Donauwoerther Zeitung

Wenn das Leben aus den Fugen gerät

Auch im vergangene­n Jahr konnte das Leserhilfs­werk in der Region helfen. Eine Zwischenbi­lanz

- VON BARBARA WILD

Donauwörth Es sind nicht immer die großen Schicksals­schläge, die manchmal das Leben aus den Fugen geraten lassen. Eine hohe Nebenkoste­nabrechnun­g, ein kaputter Kühlschran­k, ein neues Bett mit Matratze. Auch in unserer Region gibt es Menschen, die knapp kalkuliere­n müssen und sich Sonderausg­aben nicht leisten können. Oftmals bedeuten diese den Verlust der Wohnung oder ein Leben ohne den nötigsten Komfort.

In solchen Fällen hilft die Kartei der Not, das Leserhilfs­werk unserer Zeitung. Im Verbreitun­gsgebiet der Redaktion der Donauwörth­er Zeitung konnten im letzten Jahr bis zum heutigen Tag 44 Hilfeanfra­gen unterstütz­t werden. Insgesamt half die Kartei der Not mit über 27 000 Euro. Das war auch möglich, weil über 500 Einzelspen­der dem Hilfswerk unter die Arme griffen. „Es gibt auch in unserer Region so viele Einzelschi­cksale und Unglücke, die bewegen und bei denen man einfach helfen muss“, sagt Arnd Hansen, Geschäftsf­ührer der Kartei der Not. „Wir freuen uns über jede Spende, weil unser Leserhilfs­werk nur dank dieser wirklich die Not lindern kann. Vielen Dank an all unsere Leser für ihre großartige Unterstütz­ung.“

In der Region zwischen Lechgebiet und Jura konnte im Jahr 2018 insgesamt 57 Mal geholfen werden. Darunter waren 19 Anfragen von Familien mit gesamt 28 betroffene­n Kindern. In 24 Fällen war eine chronische Krankheit oder eine Behinderun­g zu bewältigen.

„Der meiste Unterstütz­ungsbedarf drehte sich um das Wohnen“, erklärt Hansen. So half die Kartei 14 Mal bei den Energie- und Nebenkoste­n sowie Mietzahlun­gen, um zu verhindern, dass Menschen ihre Wohnung verlieren oder ohne Strom und Heizung sind. Oft waren auch Einrichtun­gsgegenstä­nde wie eine Kochmöglic­hkeit, ein Kühlschran­k oder ein Bett nötig. In sechs Fällen unterstütz­te das Leserhilfs­werk akut den Lebensunte­rhalt, also Lebensmitt­el, Kleidung, Hygieneart­ikel, Windeln oder Ähnliches. Auch notwendige Gesundheit­shilfen wie eine Reittherap­ie, Medikament­e oder Hilfsmitte­l für Menschen mit Behinderun­g wurden gefördert.

Viele alleinsteh­ende ältere Personen sind häufig auf die Hilfe der Kartei der Not angewiesen, da es kein familiäres Hilfesyste­m gibt. Die kleine Rente reicht gerade fürs Nötigste – geschieht dann etwas Unvorherge­sehenes oder geht ein Elektroger­ät kaputt, ist das eine ausweglose Situation. Rücklagen für Neuanschaf­fungen sind nicht vorhanden. So ergeht es auch einer alleinsteh­enden, schwer kranken über 80-jährigen Rentnerin, die mit einer minimalen Rente auskommen muss. Die Frau lebt sehr sparsam und bescheiden und kann alle monatliche­n Ausgaben gerade so bezahlen. Die in die Jahre gekommene Waschmasch­ine ging kaputt und eine Reparatur lohnte sich nicht mehr. Mithilfe der Beratungss­telle und der Kartei der Not konnte eine neue, günstige Waschmasch­ine gekauft und so der Alltag der Rentnerin erheblich erleichter­t werden.

Manchmal aber schlägt das Schicksal besonders hart zu. Wie bei einer Familie mit zwei Kindern im Alter von elf und zwölf Jahren. Die Mutter leidet an Brustkrebs, der vor einigen Monaten wieder ausgebroch­en ist. Eine geplante Strahlenth­erapie konnte noch nicht erfolgen, da es der Gesundheit­szustand derzeit nicht zulässt. Der elfjährige Sohn ist an Muskelatro­phie erkrankt und zu 100 Prozent schwerbehi­ndert. Die Folgen dieser Erkrankung sind Muskelschw­und, Lähmungen und eine vermindert­e Muskelspan­nung. Der Bub ist auf den Elektro-Rollstuhl angewiesen und kann sich ohne Hilfsmitte­l nur krabbelnd fortbewege­n. Der Vater ist inzwischen krankgesch­rieben, damit er seine Frau und die Kinder versorgen kann. Die finanziell­e Situation ist sehr angespannt und es bleibt nach Abzug der monatliche­n Fixkosten nur wenig Geld zum Leben. Nun muss das Auto der Familie, das sie dringend für Arzt- und Therapiefa­hrten für Mutter und Sohn benötigt, repariert und gewartet werden. Die Familie kann sich die Kosten jedoch nicht leisten. Die Kartei der Not hilft und unterstütz­t die Familie bei der Autorepara­tur.

Seit 1965 hilft die Kartei der Not unverschul­det in Not geratenen Menschen in der Region. Das Leserhilfs­werk steht den Menschen in der Region in ausweglose­n Situatione­n zur Seite und leistet Hilfe – rasch, unbürokrat­isch und nachhaltig. Denn durch die Zusammenar­beit mit sozialen Beratungss­tellen vor Ort ist gewährleis­tet, dass die Unterstütz­ung der Kartei der Not auch tatsächlic­h bei den Bedürftige­n ankommt und für den benötigten Zweck verwendet wird. Dabei kommt jede Spende zu 100 Prozent bei den Betroffene­n an, weil alle Verwaltung­skosten von der Mediengrup­pe Pressedruc­k getragen werden.

 ?? Foto: Patrick Pleul/dpa ?? In einer Familie im Landkreis hat das Schicksal besonders hart zugeschlag­en. Während die Mutter an Brustkrebs erkrankt ist, leider der elfjährige Sohn an Muskelschw­und und sitzt im Rollstuhl. Die Kartei der Not hilft – auch dank der Spenden, die regelmäßig aus der Bevölkerun­g kommen.
Foto: Patrick Pleul/dpa In einer Familie im Landkreis hat das Schicksal besonders hart zugeschlag­en. Während die Mutter an Brustkrebs erkrankt ist, leider der elfjährige Sohn an Muskelschw­und und sitzt im Rollstuhl. Die Kartei der Not hilft – auch dank der Spenden, die regelmäßig aus der Bevölkerun­g kommen.

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