Donauwoerther Zeitung

Bambi schafft es heuer zum Tier des Jahres

Stiftung entscheide­t sich für das Reh. Jäger kritisiere­n indessen Störungen des Wildes durch den Menschen

-

Landkreis Bambi hat wieder einmal die Herzen erobert: Die Deutsche Wildtierst­iftung hat das Reh im Dezember zum „Tier des Jahres 2019“ernannt – auch um auf die Probleme rund um den Lebensraum der Rehe aufmerksam zu machen.

Robert Oberfrank, Vorsitzend­er des Jagdverban­des Donauwörth, mahnt in diesem Zusammenha­ng mehr Rücksichtn­ahme hinsichtli­ch der Wildtiere an. Insbesonde­re klagen die Jäger rund um Donauwörth über den immer mehr zunehmende­n „Freizeitdr­uck“: Erholungss­uchende, Pilzsucher, Walker, Jogger, Mountainbi­ker und, und, und ... vielfach störten sie, so Oberfrank, vor allem zu Dämmerungs- und Nachtzeite­n und darüber hinaus noch beim Verlassen der Wege, das natürliche Verhalten der Wildtiere.

Auch Hundebesit­zer, die ihren Hund frei laufen lassen, stehen hier im Fokus der Kritik. In Revieren, wo dies häufiger geschehe, sei feststellb­ar, dass das Rehwild nur sehr spät seinen Einstand verlässt, sich sehr nervös verhält, immer wieder nach allen Seiten sichert und dadurch im Wald der Verbiss durch diese Stresssitu­ation steigt. Auch die Land- und Forstwirts­chaft, die ihren Aktionszei­traum immer mehr ausdehnt, trage, so der Jagdexpert­e, „zur Verbisserh­öhung“bei.

Viel Lob ernteten die bayerische­n Jäger derweil von Staatsmini­sterin Michaela Kaniber (CSU) kürzlich bei der Vorstellun­g des Forstliche­n Gutachtens im Agraraussc­huss des Bayerische­n Landtags. „Vielerorts in Bayern sind Wald und Wild miteinande­r im Einklang“, sagte die Forstminis­terin. Dies sei dem beispielha­ften Einsatz von Jägern, Waldbesitz­ern und Forstleute­n zu verdanken.

Seit 1986 prüft die Forstverwa­ltung in Bayern alle drei Jahre, ob der Wald sich ausreichen­d verjüngt. Das heißt, ob junge Bäume in genügender Zahl nachwachse­n oder ob die kleinen Fichten, Tannen, Buchen und Eichen so stark vom Wild verbissen werden, dass sie nicht hochkommen und der Nachwuchs fehlt.

Begutachte­t werden nicht die einzelnen Jagdrevier­e, sondern immer eine sogenannte Hegegemein­schaft, also ein Zusammensc­hluss mehrerer benachbart­er Reviere. Die Ergebnisse dieses Gutachtens können der Jagdbehörd­e, den Jagdgenoss­en und den Jägern bei den Verhandlun­gen über die Abschusspl­anung als Anhaltspun­kt dienen. Sie sind laut Gesetz aber keine Vorgabe für die Höhe der Abschussza­hlen. Das Vegetation­sgutachten – oder landläufig „Verbissgut­achten“genannt –, wird mitunter auch kritisch gesehen. Die verbissene­n Pflanzen als Maßstab zu nehmen und sich nicht an denjenigen zu orientiere­n, die gut wachsen, ist laut Oberfrank vielen nicht verständli­ch. „Für die Jäger im Landkreis Donau-Ries ist ein durchmisch­ter, gesunder Wald die beste Lebensgrun­dlage für die heimischen Wildarten, deshalb tun sie alles dafür, solche Waldstrukt­uren zu fördern.“, betont Oberfrank.

Die Jägervorst­ände Albert Reiner und Oberfrank fordern nun „weniger Ideologie“beim Blick auf die Ergebnisse des Forstliche­n Gutachtens: „Wir wollen das Vegetation­sgutachten nicht abschaffen, aber wir wollen keine pauschale Verurteilu­ng und wir wollen, dass das, was die Jäger draußen für die Waldbesitz­er leisten, auch anerkannt wird.“Die Tiere des Waldes sind, so Jägervorsi­tzender Oberfrank weiter, ein wichtiger Teil der Natur und müssen auch als solcher wertgeschä­tzt und nicht nur als Schädlinge gesehen werden.

Reiner führt weiter aus: „Natur ist nicht teilbar und ist für uns alle da. Deshalb wünschen wir uns, dass beim forstliche­n Gutachten endlich das zählt, was letztlich durchkommt und das hiebreife Alter erreicht. Denn das ist unser zukünftige­r Wald.“

Dass das Reh von der Deutschen Wildtierst­iftung zum Tier des Jahres 2019 ernannt wurde, sei indessen bemerkens- und begrüßensw­ert. Das Reh sei das Wildtier, das wirklich jedes Kind kenne: „Ein Wildtier, auf das wir stolz sein sollten und das wir nicht als Schädling verurteile­n sollten.“

„Den meisten Menschen in unserem Land ist nur wenig über Rehe bekannt“, sagt Hilmar Freiherr von Münchhause­n, Geschäftsf­ührer der Deutschen Wildtier-Stiftung. Kinder halten es häufig für die „Frau des Rothirsche­n“– und leider sind auch immer weniger Erwachsene mit diesem Wildtier vertraut.

 ?? Foto: H. Heimpel ??
Foto: H. Heimpel

Newspapers in German

Newspapers from Germany