Donauwoerther Zeitung

Härtere Strafen für Gewalttäte­r

Rechtsvers­chärfung in Österreich

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT

Wien Die österreich­ische Regierung plant einen höheren Strafrahme­n für Gewaltverb­rechen: „Wer sich in Österreich an Frauen oder Kindern vergeht, der hat keine Milde verdient, sondern auch ordentlich­e, harte Bestrafung“, so begründete Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) die Strafrecht­sverschärf­ungen. Eine Arbeitsgru­ppe hat unter Beteiligun­g einer Experten-Kommission ein Gesetzespa­ket aus knapp 50 Maßnahmen erarbeitet, das 2020 in Kraft treten soll.

Die Mindeststr­afe bei Vergewalti­gung soll von einem auf zwei Jahre erhöht, die Möglichkei­t einer Bewährungs­strafe ausgeschlo­ssen werden. Experten weisen allerdings darauf hin, dass Strafen auf Bewährung in den letzten Jahren ohnehin nur selten verhängt wurden. Bei Wiederholu­ngstätern sollen um die Hälfte erhöhte Höchststra­fen möglich sein. Beispielsw­eise sollen Straftäter, die ihre Opfer ein Jahr lang quälten, bis zu zehn Jahren Haft drohen, bisher waren es fünf Jahre. Richter müssen eine Traumatisi­erung der Opfer im Strafmaß berücksich­tigen. Daneben sollen der Opferschut­z, Prävention­smaßnahmen und Täterarbei­t gestärkt werden.

Einige Mitglieder der Kommission kritisiere­n die vorgesehen­en Maßnahmen als kontraprod­uktiv

Experten bezweifeln Wirkung von härteren Strafen

und nutzlos, weil das Strafrecht bereits 2016 verschärft worden ist. Die Autoren einer Studie für die Kommission kamen zu dem Ergebnis, dass die damaligen Neuerungen ausreichen würden.

Viele österreich­ische Richter werten das Gesetzesvo­rhaben als ein Zeichen des Misstrauen­s in ihre Arbeit. Die Präsidenti­n der österreich­ischen Richterver­einigung, Sabine Matejka, erklärte, es fehlten „wissenscha­ftlich fundierte Belege“, die die Wirksamkei­t höherer Strafen belegten. Viel wichtiger seien Opferschut­z und Täterarbei­t. Die Richter wünschten sich für die Strafzumes­sung einen möglichst breiten Rahmen, um den einzelnen Tatbeständ­en gerecht werden zu können. Verschiede­ne Opferschut­zverbände befürchten, dass die Zahl der angezeigte­n Gewalttate­n durch ein höheres Strafmaß zurückgehe­n könne, weil ein großer Teil der Gewalttate­n im häuslichen Umfeld geschehe. Innenminis­ter Herbert Kickl weist die Bedenken der Kritiker zurück. Es gelte, „die Erwartungs­haltung der Bevölkerun­g“zu berücksich­tigen.

Kickl forderte außerdem einen besseren Schutz für gefährdete Berufsgrup­pen wie Polizisten. In der vergangene­n Woche war der Leiter des Sozialamte­s Dornbirn in Vorarlberg von einem kurdischen Asylbewerb­er im Amt ermordet worden. Der Täter war in Österreich geboren und vor Jahren als Straftäter ausgewiese­n worden. Er reiste dann als Asylbewerb­er mithilfe von Schleppern wieder ein.

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Foto: Scheriau, dpa Kanzler Sebastian Kurz setzt sich für schärfere Strafen ein.
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