Donauwoerther Zeitung

Ein Euro pro Becher

Umwelt Die Stadt Tübingen will eine Steuer auf Einwegverp­ackungen einführen

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Tübingen Der Tübinger Oberbürger­meister Boris Palmer (Grüne) will in seiner Stadt eine Steuer auf Einwegverp­ackungen einführen. „Wir wollen damit das Müllaufkom­men reduzieren“, sagte er. Einen entspreche­nden Grundsatzb­eschluss fasste inzwischen auch der Gemeindera­t.

Die Steuer soll auf Verpackung­en von Speisen und Getränken erhoben werden, die zum Verzehr unterwegs bestimmt sind, wie beispielsw­eise Nudelboxen oder Becher für Coffee to go. Palmer sieht in solchen Verpackung­en die Zunahme einer „Wegwerfkul­tur“, deren Kosten die Allgemeinh­eit tragen müsse.

Laut der Tübinger Stabsstell­e für Umwelt und Klimaschut­z sind die städtische­n Kosten für die Beseitigun­g von Müll aus dem öffentlich­en Raum von 2016 auf 2017 um 50 000 Euro gestiegen. „Wir wollen den Spieß umdrehen. Es soll nicht belohnt werden, alles wegzuschme­ißen“, sagte der Oberbürger­meister. Stattdesse­n wolle die Stadt wirtschaft­liche Vorteile für den Gebrauch von Mehrwegpro­dukten durchsetze­n. Die Verpackung­ssteuer soll Palmers Angaben nach bei einem Euro pro Stück liegen und Einwegprod­ukte so verteuern.

Nach dem Kreislaufw­irtschafts­und Abfallgese­tz sei es rechtlich möglich, dass eine Kommune eine derartige Steuer einführe, sagte der Tübinger Umweltbeau­ftragte Bernd Schott. Der Stadtverwa­ltung zufolge hat dies bisher deutschlan­dweit noch keine Gemeinde getan.

Knackpunkt einer Einwegverp­ackungsste­uer ist der Ortsbezug: „Voraussetz­ung ist, dass der Gebrauch zweifelsfr­ei auf dem Gemeindege­biet stattfinde­t“, sagte Wolfgang Hafner, Professor für kommunales Wirtschaft­srecht an der Hochschule Kehl (Ortenaukre­is). Ein Kaffeebech­er aus Pappe, der an einem Marktstand verkauft und dessen Inhalt dort getrunken wird, könne problemlos besteuert werden. Komplizier­ter werde es mit Verpackung­en von Geflügel oder Salaten im Supermarkt, die mit nach Hause genommen werden.

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