Wer ist Antons genetischer Zwilling?
Krankheit Schwenningens ehemaliger Feuerwehrkommandant hat Leukämie. Er braucht dringend eine Stammzellspende
Schwenningen Es ist kurz vor Weihnachten. Die ersten Schneeflocken in diesem Winter fallen vom Himmel. Wie üblich schnappt sich Anton Eichberger die Schaufel und beginnt zu Schippen. Dieses Mal muss er aber nach wenigen Minuten aufhören. Er ist fix und fertig. Der Familienvater gibt nichts weiter drauf, er vermutet, dass ihn eine Grippe erwischt hat. Von Tag zu Tag werden die Symptome schlimmer: kraftlos, müde und bleich. Am 27. Dezember 2017, dieses Datum wird er nie vergessen, entscheidet er sich, zum Höchstädter Hausarzt Dr. Jürgen Arnhardt zu gehen, um sich Medikamente gegen Grippe verschreiben zu lassen. Und dem Allgemeinmediziner, so erzählt es Anton Eichberger, verdankt er sein Leben. Denn der Arzt merkt schnell, dass der Schwenninger nicht an Grippe leidet. Es ist viel schlimmer.
Arnhardt schickt ihn ins Krankenhaus Wertingen, es werden Untersuchungen gemacht und entschieden, dass Anton Eichberger ins Klinikum Augsburg verlegt werden muss – und das mit einem Intensivtransport. „Meine Blutwerte waren Jenseits von Gut und Böse. Aber das es so schlimm war, damit habe ich nicht gerechnet. Das zieht einem den Boden unter den Füßen weg“, erzählt der Schwenninger. Denn die Diagnose kurz nach Mitternacht war schockierend: Der 51-Jährige hat Blutkrebs. Er leidet an einer akuten Leukämie. Es besteht höchste Lebensgefahr. „Morgens bin ich mit Grippe zum Arzt und am Abend wusste ich nicht, ob ich die Nacht überlebe.“Das war am 27.12.2017.
Fast genau ein Jahr später sitzt Anton Eichberger mit seiner Frau Carola im Wohnzimmer im ersten Stock des Familienhauses in Schwenningen. Es schneit wieder. An Schneeschippen ist nicht zu denken. „Er hatte es doch schon geschafft. Wir hatten so viel Hoffnung, dass wir wieder ein normales Familienleben führen können. Aber jetzt ist der Krebs wieder zurück. Dieses Mal reicht eine Chemo nicht mehr. Er braucht dringend einen Stammzellspender“, sagt Carola Eichberger. Sie ist die große Stütze der Familie. Organisiert alles, kümmert sich um alles. Damit es weiter-
geht, damit ihr Mann leben kann. Denn im Juli 2018 galt Anton Eichberger als geheilt, er fing im Oktober sogar mit der Wiedereingliederungsphase an seinem Arbeitsplatz im Gundremminger Kraftwerk an. Doch das Ergebnis einer Kontrolle am 11. Dezember lautet: Der 51-Jährige braucht Stammzellen. Es ist ein Nest von Leukämie-Zellen im Knochenmark gefunden worden. „Die Krankheit ist noch nicht wieder ausgebrochen und aktuell fühle ich mich einigermaßen fit. Umso schneller wir einen Spender finden, desto besser verarbeitet mein Körper alles“, sagt der zweifache Familienvater.
Deshalb veranstaltet Ehefrau Carola mithilfe der Vereine im Ort, Freunden, Verwandten und anderen Mitbürgern eine Typisierungsaktion im Sportheim in Schwenningen. „Das ist mein Beitrag, ich will das tun. Vielleicht hilft es Anton und wenn nicht ihm, dann anderen Menschen auf der ganzen Welt“, sagt sie und bittet darum, dass viele Menschen kommen und sich registrieren lassen.
Denn nach der ersten Diagnose im Dezember 2017 ging aufgrund des lebensbedrohlichen Zustandes alles sehr schnell: Eichberger war viele Wochen im Klinikum und musste mit den Folgen einer hoch dosierten Chemotherapie kämpfen. Aber Anton Eichberger gibt nicht auf, er kämpft und bleibt positiv. „Ich habe immer gesagt: Diese Leukämie bringt mich nicht um.“Dass er nach einem halben Jahr dann als gesund galt, war ein unbeschreibli-
ches Gefühl. Am letzten Krankenhaustag gab es deshalb von Ehefrau Carola eine besondere Überraschung: Sie brachte ihrem Ehemann, der Tiere über alles liebt, einen kleinen Welpen mit nach Hause. „Es war ein Geschenk dafür, dass er es geschafft hat“, erzählt sie. Und Theo weicht seinem Herrchen seither nicht mehr von der Seite. Wenn er mit seinen drei Hunden morgens und abends 20 Minuten allein spazieren gehen kann, dann ist er rundum glücklich. „Mehr brauche ich nicht“, sagt er und lächelt. Seine positive Art und innere Zufriedenheit hilft ihm auch jetzt. Anton Eichberger ist sich sicher, dass ein Stammzellspender für ihn gefunden wird, dass er überlebt. „Das spüre ich im Herz“, sagt er und fasst sich an die Brust.
Das Leben, das die Eichbergers bis zum 27.12.2017 geführt hatten, gab und gibt es nicht mehr. Es ist nun bestimmt von der Krankheit des Familienoberhauptes. „Ich bewundere ihn sehr. Er baut eher noch mich auf, als nur einmal zu jammern.“, sagt sie.
Die Geschwister kommen als Spender nicht in Frage, die Kinder höchstens zu 50 Prozent. Es stimmen zu wenig Merkmale überein, der Familienvater braucht einen genetischen Zwilling. „Ich will noch nicht in Rente gehen“, scherzt er. Vor allem aber will er so viel Zeit wie möglich mit seiner Familie und seinen Hunden verbringen. Er will raus, die Natur erleben und wieder mit voller Kraft Schnee schippen. Anton will leben.