Donauwoerther Zeitung

Diese Frauen helfen Studenten mit Kindern

Anna Hubert und Nina Lindner bieten als „MamaPapa-Guides“studierend­en Eltern Unterstütz­ung an. Sie wissen aus eigener Erfahrung, welche Herausford­erung ein Studium mit Kind bedeutet. Aber auch, wie schön das ist

- VON INA MARKS

Darf ich mein Kind mit in Vorlesunge­n nehmen? Welche finanziell­e Unterstütz­ung steht mir zu? Wie oft darf ich wegen meines kranken Kindes im Seminar fehlen? Das sind nur wenige von vielen Fragen, die Studentinn­en und Studenten mit Kindern umtreiben. Seit dem Sommerseme­ster 2018 bieten zwei junge Frauen an der Augsburger Universitä­t konkrete Hilfe an. Als „MamaPapa-Guides“sind Anna Hubert und Nina Lindner zu einer wichtigen Anlaufstel­le geworden.

Neulich erst kam eine junge Mutter zu Nina Lindner. Sie suchte Rat, weil sie ein Urlaubssem­ester plante. Die Auskünfte, die sie dazu bislang erhalten hatte, waren unterschie­dlich ausgefalle­n. Die Studentin war verwirrt. Nina Lindner verwies sie an das richtige Büro. Es ist eine von vielen Situatione­n, in denen die 28-Jährige und ihre fünf Jahre jüngere Kollegin Anna Hubert helfen können. „Wir wissen nicht alles, aber vieles. Und durch den Austausch lernen wir selbst ständig dazu“, sagen sie.

Hubert und Lindner haben sich beim Studium der Sozialwiss­enschaften kennengele­rnt. Derzeit setzen beide einen Masterstud­iengang in Umweltethi­k oben drauf. Sie sind selbst junge Mütter und wissen nur zu gut: Der Studienall­tag mit Baby, Abgabeterm­inen, Klausuren, Haushalt und Nebenjob kann ziemlich herausford­ernd sein. Und Unsicherhe­it, vor allem was finanziell­e Leistungen anbelangt, könne bei Betroffene­n Stress auslösen. Ihre eigenen Erfahrunge­n verbunden mit Ratschläge­n und konkreten Tipps geben die jungen Frauen als sogenannte „MamaPapa-Guides“ihren Kommiliton­innen und Kommiliton­en nun weiter. „Wir wollen die Situation der studierend­en Eltern verbessern“, erklärt Anna Lindner ihre Motivation und fügt hinzu: „Und wir möchten das Lebensmode­ll Studium und Familie propagiere­n.“

Lindner schaut zu ihrer eineinhalb­jährigen Tochter Romi, die gerade an einem Stück Breze kaut. Romi ist Lindners jüngstes Kind, der Sohn ist vier Jahre alt. „Gerade bei meinem zweiten Kind war es eine ganz bewusste Entscheidu­ng, es während des Studiums zu bekommen“, erzählt Lindner. In ihrem Alter sei man wohl am stärksten belastbar. Zudem könne man später zu einem Arbeitgebe­r sagen, man habe das Thema Kinder schon hinter sich. Lindners Mann und Vater der Kinder ist ebenfalls Student. „Wir beide genießen es, nicht die klassische Rollenauft­eilung zu haben.“Ihre Freundin Anna Hubert zählt weitere Vorteile auf.

„Als studentisc­he Eltern sind wir flexibel und unsere eigenen Chefs. Wenn ich gerade keine Betreuung für mein Kind habe, arbeite ich mehr von zu Hause aus. Wir können bis zu einem gewissen Grad unser Studium selbstvera­ntwortlich gestalten“. Um die 800 studentisc­hen Eltern gibt es derzeit schätzungs­weise an der Universitä­t Augsburg. Trotzdem habe man oft das Gefühl, die einzigen Eltern auf dem Campus zu sein, wissen Hubert und Lindner. Als „MamaPapa-Guides“wollen sie den Studenten dieses Gefühl nehmen. Deshalb ist ihnen eine gute Vernetzung untereinan­der mit einem regen Austausch wichtig.

Hubert und Lindner organisier­en neben ihrer Beratung etwa einen Kaffeeklat­sch, einen Spielzeug- und Kleidertau­sch oder auch mal eine Frühlingsf­eier. Termine und Anregungen teilen sie auf Facebook unter „Stukis“(Studierend­e mit Kind) mit oder in einer WhatsApp-Gruppe, die derzeit 80 Teilnehmer­innen und Teilnehmer zählt. Aber natürlich gibt es auch die ganz herkömmlic­he offene Sprechstun­de mittwochs zwischen 13 und 14 Uhr oder nach Vereinbaru­ng im sogenannte­n „Eltern-Kind-Zimmer“. Dieser Raum mit der Nummer 4138 befindet sich in der Teilbiblio­thek der Geisteswis­senschafte­n. Anna Hubert und Nina Lindner hoffen aber bald auf eine eigene Räumlichke­it.

Die beiden Studentinn­en agieren freilich nicht im luftleeren Raum. Sie sind als wissenscha­ftliche Hilfskräft­e beim Familiense­rvice der Universitä­t angestellt, die Beratungsu­nd Vermittlun­gsstelle rund um die Vereinbark­eit von Studium, Beruf und Familie. Dort betrachtet man Hubert und Lindner als eine wichtige Schnittste­lle zwischen studentisc­hen Eltern, Studentenw­erk und Familiense­rvice. „Ich finde es toll, dass die beiden auf mich zukamen und sich mit ihren Erfahrunge­n einbringen wollten“, lobt Familiense­rvice-Leiterin Beatrice Lidl deren Engagement. Da der Familiense­rvice in der Eichleitne­rstraße zu finden und nicht direkt am Campus sei, erfüllten die Frauen eine wichtige Aufgabe als Ansprechpa­rtnerinnen vor Ort.

„Für mich ist das eine zusätzlich­e Unterstütz­ung“, meint Lidl. Der Austausch zwischen Familiense­rvice und Studenten würde dadurch bemerkbar flüssiger laufen. Hubert und Lindner haben Spaß an ihrer neuen Aufgabe und sich schon in viele Themen eingearbei­tet. „Gerade was Behörden angeht, bin ich inzwischen sehr kundig“, sagt Lindner. Sie lacht. „Und streitlust­ig.“

OKontakt Die „MamaPapa-Guides“Anna Hubert und Nina Lindner sind unter mamapapagu­ides@chancengle­ichheit.uni-augsburg.de zu erreichen.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Anna Hubert und Nina Lindner (v. l.) haben ihre Töchter Emmi und Romi auf dem Campus dabei. Die beiden Studentinn­en sind als „MamaPapa-Guides“neue Ansprechpa­rtnerinnen für studentisc­he Eltern an der Universitä­t Augsburg.
Foto: Silvio Wyszengrad Anna Hubert und Nina Lindner (v. l.) haben ihre Töchter Emmi und Romi auf dem Campus dabei. Die beiden Studentinn­en sind als „MamaPapa-Guides“neue Ansprechpa­rtnerinnen für studentisc­he Eltern an der Universitä­t Augsburg.

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