Landwirte in Nöten
Einst galt in der CSU die „DreiB-Regel“als wirksames Mittel zur Sicherung ihrer politischen Macht: „Bauern, Beamte, Bürgermeister“– wenn diese drei Berufsgruppen zufrieden sind, kann schon fast nix mehr schiefgehen.
Zumindest was die Landwirte oder, genauer gesagt, den Bauernverband betrifft, ist die Sache mittlerweile nicht mehr so eindeutig. Die einst mächtige Berufsvertretung ist mächtig in die Defensive geraten. Der Erfolg des Volksbegehrens „Rettet die Bienen!“hat den Regierungsparteien deutlich vor Augen geführt, wie sich die öffentliche Meinung und die Mehrheitsverhältnisse im Freistaat gewandelt haben. Das Bewusstsein für den Wert der Natur ist gewachsen. Die konventionelle Landwirtschaft steht in der Kritik.
In dieser Situation die Initiatoren des Volksbegehrens mit Vorwürfen zu überziehen, wird den Verband nicht aus der Defensive bringen. Selbstverständlich kann man beklagen, dass in der Stadtbevölkerung zu wenig Verständnis herrscht für die Zwänge, denen die Bauern unterworfen sind. Doch das wird nix nutzen, solange die Bereitschaft, mehr als bisher für den Artenschutz zu tun, nicht konstruktiv dokumentiert wird. Die Debatte, die jetzt erst richtig beginnt, bietet auch den Landwirten die Chance, auf ihre Probleme aufmerksam zu machen. Und da steht fest: Ihr zentrales Problem ist nicht das Volksbegehren, sondern eine verfehlte Agrarpolitik.