„Die Fans sollen ruhig träumen“
Herbstmeister Dortmund hält sich zurück
Selbst die Ekstase auf der bebenden Südtribüne lockte Lucien Favre nicht aus der Reserve. Während die Fans die vierte Dortmunder Herbstmeisterschaft lautstark feierten und ihren Liebling Nuri Sahin mit Ovationen verabschiedeten, genoss der Fußball-lehrer den anhaltenden Höhenflug seines Teams auf seine eher stille Weise. „Die Herbstmeisterschaft bedeutet mir nicht viel“, kommentierte er im Anschluss an das 2:1 (2:1) über Werder Bremen.
Obwohl der Vorsprung des in der Bundesliga noch immer ungeschlagenen Spitzenreiters auf den Tabellenzweiten aus Mönchengladbach auf üppige neun Punkte anwuchs, vermieden alle Beteiligten Kampfansagen an die Konkurrenz. „Wir sind ambitioniert, trompeten aber nicht herum“, sagte Geschäftsführer Hans-joachim Watzke dem Auch das Polster von neun Zählern auf den Serienmeister FC Bayern wirkt für die Klubspitze nicht als Ruhekissen. „Die Fans sollen ruhig träumen. Diese Euphorie trägt den Klub. Aber wichtig ist, dass wir nicht anfangen zu träumen“, mahnte Watzke. Rein statistisch gesehen sind die Dortmunder Chancen auf ein Happy End im Mai jedoch gestiegen. In immerhin 38 von 55 Fällen gewann der Hinrundenbeste auch die Schale. Für den BVB ist das Überwintern als Tabellenführer ohnehin ein gutes Omen: In allen drei bisherigen Fällen (1994/95, 1995/96 und 2010/11) gab es Monate später eine große Meisterparty.
Zum wiederholten Mal spielten die Dortmunder zumindest phasenweise meisterlich auf und schienen nach den Toren des Super-neuzugangs Paco Alcácer (20. Minute) und Marco Reus (27.) einem sicheren Sieg nahe. Nur der verschwenderische Umgang mit weiteren Möglichkeiten brachte den Tabellenführer nach dem Anschlusstreffer des starken Max Kruse (35.) noch in Gefahr.
Gerne würden die Dortmunder ungeschlagen in die Winterpause gehen. Am Dienstag spielt der BVB in Düsseldorf, am Freitag kommt Verfolger Mönchengladbach. Für den emotionalen Höhepunkt des unterhaltsamen Fußballabends sorgte jedoch nicht der BVB, sondern ein Spieler im Trikot des Gegners. Seine einstigen Vereinskollegen standen Spalier, als der im Sommer nach Bremen gewechselte langjährige Dortmunder Sahin vor die Südtribüne trat und von den Fans euphorisch gefeiert wurde.
1:0 Alcácer (20.), 2:0 Reus (27.), 2:1 M. Kruse (35.) 81365 (ausverkauft)
ZDF.