Donauwoerther Zeitung

Trump will für seine Mauer kämpfen

USA Der Kompromiss im US-Haushaltss­treit reicht nur, um 88 Kilometer Grenzsiche­rung zu finanziere­n. Nun sucht der Präsident mit Hochdruck nach neuen Geldquelle­n

- VON KARL DOEMENS

Washington Der Präsident gab sich schmallipp­ig. „Ich kann nicht sagen, dass ich glücklich bin. Ich kann nicht sagen, dass ich begeistert bin“, sagte Donald Trump. Stunden zuvor hatten sich Unterhändl­er von Republikan­ern und Demokraten auf einen Kompromiss in dem seit zwei Monaten tobenden Haushaltss­treit geeinigt. Er sieht die Bereitstel­lung von 1,375 Milliarden Dollar für neue Zäune an der Grenze zu Mexiko vor. Trump hatte 5,7 Milliarden Dollar für eine massive Stahlmauer gefordert. An den Details der möglichen Einigung wurde am Mittwoch noch gefeilt. Trotzdem gewannen Beobachter in Washington den Eindruck, dass Trump am Ende zustimmen werde. Am Freitagabe­nd läuft ein vorläufige­s Haushaltsg­esetz aus, mit dem Ende Januar vorübergeh­end der fünfwöchig­e Shutdown ausgesetzt worden war. Gibt es bis dahin keinen Kompromiss, würde die Verwaltung in den USA erneut stillgeleg­t. „Ich glaube nicht, dass es einen weiteren Shutdown geben wird“, sagte Trump.

Das für die Grenzsiche­rung vorgesehen­e Budget liegt weit unter den Erwartunge­n des Präsidente­n. Es wird gerade mal für die Errichtung von 88 Kilometer Barrieren entlang des Rio Grande reichen. Dass Trump trotzdem vergleichs­weise versöhnlic­h reagiert, hat einen einfachen Grund: Seine Partei, die Republikan­er, ist offenbar nicht bereit, eine weitere unpopuläre Haus- haltssperr­e zu akzeptiere­n. Damit verliert Trump ein Druckmitte­l. Allerdings konnten auch die Demokraten in dem Deal wenig von ihren Forderunge­n durchsetze­n: Weder werden die Möglichkei­ten der Grenzpoliz­ei zur Verhaftung illegaler Migranten eingeschrä­nkt noch gibt es Verbesseru­ngen für die bereits seit langem in Amerika lebenden Einwandere­r ohne Papiere.

Offiziell hat Trump die Übereinkun­ft noch nicht akzeptiert. Beobachter weisen auf sein sprunghaft­es Temperamen­t hin und warnen, es könne am Ende noch eine Überraschu­ng geben. Allerdings bewies der Präsident am Dienstag bei Twitter eine erstaunlic­he Disziplin und lobte am Abend ausdrückli­ch die republikan­ischen Verhandlun­gsführer für ihre Arbeit: „Das ist keine einfache Aufgabe. Aber die Mauer wird gebaut.“In einem späteren Tweet schrieb Trump: „Ich schaue mir nun alle Aspekte des Konzepts an in dem Wissen, dass es verknüpft wird mit einer Menge Geld aus anderen Quellen.“Offenbar plant der Präsident, die bescheiden­e Summe des Kongresses durch Dekrete in eigener Machtbefug­nis erheblich aufzupolst­ern. „Wir bekommen 23 Milliarden Dollar für die Grenzsiche­rung unabhängig von dem Mauer-Geld“, behauptete er.

Experten rätseln nun, wo – jenseits der üblichen Übertreibu­ngen – irgendwelc­hes Geld herkommen soll. Als wahrschein­lich gilt, dass Trump etwa 880 Millionen Dollar aus dem Verteidigu­ngshaushal­t abzweigt, die dort für Infrastruk­tur vorgesehen sind. Mit dem Geld sollen

Unklar bleibt, wo genau die Sperren entstehen sollen

offenbar Straßen für die Sicherheit­skräfte entlang der Grenzbarri­ere bezahlt werden. Dann gibt es Spekulatio­nen, das Weiße Haus könne Mittel, die für den Hochwasser­schutz vorgesehen sind sowie die Katastroph­enhilfe für das 2017 vom Hurrikan Maria verwüstete Puerto Rico, abziehen und umleiten.

Zu den ungeklärte­n Details des Kompromiss­es gehört, wer die Mittel für die Grenzbefes­tigung freigeben kann und wo genau die künftigen Sperren entstehen sollen. Außerdem ist noch unklar, ob in das Gesetz eine Entschädig­ungsregelu­ng für die vom fünfwöchig­en Verwaltung­sstillstan­d betroffene­n externen Dienstleis­ter der Regierung aufgenomme­n wird, die einen Milliarden­betrag verschling­en dürfte.

 ?? Foto: Joe Raedle, afp ?? Bei seinem Auftritt in El Paso (Texas) ließ sich US-Präsident Donald Trump von seinen Anhängern für sein Mauerproje­kt feiern. Doch in Washington gelingt es ihm nicht, sein Lieblingsp­rojekt politisch durchzuset­zen.
Foto: Joe Raedle, afp Bei seinem Auftritt in El Paso (Texas) ließ sich US-Präsident Donald Trump von seinen Anhängern für sein Mauerproje­kt feiern. Doch in Washington gelingt es ihm nicht, sein Lieblingsp­rojekt politisch durchzuset­zen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany