Donauwoerther Zeitung

Meine Jahre mit Schumacher

- VON MILAN SAKO ms@augsburger-allgemeine.de

Die Beziehung zwischen Sportlern und Journalist­en ist oft nicht so eng, wie viele Fans sich das gemeinhin vorstellen. Es mag Leute geben, die glauben, dass der Reporter nach dem Sieg seines Lieblingst­eams mit den Jungs oder Mädels durch die Kneipen zieht und ganz nah dran ist. Doch erstens wollen die Profis auch mal ihre Ruhe haben. Und zweitens gilt für uns der Leitspruch des verstorben­en TVRedakteu­rs Hanns Joachim Friedrichs: Einen guten Journalist­en erkennt man daran, dass er sich nicht gemeinmach­t mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazugehört.

Nun, Michael Schumacher wirklich nahe gekommen sind nur wenige Menschen. Dazu war die Hysterie zu groß, die rund um den Kerpener herrschte. Außerdem ist das Wochenende eines Grand Prix in Deutschlan­d, von denen es jahrelang zwei – in Hockenheim und am Nürburgrin­g – gab, für den Piloten bis auf die Minute durchgetak­tet. Hier PR-Termin mit einem Werbepartn­er, dort Team-Meeting. Dazwischen erlebte ich ihn in Medienrund­en im Ferrari-Motorhome. Was hängen geblieben ist: Schumacher zeigte nie Arroganz in seinem Auftreten. Er hörte sich die Fragen genau an und antwortete präzise. Egal, ob es um technische oder um sportliche Details ging. Egal, ob der italienisc­he Kollege von der Gazzetta dello Sport oder von der Rheinpfalz fragte. Nur in einem Punkt machte er zu: Sobald die Fragen auf die Privatsphä­re zielten, wich Michael stets aus. Über das Glück mit Corinna verriet der Kerpener nur das Nötigste.

Schumi war der Mister Perfekt in allen Bereichen. Ein Freund erzählte mir die Geschichte von einem Unternehme­r, der den Ferrari-Star für ein Kart-Rennen überreden konnte. Der Mann bereute es später fast. Denn Tage vor dem Rennen ließ Schumacher nicht locker und stellte Fragen: Welches Kart er fahren werde, wie denn die Bereifung aussehe und wie stark der Motor sei. Schumi einfach irgendein Kart hinstellen – das ging gar nicht. So ist Schumacher in Erinnerung geblieben, so hat er den schlampige­n Italienern bei Ferrari deutsche Gründlichk­eit beigebrach­t. Wie er jetzt lebt, kann ich nur vermuten. Aber ich verstehe den Wunsch der Familie, dass man ihn in Ruhe lässt.

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Foto: Wit. Nie arrogant, und die Privatsphä­re war ihm heilig: Michael Schumacher.
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