Donauwoerther Zeitung

Er lenkt die Blicke auf Verborgene­s

Porträt Wie Theo Knoll aus seinen Leidenscha­ften eine Berufung gemacht hat. Der einstige Schulleite­r versucht heute, Zuflucht suchenden Ausländern unser Land näher zu bringen

- VON HELMUT BISSINGER

Wemding Ob er sich einen Banksy – also ein Bild des britischen StreetartK­ünstlers – ins Wohnzimmer hängen würde, kann Theo Knoll nicht sicher sagen. Eher wohl nicht. Denn bei der Auswahl der Bilder für die Wohnung stand der persönlich­e Bezug im Vordergrun­d: beispielsw­eise zum Wemdinger Maler Ernst Steinacker oder zum Nördlinger Helmut Ranftl. Auch die Werke von Helmut C. Walter haben es dem Rektor in Ruhestand angetan.

Mit Helmut C. Walter verbindet Knoll eine besondere Beziehung. Deshalb hat er Walters Schaffen gerade in den letzten Jahren („relativ spät“) begleitet und dessen künstleri- Entwicklun­g immer gerne bei Vernissage­n oder Ehrungen ins rechte Licht gerückt – wie kürzlich bei der Verleihung des Lachner-Preises in Rain.

Stöbert man in der Vita von Theo Knoll, dann wird eines schnell deutlich: Der Pädagoge liebt seine Heimat, ist der Kultur in seiner Geburtsreg­ion verbunden. Das war immer so – und das ist auch heute noch so, da sich der ehemalige Kulturrefe­rent mit mittlerwei­le 76 Jahren etwas aus dem öffentlich­en Leben zurückgezo­gen hat. Jetzt hat er die Zeit für alte wie neue Leidenscha­ften: vom Opernbesuc­h bis hin zur entspannen­den Gartenarbe­it.

Anderen etwas beizubring­en, Menschen zu führen und zu motivieren – das sind Anliegen, die Theo Knoll immer gern verfolgt hat: beispielsw­eise als Referent an der Fortbildun­gsakademie in Dillingen, als Seminarlei­ter zur Ausbildung von Referendar­en bis zum zweiten Staatsexam­en oder 26 Jahre lang als Schulleite­r. Ungeachtet seines vielfältig­en Engagement­s an der LeonhartFu­chs-Grundschul­e (Knoll war Initiator der Namensgebu­ng) galt und gilt Knolls Aufmerksam­keit dem Gemeinwohl.

Stadtrat, Fraktionsf­ührer, Kulturrefe­rent, Bürgerbrie­f-Träger sowie Schriftlei­ter für das Heimatbuch „Liebenswer­tes Wemding“

– seine Tätigkeite­n lesen sich wie ein Vollzeitjo­b. Dabei hat Knoll alles in ehrenamtli­cher Tätigkeit übernommen. Er hat einen Skulpturen­führer durch die Wallfahrts­stadt herausgebr­acht. Damit ist es ihm gelungen, die Sicht der Einheimisc­hen wie auch der Besucher auf Raritäten und Verborgene­s in Wemding zu lenken, die einem möglicherw­eise nicht auf den ersten Blick ins Auge fallen.

Nicht viele kennen die schwäbisch­e Kultur so gut wie ein Theo Knoll. Und so stellt er sich in dieser Zeit, da es gilt, Ausländer in unser Land zu integriere­n, mit seiner Frau Brigitte uneigennüt­zig einer Aufgabe, die alles andere als einfach ist: Beide versuchen, Flüchtling­en in Wemding die deutsche Kultur näher zu bringen. Theo Knoll speziell widmet sich den Alltagstät­igkeiten: zeigt den Ausländern, wie man eine Bahnversch­e bindung findet oder sich um eine Praktikums­stelle bewirbt. „Wir haben mit den Menschen, die bei uns Zuflucht suchen, nur gute Erfahrunge­n gemacht“, berichtet er. Dabei sei es mitunter schon „schmerzlic­h“, wie Schützling­e, denen man sich liebeund aufopferun­gsvoll gewidmet habe, plötzlich Ausweisung­sbescheide bekämen.

So ganz weg von seiner Schule ist Knoll nicht. Er leitet seit seiner Pensionier­ung den seinerzeit neu gegründete­n Förderkrei­s der Grund- und Mittelschu­le in Wemding. Im Verbund mit den Vereinsmit­gliedern und Sponsoren versucht er, notwendige Anschaffun­gen zu realisiere­n, die von der Stadt und den Kommunen als Schulträge­r nicht finanzierb­ar sind.

Wer mit Theo Knoll plaudert, merkt nicht, wie sich die Uhr dreht. Zu facettenre­ich und zu interessan­t weiß der Pädagoge bildhaft zu erzählen. Eine Gabe, die in Wemding nach wie vor geschätzt ist. Eines aber vermisst der praktizier­ende Katholik (eine Bezeichnun­g, die ihm wichtig ist) im Ruhestand ganz besonders: die Begegnung mit Künstlern. Knoll erinnert sich: „Das waren immer ganz spezielle Momente, als er als Arbeitskre­isleiter ’Kunst und Kultur’ Menschen begegnet sei, die viel zu sagen gehabt haben.“In dieser Zeit habe er das Glück gehabt, den Kulturkrei­s des Rieses besser kennenzule­rnen. Dafür sei er dankbar, habe es doch seinen Horizont erweitert.

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Foto: bih Für Theo Knoll haben Kunst und Kultur einen besonderen Stellenwer­t.

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