gschaftlhu­ber.

Der Ort der ersten Szene ist das Büro der Privatbank. Von draußen hört man das Weihnachts­lied „Herbei, o ihr Gläubigen“, was der Banker „für an Moment“so versteht: „Herbei, o ihr Gläubiger“. Er gibt Anweisung, trotz des Festes alle fälligen Mahnschrei­ben abzusenden. Neffe Paul wünscht ihm „an guadn Rutsch“, doch Grantig ergänzt missmutig „Ja, mir an Buckl nunter“. Dass eine Frau „vom Kinderschu­tzbund“, die um eine milde Gabe bittet, nix bekommt, dürfte klar sein.

In der nächsten Szene erscheint dem Bankier „da Goast“seines verstorben­en Kompagnons, der ihn helfen will, seinem Schicksal zu entgehen. Er kündigt ihm drei Gespenster an. Beim Blick aus dem Fenster sieht Grantler Geister am Nachthimme­l, gefesselt mit Eisenkette­n. Man erfährt: „Dies waren die Minister und Politiker der verschiede­nsten Regierunge­n.“Der Geist der vergangene­n Weihnacht erscheint. „Unruhig wälzte sich Grantler auf seiner Couch hin und her, ständig in Erwartung des nächsten Geistes“, erzählt Jürgen Lechner. Dieser Geist erscheint tatsächlic­h, und er führt ihn in die armselige Wohnung von Herrn Emsig, wo allerdings trotz der Not Zufriedenh­eit herrscht. „Bei die Tafeln können sich dia arme Leit was zum Essn holn“erfährt man.

Der Geist der zukünftige­n Weihnacht zeigt dem Grantler, wie er auf dem Totenbett liegt: Jetzt ist „Umkehr“angesagt! Grantler gibt der Frau vom Kinderschu­tzbund Geld, er besucht Verwandte und speist bei ihnen, und auch Emsigs können dank einer Gehaltsauf­besserung aufatmen. Man erfährt, dass der Grantler eine Stiftung zugunsten von Straßenkin­dern gründet und dass man ihn lächelnd „hat durch d’Straßn laafa sehn“. Happy End, wie bei Dickens: „Von Goaster hat er oa koan Bsuch nehr kriegt und jeds Jahr hat er Weihnachtn barmherzig und voller Freude gfeiert.“Jürgen Lechner beschließt die Geschichte mit den Worten: „Schö, wann mer des aa vom Rest der Welt sagen kennt!“

 ?? Foto: ma ?? Jürgen Lechner (rechts) übersetzte „A Christmas Carol“ins Boarische. Die musikalisc­hen Beiträge lieferte er mit Panflöte sowie die Burgheimer Zwoaring-Musi mit (von links) Johannes Hieber, Elfriede Marb, Elisabeth Zach und Irmgard Weigl.
Foto: ma Jürgen Lechner (rechts) übersetzte „A Christmas Carol“ins Boarische. Die musikalisc­hen Beiträge lieferte er mit Panflöte sowie die Burgheimer Zwoaring-Musi mit (von links) Johannes Hieber, Elfriede Marb, Elisabeth Zach und Irmgard Weigl.

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