Silvester mit Fisch und Krach
Erst gibt es Hecht mit süßer Soße, dann gibt’s Gelee. Dann gibt es Krach. So beschrieb Kurt Tucholsky den Ablauf des Silvesterabends vor 100 Jahren. Die Beliebtheit von Hecht und Gelee hat inzwischen abgenommen. Zugenommen aber hat der Krach. Denn am Silvestertag verwandelt sich selbst der stillste Bürger in einen Kanonier und sorgt für dicke Luft. Es mag ja sein, dass wir unsere germanischen Vorfahren nicht nur nachahmen, sondern mit moderner Feuerkraft übertreffen wollen. Knallige Silvesterbräuche nahmen einst Wotans Gespensterheer die Luft zum Atmen. Auch der zeitgenössische Feuerwerker fühlt sich als unerschrockener Held. Denn beim Geisterverscheuchen mit Böller und Rakete riskiert er Verletzungen an Hand, Gehör und Auge. Außerdem lässt sich jeder Knall als gute Tat verstehen: Mit Feuerwerkausgaben von insgesamt 137 Millionen Euro sichern die heimischen Böllerer nicht nur Unmengen von Arbeitsplätzen in Fernost, sie sichern sich auch das Staunen ihrer Nachbarn. Zwar hält jeder vierte Mitbürger die Knallerei für reinste Geldverschwendung, aber jeder Zweite genießt das Spektakel am Nachthimmel.
Trotzdem könnten wir uns ja wieder einmal daran erinnern, was der Historiker Heinrich von Treitschke in seiner „Geschichte des 19. Jahrhunderts“als „das Glück des Hauses“an Silvester deklariert hat: „... den Weihnachtsbaum, die Punschbowle und die dampfende Kartoffelschüssel.