In Stuttgart wächst die Abstiegsangst
Talfahrt Nach dem 1:3 gegen Schalke soll dem VfB ein Spieler aus der Regionalliga helfen
Stuttgart Markus Weinzierls Wünsche für den Abstiegskampf sind umfassend. „Wir brauchen natürlich alle Spieler fit, wir brauchen Neuzugänge, wir brauchen eine gute Vorbereitung, brauchen einen guten Start“, zählte der Trainer des VfB Stuttgart auf. Seine grundlegende Mängelliste ging weiter: Es fehlt Stabilität in der Defensive und insbesondere Struktur, Präsenz und Torgefahr in der Offensive.
Die Ernüchterung ist groß. Nur mit einer klaren Steigerung kann der VfB den Klassenerhalt schaffen. Nach dem 1:3 gegen den FC Schalke 04 ist Weinzierl mehr denn je als Krisenmanager gefordert. Die elfte Saisonniederlage beim Wiedersehen mit Weinzierls früherem Klub verschärfte die Not der Schwaben. Mit nur 14 Punkten steht der Rückrundenzweite der Vorsaison auf dem Relegationsrang. „Das tut weh“, bilanzierte Sportvorstand Michael Reschke. Vor wenigen Monaten hatte er prognostiziert, der VfB würde sicher nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Die Chance, nach zuvor zwei Siegen im eigenen Stadion den Heimvorteil gegen ein ebenfalls kriselndes Team zu nutzen, um eine schwache Hinrunde wenigstens mit geringeren Sorgen abzuschließen, blieb ungenutzt.
Eine erste Maßnahme, um den nächsten Abstieg nach 2016 zu verhindern, präsentierte der VfB noch am Samstagabend: Alexander Esswein wird inklusive einer Kaufoption bis zum Saisonende von Hertha BSC ausgeliehen. Weinzierl kennt den Außenbahnspieler aus Augsburg. In Berlin hatte der 28-Jährige in dieser Saison allerdings nicht genügend Qualität für die Bundesliga und kam nur in der Regionalliga zum Einsatz. Es werden „noch ein oder zwei“weitere Neuzugänge kommen, kündigte Reschke an. Auch wenn Stuttgart auf die Rückkehr der zahlreichen Verletzten wie Benjamin Pavard, Holger Badstuber, Dennis Aogo und Pablo Maffeo hofft, sind weitere personelle Alternativen dringend notwendig. Die Zwischenbilanz mit zwölf Treffern und 35 Gegentoren liest sich erschreckend, nur der Letzte 1. FC Nürnberg hat eine noch schlechtere Tordifferenz.
Die Ausgangslage ist verheerender als vor einem Jahr, als der VfB unter Trainer Hannes Wolf mit 17 Punkten überwinterte. Es folgte eine famose Rückrunde unter Weinzierls Vorgänger Tayfun Korkut, die für diese Saison Hoffnungen geweckt hatte. Die Niederlage vom letzten Spiel des Jahres machte Weinzierl an der Szene kurz nach der Pause fest, als Schalkes Ralf Fährmann mit seinem Patzer den Gastgebern die Riesenchance zum 1:1 schenkte. Nicolás González bekam den Ball vom Schalker Torhüter zugespielt, statt ins leere Tor traf er „verunsichert“(Reschke) den Pfosten. Später gelang dem 20-Jährigen sein erstes Liga-Tor (76.). Die ausgelassene „10000-prozentige Chance“, wie Weinzierl sie nannte, bügelte er damit nicht aus (siehe auch „Die glatte Sechs“). Auch der 31-Jährige hatte vor dem 0:1 durch Steven Skrzybski (10.) nicht konsequent genug verteidigt.
Beim 0:2 durch Salif Sané (70.) lenkte Mario Gomez den Ball unglücklich ins eigene Tor, dem dritten Treffer durch Ahmed Kutucu (78.) ging ein Ballverlust von Marc Oliver Kempf voraus.
Tore 0:1 Skrzybski (10.), 0:2 Salif Sané (70.), 1:2 Gonzalez (76.), 1:3 Kutucu (78.) Zuschauer 54 022