Bethlehem ist überall – auch in Schwaben
Weihnachtsgeschichte Wenn Maria aus Augsburg kommt und König Herodes in Leitheim haust. Uli Wisskirchen und Max Mayershofer erzählen
Harburg Maria sagt nach der Verkündigung durch den Erzengel Gabriel, dass sie den Retter der Welt gebären werde: „Was werd der Sepp jetzt von mer denke!“Der Sepp war Schreiner und der Verlobte der Maria, aber jetzt ein Kind und dieses? Wie konnte das zugehen? Und Maria reist zu ihrer Base Elisabeth nach Rudelstetten und bei Kaffee und Marmorkuchen bekommt die Base die Geschichte erzählt. Das Ende vom Lied. Die Base gesteht, dass trotz ihres fortgeschrittenen Alters der „Storch mi in Fuass bissa hot!“, sie also ebenfalls ein Kind erwartet.
So beginnt die Weihnachtsgeschichte von der Geburt des Jesuskindes, wenn sie auf Schwäbisch erzählt und vorgestellt wird. Da kommt der Kaiser Augustus mit seiner Steuerliste, also muss das Paar nach Donauwörth, wo Josef herstammt. Man reist beschwerlich zu Fuß, die Eisenbahn war ja noch nicht erfunden, und ein Esel reist mit fürs Gepäck. Und am Riedtor, beim Einlass, am Abend, entsteht das Problem, wo Unterkunft finden. Mehrere Versuche enden mit Abweisung: „Mer san belegt!“, „Alles voll!“oder „Leit wie Eich nemme mer net!“In der Pizzeria heißt es: „Nix verstehn!“Das Verbot der Schleichwerbung verbietet uns, die Namen all der renommierten Beherbergungsbetriebe zu nennen, die in der Geschichte ablehnen – es wäre eine formidable Liste. Nur ein Gastwirt hilft, aber nur ein bisschen: Er weist sie in einen Stall, direkt am Färbertor. Und dort wird das Wunder der Weihnacht geschehen: „Christ ist geboren!“
Und so wird die Geschichte auf Schwäbisch weitererzählt. Die Schafhirten kommen vom Schellenberg, wo der Engel sie überrascht: „z’Donawerd isch was bassiert!“oder waren es die Wiesen an der Zirgesheimer Straße? Jedenfalls eilen sie „z’Donawerd ans Ferbertor“, um das gelobte Kind zu sehen. Und alsbald kommen die Astrologen, die ein Himmelszeichen gesehen haben, weit her, denn die sind aus Perchtoldsdorf – wo das wohl liegt? Weit im Osten! Und einen wollen sie fragen, Herodes, den König – der wohnt in Leitheim auf einem Schloss – aber sie trauen ihm nicht und reisen heimlich weiter – nach Donauwörth ans Färbertor. Dort verehren sie das neugeborene Jesuskind mit ihren Geschenken.
Eine so gut bekannte Geschichte, und so zauberhaft erzählt - in der katholischen Herz-Jesu-Kirche in Harburg. Erfinder und Autoren sind Max und Uli, Max Mayershofer und Uli Wisskirchen aus Tapfheim. Sie haben Bilder mitgebracht, einfache, aussagefähige Holzschnitte mit den verschiedenen Ereignissen, die an die Leinwand geworfen werden. Vor allem aber haben sie Musik mitgebracht, mit der die Geschichte unterstrichen, erläutert, erklärt wird. Es sind bekannte und weniger bekannte Lieder zu Weihnacht, und dabei musizieren sie neben zwei Gitarren mit mehreren altgedienten Instrumenten – einem Vibrafon aus Solnhofener Platten, einer brummenden Flöte, Dulzian oder einem Dudelsack. So wird die Geschichte von der Geburt Jesu in vertrauter Weise erzählt und dennoch dreifach verwandelt, sodass sie noch mehr als Heimat erscheinen kann: in eine heimatliche Landschaft, in eine heimische Sprache und in eine vertraute musikalische Erklärung.
Die beiden Interpreten bieten eine höchst respektable und einzigartige Leistung, die in der voll besetzten Kirche mit großem Beifall aufgenommen wurde. Die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Elisabeth Trüdinger, dankte für den besinnlichen Abend – sie bat um Spenden für die Kartei der Not und die Flutopfer im indischen Kerala. Fazit: wie schön. Dass man Weihnachten bei uns so erleben kann!