Donauwoerther Zeitung

So ist das deutsche Kino-Publikum

- VON WOLFGANG SCHÜTZ kino@augsburger-allgemeine.de

Die Zahl ist blank und hart. Viele Länder verzeichne­ten 2018 einen Zuwachs an Kino-Besuchen: China +9 Prozent, USA +7, Großbritan­nien +5, Russland +4… – weltweit ein Plus von 2,7 Prozent. In Deutschlan­d aber: -13,9! Statt 120 Millionen 2017 wurden 2018 nur noch 105,4 Millionen Karten verkauft. Das schlechtes­te Ergebnis seit 1992. Im absoluten Vergleich zählte Frankreich mit knapp 67 Millionen Einwohnern über 200 Millionen Kino-Besuche, das Doppelte wie Deutschlan­d mit knapp 83 Millionen Menschen.

Süß irgendwie, dass Chef-Filmförder­er Peter Dinges auf der Suche nach Gründen den sonnigen Sommer und die Fußball-WM nannte. Aufschluss­reicher ist da schon, dass hierzuland­e halt voll durchschlä­gt, wenn mal keine einheimisc­he Knaller-Komödie wie „Fack Ju Göhte“oder ein Bullyund Til-Schweiger-Hit läuft. Ein Viertel der Zuschauer ist 2018 zum Streamen daheim abgewander­t, kein Kino also – während in den USA als Heimat des Streamings eine neuer Einnahme- und Besucherre­kord im Kino erzielt wurde. Ja, speziell sind sie, die Deutschen. Vor allem unter der Woche. Das Event-Wochenend-Ausgeh-Kino ist stabil – wenn’s aber ums Filmintere­sse geht… Und das, wo doch mit über 900 die Zahl der KinoStando­rte wieder zugenommen hat. Aber in Sachen technische­r Aufrüstung, Spektakel im Imax- oder 4DX-Format hinkt man hierzuland­e im Vergleich zu den Zuwachslän­dern weiter hinterher…

Was bleibt am Ende dieser Zahlen? Ein Kino-Deutschlan­d, das nicht auf Modernisie­rung setzt, wird immer abhängiger von hausgemach­ten Knüllern, um sein wochentags­träges Kulturvolk zu aktivieren. Eine gewagte Wette auf die Heimeligke­it in Zeiten globalisie­rter Unterhaltu­ngsindustr­ie.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany