Die Kaserne wird zum Delp-Quartier
Bis zu 2400 neue Bewohner könnten sich bald in der Donauwörther Parkstadt ansiedeln. Was die ersten Pläne beinhalten – und was noch offen ist
Donauwörth Ganz grundsätzlich ist jetzt klar, wie es auf dem Gelände der Alfred-Delp-Kaserne in Donauwörth weitergehen soll nach dem Abriss: Die Pläne für die Umwandlung des vormaligen Militärareals in ein Wohnquartier sind am Montagabend im Stadtrat präsentiert worden. Angestrebt wird – wie auch schon in den Vorüberlegungen und Bürgerwerkstätten – eine Mischbebauung: Auf dem gut 30 Hektar großen Gelände werden demnach Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie Reihenhäuser und sogenannte Stadtvillen entstehen. Ferner sind ein Aussichtsturm und ein Rundweg um das Quartier in Planung.
Auch zwei Parks am südlichen und nördlichen Ende des Quartiers sollen nach den Überlegungen des beauftragten Büros Morphologic angelegt werden. Ein zentraler Park in der Mitte des Wohngebiets soll eine grüne Lunge für die Siedlung darstellen. Ein Saum an Grün würde das neu geschaffene Gelände umgürten, so die Vorstellung des Landschaftsarchitekten Michael Gebhard. Zugleich müsse das Quartier aber einen offenen Charakter aufweisen – hier gelte es nachzurüsten. Eine Kaserne verlange nach Abschottung, so Gebhard. Diese müsse nun mit neuen Zugängen beziehungsweise -fahrten aufgebrochen werden. Drei (unter Umständen sogar vier) Quartiereingänge werden als großzügige Vorplätze geplant.
● Wohnbau In den Vorplanungen rund um den Architektenwettbewerb Europan und die Bürgerwerkstätten in der Parkstadt war eine Mischbebauung das favorisierte Modell für die neue Siedlung (wir berichteten). Dies soll nun umgePolizei-Report setzt werden. Größere Wohnblocks sind in südlicher Richtung vorgesehen sowie in dem zur Sternschanzenstraße zugewandten Bereich. Bis zu sechs Geschosse sind dabei angedacht. Reihen- und Einfamilienhäuser könnten auf dem nördlichen sowie dem Zirgesheim zugewandten Geländeteil entstehen. Auch ganz im Süden, unterhalb der Mehrfamilienwohnblocks, will die Stadt Grundstücke für Einfamilienhäuser verkaufen. Insgesamt bis zu 2400 Bewohner könnte das Delp-Quartier aufnehmen. Das verlangt nach grünen Lungen: Sowohl an den Rändern des künftigen Delp-Quartiers als auch in der Mitte planen die Landschaftsarchitekten Grünbereiche sowie eben jenen Park auf einem zentralen Platz.
Ganz im Norden, oberhalb des Geländes, auf dem allem voran Einfamilienund Reihenhäuser zu finden wären, sehen die Planer ein Sportgelände vor – neu an dieser Überlegung ist eine zu errichtende Sporthalle. Wie Albert Riedelsheimer (Grüne) anmerkte, könne in diesem Bereich auch eine Art Jugendzentrum eingerichtet werden. Architekt Gebhard schwärmte von einem „exquisiten Standort“, der vieles biete: eine ruhige Lage mit herausragender Aussicht vom Schellenberg ins Donau- und Lechtal sowie viel gewachsenes Grün auf dem vormaligen Militärareal.
● Wasserhochbehälter Noch nicht klar erscheint, wohin der stark sanierungsbedürftige Wasserhochbehälter, der sich im südlichen Kasernenbereich befindet, versetzt wird. Drei Varianten standen zur Debatte: Der Behälter könnte am Rande des Freibadparkplatzes gebaut werden. Möglicherweise würden dann jedoch einige Parkplätze wegfallen, die andernorts neu entstehen müssten. Die zweite Option wäre in der Nähe der alten Hauptwache und wiederum eine andere Möglichkeit die des Baus am Rande der Sternschanze.
● Auch eine Gedenkstätte für den christlichen Widerstandskämpfer Pater Alfred Delp, dem Namensgeber der Kaserne und des Quartiers, ist geplant. Josef Reichensberger (AL/JB) betonte, dass in diesem Zusammenhang auch die Donauwörther Bundeswehr-Historie gewürdigt werden müsste. Des Weiteren solle in der Gedenkstätte auch die historische Rolle der Sternschanze im Dreißigjährigen Krieg zur Geltung kommen, fügte Gustav Dinger (ÖDP) hinzu. Auch die Idee eines Aussichtsturmes auf dem Schellenberg – die es schon Anfang des 20. Jahrhunderts gab – wurde in die Überlegungen integriert.
● Verkehr Verkehrsplaner Helmuth Ammerl aus München referierte indessen über Konzepte der Straßenführung zum neuen Quartier. Von einer Verkehrslast von bis zu 7500 Fahrzeugbewegungen täglich sei auszugehen – damit würde sich das Aufkommen mehr als verdoppeln. Mit den drei bis vier Zufahrten zum Quartier sowie eventuell einem Kreisverkehr vor der alten Hauptwache sei diese Zahl aber „problemlos zu bewältigen“, so Ammerl. Allerdings sei im Quartier „mindestens“eine weitere Bushaltestelle nötig, da solche Haltepunkte immer nur einen Einzugsradius von 300 Metern aufwiesen. Vertieft Gedanken müsste man sich jedoch noch über eine bessere Radanbindung an die Kernstadt machen.
● Reaktionen Oberbürgermeister Armin Neudert nannte die am Montag geäußerten Überlegungen einen „Rahmenplan“. Details müssten in weiteren Sitzungen ordentlich durchgesprochen werden. Wolfgang Fackler (CSU) stimmte dem zu. Man müsse das Projekt „Schritt für Schritt begleiten“. Er lobte die Grundgedanken der Planer, mahnte jedoch an, dass die Grundstücke nicht zu kleinteilig werden dürften.
Heinrich Kopriwa (SPD) brachte als Idee ein, zu prüfen, ob ein Wasserhochbehälter unterhalb des Fitnesscenters am Freibad möglich wäre. Des Weiteren müsse das Thema „Parkplätze“stärker in den Fokus rücken.
Derweil wies Michael Bosse (PWG/FW) darauf hin, dass die Verkehrsanbindung an die Innenstadt ausschlaggebend für die Attraktivität des neuen Quartiers sei: „Das ist der wichtigste Part.“Dem schloss sich Manfred Hofer (EBD) an. Er lobte das Areal insgesamt als „hochattraktives Baugebiet“. Josef Reichensberger betonte, dass Wohnraum stets auch bezahlbar sein müsse – die Stadt solle auch über die Möglichkeit des Gemeindebaus in Zusammenhang mit sozialem Wohnungsbau nachdenken. Albert Riedelsheimer merkte an, dass auch „neue Modelle“unter den Wohnformen beleuchtet werden sollten, wie etwa Mehrgenerationenhäuser.
Die Planer sollen nun die Anregungen der Räte integrieren. Die Abbrucharbeiten an den alten Kasernenbauten werden wohl bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Dann kann es mit den Detailplanungen weitergehen.
Wird auch ein Aussichtsturm gebaut?