Donauwoerther Zeitung

Barrierefr­ei, aber mit Parkplätze­n

In der Wemdinger Altstadt bekommt jetzt die Wallfahrts­traße ein neues Gehwegpfla­ster. Warum sich die Maßnahme verzögert hat und welche Ansichten aufeinande­rprallen

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Wemding Personen, die schlecht zu Fuß sind, auf den Rollator oder gar Rollstuhl angewiesen sind, sollen in der Wemdinger Altstadt ein Stück weit leichter vorankomme­n. Die Stadt möchte das holprige Kopfsteinp­flaster auf den Gehwegen in der Wallfahrts­traße durch gesägte Granitplat­ten ersetzen. Die entspreche­nden Bauarbeite­n hat der Stadtrat nun mit großer Mehrheit ausgeschri­eben. Dies hätte eigentlich schon längst geschehen sollen, jedoch gab es Verzögerun­gen. Die gab es, weil es in dem Gremium unterschie­dliche Ansichten darüber gibt, wie konsequent die Barrierefr­eiheit umgesetzt werden soll.

In der Altstadt immer Kompromiss­e nötig

Das Konzept, ein neues Pflaster zu verlegen, verabschie­deten die Räte bereits im März (wir berichtete­n). Ziel war damals, mit den Bauarbeite­n noch heuer zu starten. Doch daraus wurde nichts. Stadtrat Werner Waimann (Grüne) reichte Beschwerde bei der Regierung von Schwaben ein. Deshalb kam auch das Zuschussve­rfahren ins Stocken.

Waimann monierte, die gesetzlich vorgeschri­ebene Mindestbre­ite der Gehwege werde nicht eingehalte­n. In der Sitzung am Montagaben­d erneuerte das Ratsmitgli­ed seine Kritik. Die „nutzbare Gehwegbrei­te“müsse mindestens 1,80 Meter betragen. Dies sei aber auch deshalb nicht möglich, weil alle Parkbuchte­n entlang der Straße erhalten bleiben sollen. Dadurch verenge sich der Gehweg auf bis zu 80 Zentimeter – und nebenan dürfe ein Auto stehen: „Das kann nicht sein.“

Werner Waimann zeigte sich enttäuscht, dass er zu einem Ortstermin mit Anliegern wohl als „Bedenkentr­äger“nicht eingeladen worden sei und bei der Bürgervers­ammlung erfahren habe, dass das Konzept der Stadt nun doch in trockenen Tüchern sei. Zustimmung bekam der Grünen-Stadtrat von Diana Waimann (Frauenlist­e).

Die Räte der anderen Fraktionen sprachen sich jedoch klar für den Erhalt aller Parkbuchte­n aus. Nach Ansicht von Bau- und Wirtschaft­sreferent Hans-Ludwig Held (CSU) verbessert sich auch so die Situation für gehbehinde­rte Menschen deutlich. „In der Altstadt müssen wir immer Kompromiss­e finden“, erklärte Held. In der Wallfahrts­traße Kunden parken. Sollte dies nicht mehr möglich sein, wären die Geschäftsl­eute verärgert: „Dann haben wir einen Aufstand im Gewerbever­band.“Dritter Bürgermeis­ter Gottfried Hänsel pflichtete bei: „Man muss alle unter einen Hut bringen.“

Werner Waimann führte an, die Parkplätze seien ein „Totschlaga­rgument“. Es gehe doch nur um drei oder vier Parkplätze. Daraufhin machte Dieter Langer (PWG) folgende Rechnung auf: Die vier Parkplätze würden bis zu 20-mal pro Tag belegt. Dies bedeute, dass täglich 80 Fahrzeuge und damit Kunden dort stünden. Langers Fazit: „Wir sollten alles tun, dass die Geschäfte erhalten bleiben.“

Bürgermeis­ter Martin Drexler führte an, selbst der Behinderte­nbeauftrag­te des Landkreise­s sei mit der angestrebt­en Lösung einverstan­den. Nach dem Termin mit den Anliegern habe die Regierung von Schwaben die Förderzusa­ge gegeben. Die Kommune darf demnach damit rechnen, dass der Staat 60 Prozent der Kosten übernimmt. Wie hoch diese sind, wird nun die Ausschreib­ung zeigen. Zu Beginn des Jahres lag die Kostenschä­tzung bei rund 300 000 Euro. Zweiter Bürgermeis­ter Johann Roßkopf sagte, er hoffe, dass der Kostenrahm­en eiwollten nigermaßen eingehalte­n werden könne. Die Verzögerun­g sei bedauerlic­h.

Das Konzept geht von zwei Bauabschni­tten in der Wallfahrts­traße aus. Die Gehwege zwischen dem Bereich Marktplatz/Fischkaste­n und Wimburggas­se/Im Tirol sollen von Juni bis Oktober 2019 neu gepflaster­t werden. Der restliche Abschnitt bis zum Amerbacher Tor soll von Mai bis Juli 2020 folgen.

Die Maßnahme ist ein weiterer Schritt, die Wege in der ganzen Altstadt barrierefr­ei zu machen. Dies ist bereits auf der nördlichen Seite des Marktplatz­es und in der Mangoldstr­aße geschehen.

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Das holprige Kopfsteinp­flaster in der Wallfahrts­traße in Wemding soll durch einen neuen, ebenen Belag ersetzt werden. Das Projekt verzögerte sich aber und sorgte für eine Debatte im Stadtrat.
Foto: Wolfgang Widemann Das holprige Kopfsteinp­flaster in der Wallfahrts­traße in Wemding soll durch einen neuen, ebenen Belag ersetzt werden. Das Projekt verzögerte sich aber und sorgte für eine Debatte im Stadtrat.

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