„Nur die Grünen nehmen die Klimakrise ernst“
Politik Die Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth ist zu Gast beim Neujahrsempfang des Kreisverbands
Landkreis Beim Kreisverband Donau-Ries der Grünen herrscht gute Stimmung. Kein Wunder, hat die Partei bei den zurückliegenden Wahlen mit dem Einzug von Eva Lettenbauer in den Landtag und Albert Riedelsheimer in den Bezirkstag doch noch nie da gewesene politische Erfolge erzielt. „Bei uns gibt es eine große Euphorie, die wir weitertragen wollen“, sagte Lettenbauer beim Neujahrsempfang der Kreis-Grünen am Wochenende in Nördlingen.
Rund 50 Zuhörer, unter ihnen Oberbürgermeister Hermann Faul und SPD-Stadträtin Rita Ortler, waren ins Jugend- und Familiengästehaus am Bleichgraben gekommen, um vor allem Claudia Roth, die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages und frühere Grünen-Bundesvorsitzende zu hören, die in ihrer Rede eine politische Rundumschau durch Europa und die Welt unternahm und für ihre Aussagen und Einschätzungen viel Beifall erhielt.
Die jüngsten Wahlerfolge der Grünen schreibt die Augsburger Bundestagsabgeordnete einer „ehrlichen und optimistischen Politik“zu, die die Partei betreibe. „Viele Menschen in Deutschland haben die Schnauze voll von Streitereien und Machtkämpfen in den anderen Parteien.“Dies habe mitunter zu einer Polarisierung in der Gesellschaft geführt. Anstand in der politischen Auseinandersetzung sei heutzutage nicht mehr selbstverständlich, was sie vor allem am Auftreten der AfD im Bundestag erlebe.
Ein flammendes Plädoyer hielt Claudia Roth für Europa. „Im derzeitigen weltweiten Wirrwarr war Europa immer ein Ruhepol mit gemeinsamen Prinzipien und Werten. Genau das brauchen wir angesichts der vielen weltweiten Probleme und Demokratieverächtern wie Orban und Erdogan.“
Man dürfe allerdings auch Fehlentwicklungen in Europa nicht ignorieren. So könne es beispielsweise nicht sein, dass 80 Prozent der Agrarsubventionen aus Brüssel an nur 20 Prozent der Bauern gehen und das größtenteils in Agrarfabristarken ken. Die Bundestagsvizepräsidentin plädierte darüber hinaus für eine gemeinsame europäische Flüchtlingspolitik ohne Populismus und Abschiebungen in Länder, die nicht sicher seien, beispielsweise Afghanistan.
Als eine der größten Herausforderungen bezeichnet Roth die Klimapolitik. Schlimm sei in diesem Zusammenhang die Ignoranz vieler Regierungen auf der Welt, nicht zuletzt den USA. Dabei würden inzwischen alle Fakten wissenschaftlich belegt auf dem Tisch liegen. Das Abschmelzen der Pole und Gletscher, die allgemeine Klimaerwärmung und nicht zuletzt das Artensterben seien klare Beweise für eine bedenkliche Entwicklung. „Nur die Grünen nehmen die Klimakrise wirklich ernst“, sagte Roth.
Zuvor hatte Eva Lettenbauer die derzeitigen Proteste von Schülern im Rahmen der Aktion „Fridays for Future“für einen besseren Klimaschutz als „ganz tolle Sache“gelobt. „Mittlerweile sind viele grüne Themen in der Gesellschaft angekommen“, so die Landtagsabgeordnete. Ihre Co-Kreisvorsitzende Ursula Kneißl-Eder richtete den Blick auf die anstehende Europawahl und die Kommunalwahlen im kommenden Jahr.
Bezirksrat Albert Riedelsheimer, der für die Diakonie im Donauwörther Ankerzentrum Asylsozialberatung macht, plädierte dafür, nicht immer nur zu bewerten, was in der Einrichtung am Schellenberg schieflaufe. Es gebe dort auch Menschen mit viel Hoffnung.
Organisiert wurde der Empfang vom Grünen-Ortsverband Nördlingen um Reinhard Neff und seine Mitstreiter.