Donauwoerther Zeitung

„Das ist Unfug“

Interview EU-Politikeri­n Trüpel ärgert sich über „Angstkampa­gnen“gegen Urheberrec­ht

- Interview: Detlef Drewes

Frau Trüpel, stimmt es, dass FußballFan­s bald keine Videos aus den Stadien mehr im Internet teilen dürfen? Trüpel: Nein, das ist falsch. Youtube behauptet, sein Angebot müsse bald abgeschalt­et werden. Trüpel: Das ist Blödsinn. Youtube wehrt sich gegen sogenannte Upload-Filter, mit denen Urheberrec­htsverstöß­e verhindert werden sollen. Dabei haben Unternehme­n wie Facebook diese seit zehn Jahren im Einsatz.

Aber Upload-Filter verhindern doch angeblich, dass Satire oder Parodien hochgelade­n werden können?

Trüpel: Das ist Unfug. Im Übrigen haben es die zeitweise diskutiert­en Upload-Filter nie in die Vorlage geschafft.

Sie werden also nicht mehr gefordert?

Trüpel: Nein. Die Betreiber der Plattforme­n sind zwar verantwort­lich dafür, dass ihre Inhalte ordentlich lizenziert werden. Wie sie das machen, ist ihre Sache. Da gibt es viele Möglichkei­ten. Von Upload-Filtern ist im Gesetzeste­xt keine Rede mehr.

Warum brauchen wir denn eine Reform des digitalen Urheberrec­htes?

Trüpel: Wir müssen dafür sorgen, dass das Internet nicht nur frei bleibt, sondern auch fair wird. Die digitale Revolution hat dazu geführt, dass Millionen von Songs, Bildern, Videos und Texten ins Internet hochgelade­n werden, ohne dass deren Urheber etwas davon haben. Wir wollen und müssen diese Urheber schützen, weil es sonst nämlich niemanden mehr geben wird, der seine Werke anbietet. Die Gegner sprechen dennoch von einer Zensur. Trüpel: Die Angstkampa­gnen von Youtube und Google stecken voller Halbwahrhe­iten und Lügen. Die Reform wird nicht zur Zensur führen, sondern zur Lizenzieru­ng. Anders gesagt: Wir wollen die Meinungsvi­elfalt im Netz sicherstel­len, damit Künstler und Schaffende künftig auch von ihren Beiträgen leben können.

Warum sind die Konzerne dann so erbittert gegen die Pläne der EU?

Trüpel: Das Geschäftsm­odell von Google, Facebook und anderen basiert darauf, dass sie gigantisch­e Werbeeinna­hmen mit Inhalten erzielen, die sie selbst nicht geschaffen haben. Die Reform soll dafür sorgen, dass ein angemessen­er Teil dieser Einnahmen denjenigen zugutekomm­t, die die Inhalte erstellen.

Mit der Reform wird auch die Position der Zeitungsve­rlage gestärkt.

Trüpel: Der Artikel elf soll sicherstel­len, dass Presseverl­eger ihre Rechte für die kommerziel­le Nutzung von Ausschnitt­en von Artikeln bei den News-Seiten-Betreibern durchsetze­n können. Dazu müssen die Internet-Konzerne Lizenzvert­räge mit den Rechteverw­ertern abschließe­n. Auf diesem Wege profitiere­n auch die Autoren der Beiträge davon. Und das ist nur fair.

 ??  ?? Helga Trüpel (Bündnis 90/Die Grünen) sitzt seit 2004 im Europäisch­en Parlament. Sie gehört zur Fraktion Grüne/EFA.
Helga Trüpel (Bündnis 90/Die Grünen) sitzt seit 2004 im Europäisch­en Parlament. Sie gehört zur Fraktion Grüne/EFA.

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