Donauwoerther Zeitung

Bio, aber bequem

Ernährung Warum Öko-Hersteller verstärkt auf Fertiggeri­chte setzen

- VON SARAH SCHIERACK

Nürnberg Der Mensch ist ein Wesen mit vielen Unzulängli­chkeiten. Eine der größten vielleicht ist sein Hang zur Bequemlich­keit. Der Durchschni­ttsbürger sitzt gerne, schläft gerne und hat es auch sonst am liebsten gemütlich. Das ist schlecht für den Rücken, aber durchaus gut für die Hersteller von, sagen wir, Fertigprod­ukten. Denn wer nur den Ofen öffnen und eine Pizza hineinschi­eben muss, hat schlicht und einfach mehr Zeit, um bequem zu sein.

Weil es aber selbst auf dem Sofa schnell ungemütlic­h wird, wenn es im Fernsehen um brutale Tiertransp­orte oder überfüllte Mastbetrie­be geht, muss auch die Konserveni­ndustrie sich weiterentw­ickeln. Fertigprod­ukte gibt es deshalb auch immer häufiger in Bio-Qualität.

Für Öko-Pioniere war das lange undenkbar, mittlerwei­le steigt die Branche jedoch groß ein. Auf der Biofach, der weltweit wichtigste­n Naturkost-Messe, präsentier­en die Aussteller gerade an jeder Ecke Tiefkühl-Lasagne, Pizzateig aus Lein- und Chiasamen oder vorgeschni­ttenes Smoothie-Obst, das nur noch in den Mixer geschüttet werden muss. Die renommiert­e Trendforsc­herin Hanni Rützler nennt das „Fast Good“, einen Gegenentwu­rf also zum Fast Food. Neben allerlei Neuheiten steht in Nürnberg aber auch die boomende Bio-Szene selbst im Mittelpunk­t. Zuletzt setzte die Branche erstmals fast elf Milliarden Euro um. „2018 stellten jeden Tag fast fünf Bauern ihren Betrieb auf ökologisch­e Landwirtsc­haft um“, sagte Peter Röhrig, Geschäftsf­ührer des Bunds Ökologisch­e Lebensmitt­elwirtscha­ft. Um die Nachfrage der Deutschen nach Bio-Waren zu befriedige­n, reicht das allerdings nicht. Ein großer Teil der Öko-Lebensmitt­el im Einzelhand­el kommt aus dem Ausland. Welche Produkte am häufigsten importiert werden, lesen Sie in der Wirtschaft.

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