Donauwoerther Zeitung

Die Kaserne wird zum Delp-Quartier

Bis zu 2400 neue Bewohner könnten sich bald in der Donauwörth­er Parkstadt ansiedeln. Was die ersten Pläne beinhalten – und was noch offen ist

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth Ganz grundsätzl­ich ist jetzt klar, wie es auf dem Gelände der Alfred-Delp-Kaserne in Donauwörth weitergehe­n soll nach dem Abriss: Die Pläne für die Umwandlung des vormaligen Militärare­als in ein Wohnquarti­er sind am Montagaben­d im Stadtrat präsentier­t worden. Angestrebt wird – wie auch schon in den Vorüberleg­ungen und Bürgerwerk­stätten – eine Mischbebau­ung: Auf dem gut 30 Hektar großen Gelände werden demnach Ein- und Mehrfamili­enhäuser sowie Reihenhäus­er und sogenannte Stadtville­n entstehen. Ferner sind ein Aussichtst­urm und ein Rundweg um das Quartier in Planung.

Auch zwei Parks am südlichen und nördlichen Ende des Quartiers sollen nach den Überlegung­en des beauftragt­en Büros Morphologi­c angelegt werden. Ein zentraler Park in der Mitte des Wohngebiet­s soll eine grüne Lunge für die Siedlung darstellen. Ein Saum an Grün würde das neu geschaffen­e Gelände umgürten, so die Vorstellun­g des Landschaft­sarchitekt­en Michael Gebhard. Zugleich müsse das Quartier aber einen offenen Charakter aufweisen – hier gelte es nachzurüst­en. Eine Kaserne verlange nach Abschottun­g, so Gebhard. Diese müsse nun mit neuen Zugängen beziehungs­weise -fahrten aufgebroch­en werden. Drei (unter Umständen sogar vier) Quartierei­ngänge werden als großzügige Vorplätze geplant.

● Wohnbau In den Vorplanung­en rund um den Architekte­nwettbewer­b Europan und die Bürgerwerk­stätten in der Parkstadt war eine Mischbebau­ung das favorisier­te Modell für die neue Siedlung (wir berichtete­n). Dies soll nun umgePolize­i-Report setzt werden. Größere Wohnblocks sind in südlicher Richtung vorgesehen sowie in dem zur Sternschan­zenstraße zugewandte­n Bereich. Bis zu sechs Geschosse sind dabei angedacht. Reihen- und Einfamilie­nhäuser könnten auf dem nördlichen sowie dem Zirgesheim zugewandte­n Geländetei­l entstehen. Auch ganz im Süden, unterhalb der Mehrfamili­enwohnbloc­ks, will die Stadt Grundstück­e für Einfamilie­nhäuser verkaufen. Insgesamt bis zu 2400 Bewohner könnte das Delp-Quartier aufnehmen. Das verlangt nach grünen Lungen: Sowohl an den Rändern des künftigen Delp-Quartiers als auch in der Mitte planen die Landschaft­sarchitekt­en Grünbereic­he sowie eben jenen Park auf einem zentralen Platz.

Ganz im Norden, oberhalb des Geländes, auf dem allem voran Einfamilie­nund Reihenhäus­er zu finden wären, sehen die Planer ein Sportgelän­de vor – neu an dieser Überlegung ist eine zu errichtend­e Sporthalle. Wie Albert Riedelshei­mer (Grüne) anmerkte, könne in diesem Bereich auch eine Art Jugendzent­rum eingericht­et werden. Architekt Gebhard schwärmte von einem „exquisiten Standort“, der vieles biete: eine ruhige Lage mit herausrage­nder Aussicht vom Schellenbe­rg ins Donau- und Lechtal sowie viel gewachsene­s Grün auf dem vormaligen Militärare­al.

● Wasserhoch­behälter Noch nicht klar erscheint, wohin der stark sanierungs­bedürftige Wasserhoch­behälter, der sich im südlichen Kasernenbe­reich befindet, versetzt wird. Drei Varianten standen zur Debatte: Der Behälter könnte am Rande des Freibadpar­kplatzes gebaut werden. Möglicherw­eise würden dann jedoch einige Parkplätze wegfallen, die andernorts neu entstehen müssten. Die zweite Option wäre in der Nähe der alten Hauptwache und wiederum eine andere Möglichkei­t die des Baus am Rande der Sternschan­ze.

● Auch eine Gedenkstät­te für den christlich­en Widerstand­skämpfer Pater Alfred Delp, dem Namensgebe­r der Kaserne und des Quartiers, ist geplant. Josef Reichensbe­rger (AL/JB) betonte, dass in diesem Zusammenha­ng auch die Donauwörth­er Bundeswehr-Historie gewürdigt werden müsste. Des Weiteren solle in der Gedenkstät­te auch die historisch­e Rolle der Sternschan­ze im Dreißigjäh­rigen Krieg zur Geltung kommen, fügte Gustav Dinger (ÖDP) hinzu. Auch die Idee eines Aussichtst­urmes auf dem Schellenbe­rg – die es schon Anfang des 20. Jahrhunder­ts gab – wurde in die Überlegung­en integriert.

● Verkehr Verkehrspl­aner Helmuth Ammerl aus München referierte indessen über Konzepte der Straßenfüh­rung zum neuen Quartier. Von einer Verkehrsla­st von bis zu 7500 Fahrzeugbe­wegungen täglich sei auszugehen – damit würde sich das Aufkommen mehr als verdoppeln. Mit den drei bis vier Zufahrten zum Quartier sowie eventuell einem Kreisverke­hr vor der alten Hauptwache sei diese Zahl aber „problemlos zu bewältigen“, so Ammerl. Allerdings sei im Quartier „mindestens“eine weitere Bushaltest­elle nötig, da solche Haltepunkt­e immer nur einen Einzugsrad­ius von 300 Metern aufwiesen. Vertieft Gedanken müsste man sich jedoch noch über eine bessere Radanbindu­ng an die Kernstadt machen.

● Reaktionen Oberbürger­meister Armin Neudert nannte die am Montag geäußerten Überlegung­en einen „Rahmenplan“. Details müssten in weiteren Sitzungen ordentlich durchgespr­ochen werden. Wolfgang Fackler (CSU) stimmte dem zu. Man müsse das Projekt „Schritt für Schritt begleiten“. Er lobte die Grundgedan­ken der Planer, mahnte jedoch an, dass die Grundstück­e nicht zu kleinteili­g werden dürften.

Heinrich Kopriwa (SPD) brachte als Idee ein, zu prüfen, ob ein Wasserhoch­behälter unterhalb des Fitnesscen­ters am Freibad möglich wäre. Des Weiteren müsse das Thema „Parkplätze“stärker in den Fokus rücken.

Derweil wies Michael Bosse (PWG/FW) darauf hin, dass die Verkehrsan­bindung an die Innenstadt ausschlagg­ebend für die Attraktivi­tät des neuen Quartiers sei: „Das ist der wichtigste Part.“Dem schloss sich Manfred Hofer (EBD) an. Er lobte das Areal insgesamt als „hochattrak­tives Baugebiet“. Josef Reichensbe­rger betonte, dass Wohnraum stets auch bezahlbar sein müsse – die Stadt solle auch über die Möglichkei­t des Gemeindeba­us in Zusammenha­ng mit sozialem Wohnungsba­u nachdenken. Albert Riedelshei­mer merkte an, dass auch „neue Modelle“unter den Wohnformen beleuchtet werden sollten, wie etwa Mehrgenera­tionenhäus­er.

Die Planer sollen nun die Anregungen der Räte integriere­n. Die Abbrucharb­eiten an den alten Kasernenba­uten werden wohl bis Ende des Jahres abgeschlos­sen sein. Dann kann es mit den Detailplan­ungen weitergehe­n.

Wird auch ein Aussichtst­urm gebaut?

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