Sanka behindert: Polizei ermittelt gegen Autofahrer
Notfall Die Polizei ermittelt gegen zwei Autofahrer, die am Samstag den Rettungswagen im Einsatz nicht vorbei lassen wollten. Das ist bei Weitem kein Einzelfall
Bei Kaisheim wurde ein Rettungswagen im Einsatz von zwei Autos ausgebremst. Die Polizei hat die Kennzeichen und ermittelt.
Landkreis Ein Rettungswagen des Roten Kreuzes wird auf dem Weg zum Einsatz über eine Strecke von sechseinhalb Kilometern von zwei Autos ausgebremst. Weder Blaulicht, noch Lichthupe, noch Sirene bringen deren Fahrer dazu, den Weg für den Sanka frei zu machen. Und wohl auch nicht der Gedanke, dass im Ernstfall wertvolle Sekunden über Leben und Tod entscheiden können. Die Rettungskräfte wurden zu einem häuslichen Unfall gerufen. Wie schwer er ist, wissen sie in diesem Moment nicht, als ihre Fahrt so massiv blockiert wird – sie müssen aber grundsätzlich vom Schlimmsten ausgehen. So geschehen am vergangenen Samstag gegen 17.45 Uhr auf der B2 in Höhe der Anschlussstelle Kaisheim.
Was dort passiert ist, ist bei Weitem kein Einzelfall. Fehlende Rettungsgassen auf Autobahnen gehören zu den fast schon regelmäßigen Ärgernissen, mit denen Notärzte, Polizei, Feuerwehr und andere Dienste zu kämpfen haben. Und auch im Landkreis Donau-Ries kommt es viel zu häufig vor, dass Menschen in Not unnötig lange auf Hilfe warten müssen, weil die Rettungswagen aufgrund von Rück- sichtslosigkeit oder Fehlverhalten nicht zügig vorankommen.
Arthur Lettenbauer, Kreisgeschäftsführer im BRK-Kreisverband Nordschwaben, hatte vor Jahren selbst ein Erlebnis, das er nicht vergisst. „Wir waren unterwegs zu einem Verkehrsunfall, als sich ein vorausfahrender Autofahrer mit uns ein Rennen geliefert hat“, erzählt er. „Er hat auf die Tube gedrückt, sodass wir seinen Wagen nicht überholen konnten. Am Unfallort angekommen, musste er anhalten und da haben wir ihn auf sein Verhalten angesprochen.“Seine Antwort lässt Lettenbauer noch heute den Kopf schütteln: „Kannst mich ja anzeigen, wenn du willst.“
Vorfälle wie dieser oder wie der am vergangenen Samstag sind zwar nach Erfahrungen des BRK-Kreisgeschäftsführers nicht an der Tagesordnung, „passieren aber immer wieder und immer häufiger und wir ärgern uns darüber massiv“. Lettenbauer hat viel Erfahrung. Er ist seit 1981 beim Bayerischen Roten Kreuz tätig. Zunächst war er es auf ehrenamtlicher Basis, seit 2007 ist er hauptamtlich beschäftigt. Jahrelang war er selbst als Rettungsassistent im Sanka mit dabei, wenn es darum ging, Menschen in Not zu helfen. Und auch von Kollegen weiß er, was die Einsatzkräfte oft auf dem Weg zu einem Unglücksort erwartet. „Sehr grenzwertig“, fasst er zusammen, was BRK intern oder auch im Austausch mit Polizei, Feuerwehr und anderen zur Sprache kommt.
Warum verhalten sich Verkehrsteilnehmer so rücksichtslos? Was passiert da? „Das kann man gar nicht pauschal sagen“, resümiert Arthur Lettenbauer. „Manchmal sind die wohl von dem Gefühl geleitet: Ich bin der Schnellere. Manchmal aber ist einfach die Musik im Auto so laut, dass sie das Martinshorn gar nicht wahrnehmen. Dann aber sollten sie ja doch irgendwann etwas bemerken und entsprechend reagieren. Es gibt sicher verschiedene Erklärungen.“
Geben die Autofahrer den Rettungskräften partout den Weg nicht frei, sind diese der Situation meist ausgeliefert. Die Straßen sind zu schmal und die Situation ist zu risikoreich, um ein Vorbeikommen zu erzwingen. „Wir ärgern uns dann massiv, ganz klar“, sagt Lettenbauer. „Und wenn der Ärger zu groß ist, wie eben am Samstag, dann bringen wir einen Vorfall auch zur Anzeige. In vielen Fällen aber bleibt es beim Ärger.“
Arthur Lettenbauer appelliert an alle Verkehrsteilnehmer, sich an die ganz klaren und einfachen Spielregeln zu halten. „Wir bitten alle um Rücksicht, wenn sie Martinshorn und Blaulicht bemerken“, sagt er. „Autofahrer müssen nicht unbedingt anhalten, es genügt, wenn sie an den rechten Fahrbahnrand steuern, ihr Tempo drosseln und langsam weiterfahren.“Eine Situation gibt es, die fatal sein kann, selbst wenn die Verkehrsteilnehmer alles richtig machen wollen: Wenn Autos aus beiden Fahrtrichtungen auf gleicher Höhe stehen bleiben. „Dadurch entsteht eine oft zu schmale Gasse für unseren Rettungswagen“, sagt Lettenbauer. „Richtig ist es, versetzt zu stehen oder langsam zu fahren, dann kann der Sanka besser durch den entstehenden Zwischenraum fahren.“
Wer sich nicht an die geltenden Gesetze hält und daran, was einem der gesunde Menschenverstand sagt, hat mit Konsequenzen und unter Umständen empfindlichen Strafen zu rechnen. Im aktuellen Fall vom vergangenen Samstag liegen der Polizei Donauwörth die Kennzeichen der beiden Autos vor, deren Fahrer den Rettungswagen bei Kaisheim behindert haben. Gegen die Halter wird nun wegen des Straftatbestands der Nötigung ermittelt.