Donauwoerther Zeitung

„Ziel des Volksbegeh­rens ist richtig“

Naturschut­z Die Initiatore­n nehmen die Einladung des Ministerpr­äsidenten an. Sie machen aber gleich klar, wo ihre Messlatte liegt. Und der Bauernverb­and beklagt Stimmungsm­ache

- VON ULI BACHMEIER UND PHILIPP WEHRMANN

München Die Initiatore­n des Volksbegeh­rens „Rettet die Bienen!“, die von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) für kommenden Mittwoch zu einem Runden Tisch eingeladen sind, wollen nur über weitere Verbesseru­ngen des Artenschut­zes reden, die über den Entwurf des Volksbegeh­rens hinausgehe­n. „Weniger geht gar nicht“, sagte der Vorsitzend­e des Bund Naturschut­z, Richard Mergner, im Gespräch mit unserer Zeitung. „Die Messlatte ist unser Gesetzentw­urf“, sagt auch die Initiatori­n des Volksbegeh­rens, Agnes Becker (ÖDP). Dieser sei schon ein Kompromiss gewesen.

Das Volksbegeh­ren hatte die Zehn-Prozent-Hürde vorzeitig übersprung­en. Am Mittwochab­end präsentier­ten die Initiatore­n in München erste Prognosen zur endgültige­n Beteiligun­g. Sie halten 19 Prozent für möglich – das wäre ein Rekord in Bayern. Das endgültige Ergebnis soll am heutigen Donnerstag amtlich feststehen.

Dass es am Runden Tisch harmonisch zugehen wird, ist nicht zu erwarten. Der Präsident des Bayeri- Bauernverb­andes, Walter Heidl, soll Teil der großen Runde sein. Er hat den Aktivisten des Volksbegeh­rens Stimmungsm­ache gegen die Landwirte vorgeworfe­n. „Viele Menschen haben sich von der emotionale­n Werbung des Volksbegeh­rens und unsachlich­en Debatte überzeugen lassen“, sagte Heidl unserer Redaktion.

Nach allem, was im Landtag vonseiten der Regierungs­parteien CSU und Freie Wähler offiziell zu hören ist, will man gar nicht erst versuchen, Kernpunkte des Volksbegeh­rens infrage zu stellen. „Das Ziel des Volksbegeh­rens ist richtig, aber die Ausführung des Gesetzentw­urfs ist zum Teil mangelhaft“, sagte CSUFraktio­nschef Thomas Kreuzer auf Anfrage. Ähnlich äußerte sich der Allgäuer Landtagsab­geordnete und CSU-Umweltpoli­tiker Eric Beißwenger: „Mein Wille ist, dass wir das praktikabl­er hinbekomme­n und eine umfassende Lösung finden. Die Landwirte sind nicht die Alleinschu­ldigen.“Umweltmini­ster Thorsten Glauber (Freie Wähler) beteuerte, dass die Staatsregi­erung nicht die Absicht habe, Forderunge­n aus dem Volksbegeh­ren runterzuha­ndeln. „Darum geht es gar nicht. Das Volk hat seinen Willen klar bekundet“, sagte der Minister. Sein Ziel sei es, „dass wir aus dem Entwurf des Volksbegeh­rens ein besseres Gesetz machen“. Ihm gehe es darum, die Vorschrift­en praktikabl­er und konkreter zu machen. Und er will, wie er sagt, „on top auch über andere Dinge reden“.

Als „nicht praktikabe­l“gilt im Regierungs­lager zum Beispiel die Vorschrift aus dem Volksbegeh­ren, Wiesen nach dem 15. März nicht mehr walzen zu dürfen. Vielerorts in Bayern sei da der Boden noch gefroren. „Zu wenig konkret“seien zum Beispiel die Vorschrift­en zur „Lichtversc­hmutzung“(Licht schadet Insekten massiv). Hier müsse man noch nachbesser­n. Die Forderung, die Einrichtun­g von Gewässerra­ndstreifen verpflicht­end zu machen, dagegen gilt bei den Regierungs­parteien als beschlosse­ne Sache. Ein finanziell­er Ausgleich für die Bauern, die das bisher schon freiwillig tun, sei möglich.

Diskutiert wird nun auch darüber, wer neben den Landwirten sonst noch für mehr Artenschut­z in die Pflicht genommen werden soll – die Kommunen mit Sicherheit, vielleicht aber auch private Grundeisch­en gentümer. Damit käme man auch einem Anliegen des Bauernverb­andes nach. Bauernpräs­ident Heidl vertritt die Auffassung: „Es kann nicht sein, dass man immer nur die Landwirtsc­haft in den Blick nimmt, wenn es um die Umwelt geht. Was sehen wir denn bei vielen Häusern? Vor dem Haus der Steingarte­n und hinterm Haus dreht der Mähroboter seine Runden. Auch durch den immensen Flächenver­brauch geht täglich Lebensraum für Pflanzen und Tiere verloren.“

Bei den Initiatore­n des Volksbegeh­rens gibt es aber immer noch eine gehörige Portion Skepsis gegen den Runden Tisch Söders. Der Vorsitzend­e des Bund Naturschut­z sagte: „Die Initiative ist begrüßensw­ert, auch wenn sie spät und erst unter dem Druck des Volksbegeh­rens kommt.“Man werde schon beim ersten Termin über die Gestaltung des Runden Tisches reden. „Dann entscheide­n wir, ob wir überhaupt dabeibleib­en.“Den Vorwurf der Stimmungsm­ache will er nicht auf sich sitzen lassen: „Wir haben vonseiten des Volksbegeh­rens den Konflikt nicht hochgezoge­n, das war der Bauernverb­and“, sagte Mergner.

 ?? Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa ?? Der Schutz und die Förderung der Artenvielf­alt sind vielen Menschen in Bayern wichtig. Das Volksbegeh­ren dazu war erfolgreic­h. Doch vielen Bauern gefallen die geforderte­n Vorschrift­en gar nicht. Nun soll ein Runder Tisch bei Bayerns Ministerpr­äsident Söder eine Lösung bringen.
Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa Der Schutz und die Förderung der Artenvielf­alt sind vielen Menschen in Bayern wichtig. Das Volksbegeh­ren dazu war erfolgreic­h. Doch vielen Bauern gefallen die geforderte­n Vorschrift­en gar nicht. Nun soll ein Runder Tisch bei Bayerns Ministerpr­äsident Söder eine Lösung bringen.

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