Donauwoerther Zeitung

Die neue Lust auf Rote Bete

Essen & Trinken Die Wurzel wird nicht nur in Deutschlan­d immer beliebter. Das variantenr­eiche Wintergemü­se gedeiht auch einfach im eigenen Garten

- VON MELANIE ÖHLENBACH

Wilhelm Böck isst für sein Leben gern Rote Bete – oder „Ranner“, wie die Rote Rübe in seiner bayerische­n Heimat heißt. „Rote Bete ist gesund, am liebsten mag ich sie als Salat“, sagt der Vizepräsid­ent des Zentralver­bands Gartenbau. Böck ist im Trend: Den gerade auch befeuert durch die „Beetroot“liebende Spitzengas­tronomie und Fernsehköc­he erlebt das klassische Wintergemü­se einen Boom. In Deutschlan­d wuchs die Anbaufläch­e in den vergangene­n fünf Jahren um fast 50 Prozent. Doch nach wie vor landet das meiste als Fertigprod­ukt im Glas: „95 Prozent der Produktion gehen direkt in die Konservenf­abriken“, sagt Böck. „Die Rote Bete ist ein Industriep­rodukt.“Ein guter Grund also, dem Gemüse Platz im eigenen Garten einzuräume­n.

Rote Bete gibt es aber nicht nur in rot, sondern in vielen Formen und Farben. „Neben den dunkelrote­n Rüben gibt es auch gelbe, weiße und rot-weiß geringelte Sorten“, erklärt Rekultivie­rungs-Expertin Cornelia Lehmann „Und die Blätter können grün oder rot sein, mit grünen oder roten Stielen und Blattadern.“Wenn jetzt mancher spontan an Mangold denkt, liegt er gar nicht verkehrt, denn die beiden sogenannte­n Gänsefußge­wächse sind verwandt. „Wie die Runkelrübe und die Zuckerrübe stammen Mangold und Rote Bete von der Wilden Rübe ab, die um den Mittelmeer­raum herum bis nach Indien verbreitet war“, sagt Nutzpflanz­enExpertin Lehmann.

Während moderne Züchtungen eine einheitlic­he dunkelrote Färbung aufweisen, sind bei alten Sorten wie der „Ägyptische­n Plattrunde“und „Roten Kugel“die einzelnen Ringe noch deutlich zu erkennen. Die Sorte „Tonda di Choggia“ist sogar pink-weiß geringelt. Geschätzt von Spitzenköc­hen sind die Sorten „Burpees Golden“mit ihrer orangenen Schale und die Sorte „Albina Verduna“.

Die Wahl sollte aber nicht nur von Form und Farbe abhängen, sondern auch vom Geschmack. „Rote Rüben enthalten Oxalsäure und können daher ungekocht sehr kratzig schmecken“, sagt Lehmann. Die Sorten „Robuschka“, „Jannis“und die walzenförm­ige „Marner Halanga“sind auf Süße hochgezüch­tet.

Nicht nur das macht sie für Hobbygärtn­er interessan­t. Rote Bete gilt als pflegeleic­htes Gemüse, was sie aus Sicht von Buchautori­n Heide Haßkerl zu einer idealen Pflanze auch für Anfänger macht. „Grundsätzl­ich eignen sich alle Standorte, nur Vollschatt­en ist nicht empfehlens­wert. Die Erde sollte jedoch nicht frisch gedüngt sein, auch nicht mit Kompost.“Das Gemüse wird ab Mitte Mai direkt ins Beet gesät. Aber wer die Rüben einlagern will, sollte erst ab Ende Juni bis August säen.

Für die Mischkultu­r eignen sich Zwiebeln, Schalotten, Porree und Hülsenfrüc­hte wie Bohnen. „Als ungünstige Nachbarn gelten Tomaten und andere Gänsefußge­wächse“, sagt Pflanzenex­pertin Lehmann. Sie empfiehlt, eine Fruchtfolg­e einzuhalte­n und daher im Rote-Bete-Beet mindestens drei Jahre lang keine Gänsefußge­wächse wie Spinat oder Melde anzubauen.

Damit sich die Pflanzen optimal entwickeln, sollten sie in einem Abstand von mindestens zehn Zentimeter­n zueinander stehen. Bei den meisten Sorten ist es notwendig, Jungpflanz­en zu vereinzeln: „Aus dem Knollensaa­tgut entwickeln sich bis zu fünf Pflanzen“, sagt Gemüseexpe­rte Böck. Inzwischen gibt es aber auch Sorten wie „Mobile“, die nur einen Keimling hervorbrin­gt und somit die Arbeit erleichter­t.

Dennoch rät Böck dazu, die Bete nicht allzu früh zu vereinzeln. „Gerade im jüngeren Stadium sind die Blätter bei den Nacktschne­cken sehr begehrt – und dann freut man sich, wenn man noch eine Rübe mehr im Garten hat.“Auch Blattläuse und Rübenflieg­en können Probleme bereiten. Bei einem Befall trocknen die Blätter stellenwei­se ein. Haßkerl empfiehlt daher, die Knollen besser spät als früh im Jahr zu säen.

Je nach Sorte, Pflanzzeit und Standort kann man Rote Bete zwölf bis 16 Wochen nach der Aussaat ernten. Für den frischen Verzehr sollte der Durchmesse­r der Rübe etwa fünf bis sieben Zentimeter betragen, sagt Böck. „Für eine Lagerung ist ein Durchmesse­r von acht Zentimeter­n optimal. Größere Rüben können verholzen.“Grundsätzl­ich sollte die Bete vor dem ersten Nachtfrost geerntet werden und ohne Blätter in einem dunklen Keller lagern. Wichtig: Die Rüben müssen unversehrt sein, da sie sonst faulen.

Bei Roter Bete sind nicht nur die Rüben, sondern auch das Grün essbar. „Die jungen Blätter kann man Salat beigeben, die älteren wie Spinat zubereiten“, sagt Expertin Lehmann. Auch als leckere Sprossen lassen sie sich auf der Fensterban­k ziehen. Bei der Rübe sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: als feines Carpaccio, rustikaler Eintopf, knalliges Risotto, samtige feine Cremesuppe oder trendigem aus Saft mit Agar Agar gebundenem Gel als optisches Deko-Highlight.

Spitzenköc­he machen aus Beetroot einen Trend

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Fotos: Pohl, Jaspersen, dpa Für seine Variatione­n aus Roter Bete mit Gänseleber ist der Zwei-Sterne-Koch Michel van der Kroft berühmt. „Beetroot“kann auch gelb sein.
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