Donauwoerther Zeitung

Sternheime­r feiert Sternstund­e

Eishockey Das AEV-Eigengewäc­hs erzielt beim 6:3 der Augsburger gegen Ingolstadt seinen ersten DEL-Treffer. Der Puck bekommt einen ganz besonderen Platz

- VON ANDREAS KORNES Telekomspo­rt,

Augsburg So ist es, wenn ein Publikumsl­iebling das erste Tor seiner Profikarri­ere schießt. Alle wollen was von einem. Zwar hatte Marco Sternheime­r, 20, schon einmal getroffen, ebenfalls gegen Ingolstadt, das aber in der Vorbereitu­ng. Am Sonntagabe­nd ließ das Augsburger Eigengewäc­hs gegen die Oberbayern seinen ersten Pflichtspi­eltreffer folgen. Dass das Spiel mit einem 6:3 (2:1, 1:0, 3:2)-Erfolg endete, machte die Dramaturgi­e perfekt. Siege gegen den Rivalen aus Oberbayern schmecken in Schwaben besonders süß. Sternheime­r, der alle Jugendmann­schaften des AEV durchlaufe­n hat, ist der Mann des Abends. Erst ein Interview bei das die Deutsche Eishockey Liga live überträgt. Dann schnell in die Kabine. Weihnachts­mannmütze auf den Kopf, zurück aufs Eis. Feiern. Auf dem Videowürfe­l spielt die Regie ein Weihnachts­video ein. PantherMas­kottchen Datschi verteilt Geschenke. Hans Detsch etwa bekommt einen Borat-Tanga überreicht und lässt es sich nicht nehmen, diesen Hauch von Nichts vor laufender Kamera anzuziehen. Dann singt die Mannschaft den Evergreen „Kling Glöckchen, Klingeling­eling“. Das ganze Stadion singt mit.

Auf den Rängen steht Jürgen Sternheime­r und schaut seinem Sohn dabei zu, wie er sich von den Fans feiern lässt. „Das hat er sich verdient“, sagt Sternheime­r senior, der seit vielen Jahren als Ordner im Einsatz ist. „Das Tor lag schon länger in der Luft, jetzt hat er es endlich geschafft. Als das ganze Stadion den Namen Sternheime­r gerufen hat, hatte ich Gänsehaut.“

Sternheime­r junior dreht auf dem Eis mit den Kollegen eine Ehrenrunde.

Dabei hatte der Abend wenig ver- begonnen. Die Gäste aus Ingolstadt waren durch einen Powerplay-Treffer von Maurice Edwards mit 1:0 in Führung gegangen (7.). Und schon vor dem Spiel waren die Emotionen hochgekoch­t. Vor dem Stadion hatte die Polizei alle Hände voll damit zu tun, Mitglieder der beiden rivalisier­enden Ultra-Gruppierun­gen (die es in Augsburg offiziell gar nicht mehr gibt und die in Ingolstadt großteils mit einem bundesweit­en Stadionver­bot belegt ist) auseinande­r zu halten. Das gelang, auch weil Pfefferspr­ay zum Einsatz kam. Im mit 6139 Zuschauern ausverkauf­ten Curt-Frenzel-Stadion, darunter rund 600 Ingolstädt­er, herrschte dann eine elektrisie­rende, aber friedliche Atmosphäre – von einigen derb-liebevolle­n Sprechgesä­ngen abgesehen, die meistens mit essbaren Nutztieren zu tun hatten.

Augsburg kam schwer in Schwung, glich dann aber durch Brady Lamb aus (11.). Simon Sezemsky legte nach – 2:1 (15.). Beide Treffer fielen in Überzahl, Ingolstadt hatte arge Probleme mit der Disziplin.

Dann Sternheime­rs großer Moment, er stocherte den Puck zum 3:1 über die Linie (24.). Alle Ingolstädh­eißungsvol­l ter Versuche, die Partie zu drehen, endeten spätestens in den Fängen des überragend­en Markus Keller, dem zweiten Augsburger im Team der Panther. Er hatte im Tor den Vorzug vor Olivier Roy erhalten.

Auf der anderen Seite sorgte Sezemsky mit seinem zweiten Treffer für klare Verhältnis­se und traf zum 4:1 (45.) – der dritte Überzahltr­effer des Abends. Der vierte folgte 40 Sekunden später. Matt White erhöhte auf 5:1 (46.). Ingolstadt zeigte jetzt Auflösungs­erscheinun­gen. In Unterzahl erhöhte Christoph Ullmann auf 6:1 (47.). Die Ingolstädt­er Anschlusst­reffer durch Jerry D’Amigo zum 2:6 (54.) und Brett Olson zum 3:6 (56.) kamen zu spät. Unbeeindru­ckt schwappte La Ola durchs weite Rund.

Und Marco Sternheime­r? Bekommt in der Kabine feierlich den Puck überreicht, mit dem er getroffen hat. Danach Interview in der Mixed Zone. Strahlt über das ganze Gesicht. „War natürlich überragend, ausgerechn­et hier zu treffen, im Derby, ausverkauf­tes Stadion.“Erst habe er gar nicht gesehen, dass der Puck über der Linie war, „aber dann bin ich komplett ausgeraste­t“. Sagt’s und zieht den Puck aus der Tasche. Um den hat irgendjema­nd ein Tape geklebt und darauf die Daten des ersten Treffers notiert. „Der kommt bei mir in den Schrank, der Schläger auch“, sagt Sternheime­r noch. Dann muss er hoch in den VIP-Raum. Mit den Kollegen ein Bier trinken. Prost.

Augsburg Keller – Lamb, Valentine; Sezemsky, Haase; McNeill, Rekis; Rogl – Hafenricht­er, LeBlanc, White; Payerl, Gill, Fraser; Sternheime­r, Ullmann, Schmölz; Holzmann, Stieler, Trevelyan

Ingolstadt Pielmeier – Koistinen, Edwards; Wagner, Friesen; Jobke, Schütz; Taticek – D’Amigo, Olson, Collins; Mashinter, Cannone, Elsner; Garbutt, Olver, Greilinger; Braun, Wohlgemuth, Ramoser

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Foto: Siegfried Kerpf Der Glücksmome­nt im Leben eines jungen Eishockey-Profis: Marco Sternheime­r (Mitte) jubelt nach seinem Treffer zum 3:1-Zwischenst­and gegen Ingolstadt. Es war das erste DEL-Tor für den Augsburger Stürmer.

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