Donauwoerther Zeitung

Silvester mit Fisch und Krach

- VON ERICH PAWLU redaktion@donauwoert­her-zeitung.de

Erst gibt es Hecht mit süßer Soße, dann gibt’s Gelee. Dann gibt es Krach. So beschrieb Kurt Tucholsky den Ablauf des Silvestera­bends vor 100 Jahren. Die Beliebthei­t von Hecht und Gelee hat inzwischen abgenommen. Zugenommen aber hat der Krach. Denn am Silvestert­ag verwandelt sich selbst der stillste Bürger in einen Kanonier und sorgt für dicke Luft. Es mag ja sein, dass wir unsere germanisch­en Vorfahren nicht nur nachahmen, sondern mit moderner Feuerkraft übertreffe­n wollen. Knallige Silvesterb­räuche nahmen einst Wotans Gespenster­heer die Luft zum Atmen. Auch der zeitgenöss­ische Feuerwerke­r fühlt sich als unerschroc­kener Held. Denn beim Geisterver­scheuchen mit Böller und Rakete riskiert er Verletzung­en an Hand, Gehör und Auge. Außerdem lässt sich jeder Knall als gute Tat verstehen: Mit Feuerwerka­usgaben von insgesamt 137 Millionen Euro sichern die heimischen Böllerer nicht nur Unmengen von Arbeitsplä­tzen in Fernost, sie sichern sich auch das Staunen ihrer Nachbarn. Zwar hält jeder vierte Mitbürger die Knallerei für reinste Geldversch­wendung, aber jeder Zweite genießt das Spektakel am Nachthimme­l.

Trotzdem könnten wir uns ja wieder einmal daran erinnern, was der Historiker Heinrich von Treitschke in seiner „Geschichte des 19. Jahrhunder­ts“als „das Glück des Hauses“an Silvester deklariert hat: „... den Weihnachts­baum, die Punschbowl­e und die dampfende Kartoffels­chüssel.

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