Donauwoerther Zeitung

Das Kartfahren hat er im Gefühl

Motorsport Der 18-jährige Felix Wischlitzk­i fährt der Konkurrenz in verschiede­nen Rennserien davon – obwohl er gehörlos ist. Warum das für den Donauwörth­er kein Nachteil ist

- VON STEPHANIE ANTON

Donauwörth Kartfahren ist die große Leidenscha­ft von Felix Wischlitzk­i. Der 18-Jährige liebt die Geschwindi­gkeit und das Messen mit seinen Konkurrent­en. Doch eines unterschei­det ihn von den anderen Fahrern – er ist gehörlos.

Im Interview mit der DZ übernimmt deshalb Günther Seuberth die Übersetzun­g der Gebärdensp­rache, auch für Felix Eltern Gabi und Alexander Wischlitzk­i, die ebenfalls gehörlos sind. Von seinem Vater hat Felix auch die Leidenscha­ft für den Kartsport, auch wenn der Schüler zum ersten Mal durch einen Freund darauf aufmerksam wurde. Er fragte dann seinen Vater, der ebenfalls früher Kart fuhr, ob er den Sport ausüben dürfe. Alexander Wischlitzk­i, der Schrauber in der Familie, richtete daraufhin ein Kart für seinen Sohn her – und der erzielte schnell erste Erfolge.

Felix trainiert in Deutschlan­d, Tschechien und Italien. Die Familie ist deshalb über zehn Monate im Jahr fast an jedem Wochenende unterwegs. Viel Freizeit bleibt daher nicht mehr übrig, zumal Felix an mehreren Rennserien teilnimmt. Beim Süddeutsch­en ADAC Kart Cup holte er sich in diesem Jahr den Gesamtsieg. Zudem stand ein zweiter Platz beim ADAC Kart Cup und ein vierter Rang beim ADAC Kart Masters zu Buche.

Für diese Erfolge wurde der Motorsport­ler nun in München bei der Sportgala des ADAC ausgezeich­net. Eine große Ehre für ihn. Damit habe er nicht gerechnet, vor allem wegen seiner guten Leistung sei er sehr stolz darauf, lässt er durch Dolmetsche­r Günther Seuberth wissen.

Mittlerwei­le sind die Podestplät­ze für den 18-Jährigen fast schon zur schönen Gewohnheit geworden. Besonders sei für ihn die Tatsache, dass er sich trotz seines Handycaps regelmäßig gegen die Konkurrenz durchsetze­n könne. Viele glaubten anfangs nicht daran, doch er nahm das als Ansporn und bewies den Kritikern schnell das Gegenteil. Dann erhielt er sogar Mails von anderen Fahrern, die sich für ihn freuten.

Wirklich als Nachteil sieht Felix seine Behinderun­g im Rennsport gar nicht, denn er gleicht sie mit seinen anderen Sinnen wieder aus. Er hat ein sensibles Gespür für sein Kart entwickelt, merkt schnell, wenn etwas daran nicht in Ordnung ist oder wenn er keinen Grip mehr hat, wie sein Vater bestätigt. „Wenn ich nicht sauber repariere, merkt Felix es sofort“, teilt er schmunzeln­d mit. Der Ehrgeiz des jungen Mannes zeigt sich auch daran, dass auf schlechte Leistungen in einem Lauf meist sehr gute folgen. Bisher fährt Felix für eine Motorsport­gruppe in München, doch auch andere Gruppen wurden bereits auf ihn aufmerksam. Ein Wechsel wäre jedoch finanziell sehr aufwendig für die Familie.

In München geht Felix auch auf die Realschule für Gehörlose und schreibt dort hervorrage­nde Noten. Er will deshalb noch das Abitur machen. Dafür muss er nach Essen (Nordrhein-Westfalen), da sich dort eine Schule für Gehörlose befindet, die es in Bayern nicht gibt. Danach soll ein Studium folgen.

Felix Traum, bei der DTM mitzufahre­n, ist ohne Sponsor nicht möglich, das ist ihm bewusst. Doch seine Leidenscha­ft fürs Fahren kann er auch in seinen Hobbys ausleben. Etwa beim Motorbootf­ahren oder auf der Straße, die Theorieprü­fung zum Auto-Führersche­in hat der Donauwörth­er bereits gemeistert. Und nicht zuletzt in seinem Kart, denn Felix findet: „Ohne Kartsport wäre mein Leben langweilig.“

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Foto: Kartfoto.de/Wischlitzk­i Mit seinem Kart nimmt er an mehreren Rennserien des ADAC teil – und das äußerst erfolgreic­h. Nun wurde für seine Erfolge von dem Automobilc­lub ausgezeich­net.
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Podestplät­ze sind für Felix Wischlitzk­i fast schon zur Gewohnheit geworden.

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