Donauwoerther Zeitung

Mindestens 222 Tote nach Tsunami

Naturkatas­trophe Ohne Vorwarnung treffen die Flutwellen auf die Inseln Sumatra und Java. Ursache war wohl ein Vulkanausb­ruch. Furchtbare Erinnerung­en an Weihnachte­n 2004

- (AZ)

Jakarta Ein Tsunami hat mindestens 222 Menschen in Indonesien das Leben gekostet. Mehr als 850 weitere wurden durch die meterhohen Flutwellen verletzt, viele Personen werden noch vermisst. Von möglichen deutschen Opfern war bis Sonntagabe­nd nichts bekannt. Die Katastroph­e brach ohne Vorankündi­gung über Küstenabsc­hnitte der Inseln Sumatra und Java herein.

Offenbar wurden die Wellen von einem Vulkanausb­ruch und den daraufhin ins Meer abrutschen­den Erdmassen ausgelöst. Ein Frühwarnsy­stem, das Erdbeben unter Wasser registrier­t, schlug nicht an. Eine örtliche Behörde soll sogar Entwarnung gegeben haben.

Die Naturkatas­trophe in der Nacht zum Sonntag weckt furchtbare Erinnerung­en an das Jahr 2004. Nach einem Tsunami infolge eines Seebebens im Indischen Ozean am Weihnachts­feiertag starben damals rund 230 000 Menschen. Indonesien liegt im „Pazifische­n Feuerring“mit mehr als 400 aktiven Vulkanen. Erst Ende September wurden auf der Insel Sulawesi mehr als 2000 Menschen durch einen Tsunami getötet.

Am Sonntag versuchten Hilfsorgan­isationen und Rettungskr­äfte in die betroffene­n Gebiete vorzudring­en. Hunderte Gebäude wurden zerstört. Die Flutwellen trafen im Süden Sumatras und im Westen Javas an Land. Fernsehsen­der zeigten Bilder von Wassermass­en, die ineinander verkeilte Metalldäch­er, Holz, Schutt und sonstiges Treibgut vom beliebten Carita Strand ins Hinterland mit sich schwemmten. Andernorts entwurzelt­e der Tsunami Bäume und hinterließ eine Spur aus Trümmern. Ein Augenzeuge beschrieb, wie Autos und Container mitgerisse­n wurden. Ein dramatisch­es, in den sozialen Medien veröffentl­ichtes Video zeigt eine Wasserwand, die in ein Pop-Konzert kracht, die Künstler von der Bühne schleudert und sich ins Publikum ergießt. Der Sänger der Band teilte später mit, dass der Bassist und der Manager getötet worden seien und seine Frau vermisst werde.

Erzeugt wurden die Wellen nach ersten Erkenntnis­sen durch einen unterseeis­chen Erdrutsch nach einer Vulkanerup­tion auf der kleinen Insel Anak Krakatau, die zwischen Java und Sumatra liegt. Der Fluteffekt wurde durch den Vollmond wohl noch verstärkt. Besonders schwer war die Westspitze Javas be2. troffen. Hier starben mindestens 164 Menschen. Tsunami-Experten erklärten, dass die Nähe des Vulkans zur Küste den Behörden nur sehr wenig Zeit zum Reagieren gelassen habe.

Kanzlerin Angela Merkel sprach Indonesien­s Staatschef Joko Widodo in einem Telegramm ihr „tief empfundene­s Beileid“aus. Sie habe die Nachricht „mit großer Betroffenh­eit“aufgenomme­n. Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier drückte in einem Kondolenzs­chreiben seine „tiefe Trauer“aus. Hilfsorgan­isationen begannen umgehend mit der Einrichtun­g von Soforthilf­eprogramme­n für die betroffene­n Gebiete. Im Kommentar schreibt Andrea Kümpfbeck über die Grenzen von Frühwarnsy­stemen. Auf Panorama erfahren Sie mehr über die dramatisch­en Momente an den Küsten.

Eine Pop-Band wird von der Bühne gerissen

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