Hat das Fernsehen Zukunft?
Studie: Smartphone ist inzwischen wichtigstes Bildschirmgerät
Die Fernsehgeräte in den Wohnzimmern werden immer größer, aber das wichtigste Bildschirmgerät der Deutschen ist erstmals das Smartphone. So steht es im kürzlich veröffentlichten „Digitalisierungsbericht Video“der Landesmedienanstalten. In einer repräsentativen Studie des Instituts Kantar TNS für diesen Bericht nannten 37 Prozent der Befragten ab 14 Jahren das Smartphone und nur noch 32 Prozent den Fernseher als „wichtigstes Bildschirmgerät“.
Ein Lagerfeuer der Nation ist das klassische Fernsehen ohnehin nur noch etwa bei einzelnen Sportveranstaltungen. Die jüngsten Zahlen scheinen zu bestätigen, was seit Langem prophezeit wird: Das Ende des Mediums ist nahe. Für das lineare Fernsehen – das Angebot von Programminhalten zu vorgegeben Zeiten – mag das möglicherweise gelten. Nach Ansicht des Marburger Medienwissenschaftlers Gerd Hallenberger wird die Verwendung des Begriffs „Fernsehen“dabei zunehmend irreführend. „Es gibt schon jetzt viele Formen audiovisueller Angebote, viele Zugangswege und viele Display- oder Monitorformen“, erklärt er. „Wie die Nutzung der Angebote genannt wird, ist aber erst mal völlig egal.“Viel entscheidender sei die Tatsache, dass für unterschiedliche Angebotsformen und Nutzungssituationen unterschiedliche Konfigurationen sinnvoll seien.
Was kompliziert klingt, ist leicht zu verstehen: So mögen die Deutschen das Smartphone als wichtigstes Bildschirmgerät bezeichnen, 63 Prozent der Befragten schauen sich Filme und Serien jedoch nach wie vor auf dem Fernsehgerät an. Hallenberger geht daher davon aus, dass der klassische Fernsehapparat weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird. Jede Sendung werde sich allerdings das große TV-Gerät mit seinem voluminösen Raumklang erst einmal verdienen müssen. Er verdeutlicht das am Science-Fiction-Klassiker „2001: Odyssee im Weltraum“von Stanley Kubrick: „Es ist völlig sinnlos, sich eine derart monumentale Produktion auf einem Smartphone anzuschauen.“Ebenfalls gute Chancen auf Zutritt zum Wohnzimmer hätten Übertragungen, „bei denen das Hier und Jetzt wichtig ist“– allen voran Großereignisse aus dem Sportbereich. Wichtige Fußballspiele zum Beispiel werden dem linearen Fernsehen nach Hallenbergers Überzeugung „beim Überleben helfen, denn es macht keinen Spaß, sich ein WMFinale drei Tage später in der Mediathek anzuschauen“.
Derartige Inhalte wollten Menschen „live“erleben und dabei auch Teil einer Gemeinschaft sein. Wenn Gemeinschaften entstünden, begünstige das die Nutzung des linearen Fernsehens. Das trifft laut Hallenberger in besonderem Maße auf Castingshows zu. Wer „Deutschland sucht den Superstar“einen Tag später anschaue, könne eben nicht mehr abstimmen. Oder der Sonntags-„Tatort“: Über den wolle man mit Freunden diskutieren. Sonntags im Netz, montags am Arbeitsplatz.