Der Nächste, bitte!
Mehr als 35 Kabinettsmitglieder und Top-berater haben dem Weißen Haus den Rücken gekehrt oder wurden gefeuert, seit Donald Trump dort regiert. Wen es nun getroffen hat
Washington Eigentlich müssten sich draußen Schlangen bilden. „Das ist ein großartiger Ort. Jeder möchte im Weißen Haus arbeiten“, behauptet Donald Trump regelmäßig. Doch tatsächlich drängt das Personal gerade massiv in die andere Richtung – weg aus der Us-regierung, weg aus dem Weißen Haus. Kaum hat der Präsident nach verzweifelter Suche den Posten seines Stabschefs kommissarisch besetzt, heißt es: Der Nächste, bitte! Nun muss der Innenminister seinen Hut nehmen. Zwar sind die Hintergründe der Personalien unterschiedlich, doch die schwindelerregende Fluktuation verstärkt den Eindruck einer Verwaltung im Chaos.
als 35 Kabinettsmitglieder und Top-berater haben seit dem Amtsantritt von Trump ihren Posten bereits freiwillig oder unfreiwillig geräumt. Vor einer Woche hatte Stabschef John Kelly seinen Abschied erklärt. Der ehemalige Marine-general hatte vergeblich versucht, Ordnung ins Weiße Haus zu bringen, und seinen Chef intern als „Idioten“bezeichnet. Innenminister Ryan Zinke muss nun unter dem Druck zahlreicher Untersuchungen möglicher Amtsverstöße gehen. Der 57-Jährige ist unter anderem für einen anrüchigen Grundstücksdeal mit einer Ölfirma in seinem Heimatstaat Montana verantwortlich und soll Dienstfahrten für seine Ehefrau arrangiert haben. Mit Zinke gehe „eines der schlimmsten Mitglieder des Sumpf-kabinetts“von Trump, urteilte Chuck Schumer, der oberste Demokrat im Senat.
Tatsächlich war Zinke auch das Gesicht des umweltpolitischen Rollbacks der Trump-regierung. Er lockerte viele Auflagen aus der Zeit von Ex-präsident Barack Obama und erlaubte Öl- und Gasbohrungen auf öffentlichem Grund. Amerikanische Medien rechnen nun aber nicht mit einem umweltpolitischen Kurswechsel: Zinkes Stellvertreter ist ein ehemaliger Öl-lobbyist. Während die Nachfolge hier noch offen ist, wurde Trump beim wichtigen Posten des Stabschefs fündig. Den Job soll kommissarisch sein derzeitiger Budgetchef Mick Mulvaney, ein ultrakonservativer Ex-kongressabgeordneter aus South Carolina, übermehr
33%
30% nehmen. Wie Trump spielt der 51-Jährige gut Golf. Bei der Sanierung des Haushalts war er weniger erfolgreich: Das Defizit kletterte zuletzt auf 779 Milliarden Dollar und damit den höchsten Stand seit 2012. Vor Mulvaneys Ernennung hatte sich Trump schmerzhafte Absagen vom Stabschef seines Vizepräsidenten, von einem prominenten republikanischen Abgeordneten und vom Ex-gouverneur von New Jersey geholt. Wie lange Mulvaney als Notnagel agieren soll, ist unbekannt. Die rechnet damit, dass Trump bald weitere Personalprobleme lösen muss: Handelsminister Wilbur Ross, Bildungsministerin Betsy Devos und Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen gelten als angezählt.
24%
25%
New York Times