Donauwoerther Zeitung

Eine Gurke für den Christbaum

- VON BARBARA WILD redaktion@donauwoert­her-zeitung.de

In vielen Familien ist es gute Tradition, am Morgen des 24. Dezember den Christbaum zu schmücken. Zu Mamas liebster Weihnachts­musik werden dann die Kisten vom Dachboden geholt und die geliebten Stücke mit lauten „Oh“und „Ah“-Rufen in die Höhe gehalten. „Weißt du noch, da hat der kleine Max damals im Kindergart­en gebastelt“, erinnert sich die Mutter, während der inzwischen erwachsene Sohn die wertvollen Glaskugeln aus dem Knisterpap­ier schält. Der Vater robbt derweil auf dem Fußboden und versucht die in den Ständer gehievte Tanne gerade auszuricht­en.

Ja, es ist ein alljährlic­her Spaß, der durch seine Wiederholu­ng unvergesse­n ist. Doch jetzt könnte diese Szenerie einen ganz neuen, frischen, sauren Kick bekommen.

In den USA weit verbreitet, der Ursprung dafür aber in Bayern und Thüringen, ist die Weihnachts­gurke. Dieses kleine, grün schillernd­e Gürkchen aus Glas wird unbemerkt in die Tanne gehängt. Wer sie an Heiligaben­d findet, bekommt das erste Geschenk oder ein Zusatzgesc­henk. Eine alte Form für die Produktion von Weihnachts­dekoration, gefunden beim Glasbläser Gernot Weigelt, stützt die These des deutschen Ursprungs.

Um die Geschichte der Weihnachts­gurke gibt es aber mehrere Mythen. Im frühen 20. Jahrhunder­t hatten die Familien noch nicht genug Geld, um für jedes Kind ein Geschenk zu kaufen. Also erhielt nur dieses eine Kleinigkei­t, das die Gurke im Weihnachts­baum fand.

Oder war es doch der bayerische Soldat John Lower, der im amerikanis­chen Bürgerkrie­g gefangen genommen worden sein und kurz vor dem drohenden Tod nach einer sauren Gurke als „Henkersmah­lzeit“gefragt haben soll. Nach dem Verzehr verbessert­e sich sein Gesundheit­szustand. Als Dank hängte er später – in Freiheit – Jahr für Jahr eine Gurke an seinen Christbaum.

Wenn Sie also diese Zeilen zum Frühstück lesen, Sie noch schnell im gut sortierten Weihnachts­markt eine Glasgurke kaufen und im Nadelbaum verstecken, kann das der Beginn einer frischen, neuen Tradition werden. Sollte das nicht mehr möglich sein, kann sicher eine echte Gurke aushelfen. Nur zwischen den Zweigen vergessen sollte man die dann nicht.

In diesem Sinne: ein frohes Fest und viel Spaß bei alten und neuen Traditione­n.

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Foto: Wild Die Weihnachts­gurke ist in den USA populär. Bald auch bei uns?

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