Wenn das Leben aus den Fugen gerät
Auch im vergangenen Jahr konnte das Leserhilfswerk in der Region helfen. Eine Zwischenbilanz
Donauwörth Es sind nicht immer die großen Schicksalsschläge, die manchmal das Leben aus den Fugen geraten lassen. Eine hohe Nebenkostenabrechnung, ein kaputter Kühlschrank, ein neues Bett mit Matratze. Auch in unserer Region gibt es Menschen, die knapp kalkulieren müssen und sich Sonderausgaben nicht leisten können. Oftmals bedeuten diese den Verlust der Wohnung oder ein Leben ohne den nötigsten Komfort.
In solchen Fällen hilft die Kartei der Not, das Leserhilfswerk unserer Zeitung. Im Verbreitungsgebiet der Redaktion der Donauwörther Zeitung konnten im letzten Jahr bis zum heutigen Tag 44 Hilfeanfragen unterstützt werden. Insgesamt half die Kartei der Not mit über 27 000 Euro. Das war auch möglich, weil über 500 Einzelspender dem Hilfswerk unter die Arme griffen. „Es gibt auch in unserer Region so viele Einzelschicksale und Unglücke, die bewegen und bei denen man einfach helfen muss“, sagt Arnd Hansen, Geschäftsführer der Kartei der Not. „Wir freuen uns über jede Spende, weil unser Leserhilfswerk nur dank dieser wirklich die Not lindern kann. Vielen Dank an all unsere Leser für ihre großartige Unterstützung.“
In der Region zwischen Lechgebiet und Jura konnte im Jahr 2018 insgesamt 57 Mal geholfen werden. Darunter waren 19 Anfragen von Familien mit gesamt 28 betroffenen Kindern. In 24 Fällen war eine chronische Krankheit oder eine Behinderung zu bewältigen.
„Der meiste Unterstützungsbedarf drehte sich um das Wohnen“, erklärt Hansen. So half die Kartei 14 Mal bei den Energie- und Nebenkosten sowie Mietzahlungen, um zu verhindern, dass Menschen ihre Wohnung verlieren oder ohne Strom und Heizung sind. Oft waren auch Einrichtungsgegenstände wie eine Kochmöglichkeit, ein Kühlschrank oder ein Bett nötig. In sechs Fällen unterstützte das Leserhilfswerk akut den Lebensunterhalt, also Lebensmittel, Kleidung, Hygieneartikel, Windeln oder Ähnliches. Auch notwendige Gesundheitshilfen wie eine Reittherapie, Medikamente oder Hilfsmittel für Menschen mit Behinderung wurden gefördert.
Viele alleinstehende ältere Personen sind häufig auf die Hilfe der Kartei der Not angewiesen, da es kein familiäres Hilfesystem gibt. Die kleine Rente reicht gerade fürs Nötigste – geschieht dann etwas Unvorhergesehenes oder geht ein Elektrogerät kaputt, ist das eine ausweglose Situation. Rücklagen für Neuanschaffungen sind nicht vorhanden. So ergeht es auch einer alleinstehenden, schwer kranken über 80-jährigen Rentnerin, die mit einer minimalen Rente auskommen muss. Die Frau lebt sehr sparsam und bescheiden und kann alle monatlichen Ausgaben gerade so bezahlen. Die in die Jahre gekommene Waschmaschine ging kaputt und eine Reparatur lohnte sich nicht mehr. Mithilfe der Beratungsstelle und der Kartei der Not konnte eine neue, günstige Waschmaschine gekauft und so der Alltag der Rentnerin erheblich erleichtert werden.
Manchmal aber schlägt das Schicksal besonders hart zu. Wie bei einer Familie mit zwei Kindern im Alter von elf und zwölf Jahren. Die Mutter leidet an Brustkrebs, der vor einigen Monaten wieder ausgebrochen ist. Eine geplante Strahlentherapie konnte noch nicht erfolgen, da es der Gesundheitszustand derzeit nicht zulässt. Der elfjährige Sohn ist an Muskelatrophie erkrankt und zu 100 Prozent schwerbehindert. Die Folgen dieser Erkrankung sind Muskelschwund, Lähmungen und eine verminderte Muskelspannung. Der Bub ist auf den Elektro-Rollstuhl angewiesen und kann sich ohne Hilfsmittel nur krabbelnd fortbewegen. Der Vater ist inzwischen krankgeschrieben, damit er seine Frau und die Kinder versorgen kann. Die finanzielle Situation ist sehr angespannt und es bleibt nach Abzug der monatlichen Fixkosten nur wenig Geld zum Leben. Nun muss das Auto der Familie, das sie dringend für Arzt- und Therapiefahrten für Mutter und Sohn benötigt, repariert und gewartet werden. Die Familie kann sich die Kosten jedoch nicht leisten. Die Kartei der Not hilft und unterstützt die Familie bei der Autoreparatur.
Seit 1965 hilft die Kartei der Not unverschuldet in Not geratenen Menschen in der Region. Das Leserhilfswerk steht den Menschen in der Region in ausweglosen Situationen zur Seite und leistet Hilfe – rasch, unbürokratisch und nachhaltig. Denn durch die Zusammenarbeit mit sozialen Beratungsstellen vor Ort ist gewährleistet, dass die Unterstützung der Kartei der Not auch tatsächlich bei den Bedürftigen ankommt und für den benötigten Zweck verwendet wird. Dabei kommt jede Spende zu 100 Prozent bei den Betroffenen an, weil alle Verwaltungskosten von der Mediengruppe Pressedruck getragen werden.