Donauwoerther Zeitung

Deutsche Industrie lockt Investoren

Beteiligun­g Der Einstieg chinesisch­er Firmen in den deutschen Mittelstan­d sorgt regelmäßig für Aufregung. Noch begehrter sind deutsche Firmen aber bei Geldgebern aus anderen Ländern

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Frankfurt am Main Der Run ausländisc­her Investoren auf deutsche Unternehme­n hält an. Das Interesse chinesisch­er Firmen ist allerdings deutlich gesunken. Das geht aus Daten der Beratungs- und Prüfungsge­sellschaft­en EY und PwC hervor. EY zufolge gab es in diesem Jahr 34 Übernahmen oder Beteiligun­gen durch Unternehme­n aus China, wie die Frankfurte­r Allgemeine Zeitung berichtete. Das sei der niedrigste Wert seit fünf Jahren und eine Halbierung gegenüber dem Höhepunkt 2016. Im vergangene­n Jahr hatte es EY zufolge 54 Transaktio­nen gegeben, 2016 waren es noch 68.

Insgesamt sind deutsche Unternehme­n bei ausländisc­hen Investoren jedoch weiter begehrt. PwC geht für das Gesamtjahr von 815 bis 850 Transaktio­nen aus. Bis Mitte November wurden 732 angekündig­te Deals von Firmen und Finanzinve­storen aus dem Ausland gezählt. Die meisten Käufer kamen wie in den Vorjahren aus den USA (129 Deals). Auf Platz zwei folgten bis Mitte November Großbritan­nien mit 94 Deals und die Schweiz mit 86 Transaktio­nen. Finanzinve­storen stemmten den Angaben zufolge mehr als jeden dritten Deal.

„Natürlich beruht die relative Attraktivi­tät deutscher Unternehme­n auch auf den Problemen anderer europäisch­er Standorte – also zunächst die Schuldenkr­ise in Südeuropa und dann das Brexit-Votum in Großbritan­nien“, erläuterte PwC-Experte Steve Roberts. Daneben würden deutsche Unternehme­n unter aus- ländischen Investoren als solide aufgestell­t gelten.

Das Interesse chinesisch­er Unternehme­n an deutschen Firmen dürfte EY zufolge vorerst jedoch nicht steigen. „Wir gehen davon aus, dass sich die Zahl im kommenden Jahr stabilisie­rt“, sagt Yi Sun, die für das China-Geschäft verantwort­liche EY-Managerin, der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung. „Bis wir dann wieder einen leichten Anstieg erleben, wird es noch ein wenig dauern.“

Das Transaktio­nsvolumen sank vorläufige­n Daten zufolge von rund 13,7 Milliarden Dollar im vergangene­n Jahr auf etwas mehr als 10,2 Milliarden Dollar 2018. Mehr als umgerechne­t acht Milliarden Dollar entfielen demnach allein auf den Einstieg von Li Shufu, Eigentümer des chinesisch­en Autobauers Geely, bei Daimler.

Die Bundesregi­erung hatte kurz vor Weihnachte­n zum Schutz vor Spionage und des geistigen Eigentums die Hürden für ausländisc­he Investoren erhöht. Mit einer Änderung der Außenwirts­chaftsvero­rdnung senkte das Kabinett für sensible Bereiche die Schwelle, ab der die Bundesregi­erung einen Anteilserw­erb durch einen Investor prüfen kann. Das bezieht sich auf Investoren außerhalb der Europäisch­en Union. Auch wenn im zuständige­n Bundeswirt­schaftsmin­isterium betont wurde: „Es ist keine Lex China“, sorgten zuletzt Einstiegsv­ersuche chinesisch­er Investoren für Bauchschme­rzen bei der Bundesregi­erung.

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Foto: Carmen Jaspersen, dpa Deutsche Autoherste­ller sind für Investoren besonders interessan­t. Dieses Jahr ist der chinesisch­e Autobauer Geely bei Daimler eingestieg­en.

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