Donauwoerther Zeitung

Gefährdet Aus für Riesen-Airbus Jobs in Bayern?

Luftfahrt Der A380 wird nicht weitergeba­ut. Auch Donauwörth und Augsburg betroffen

- VON STEFAN STAHL (mit wwi, sl, nist)

Toulouse/Augsburg Einst sollte es die Luftfahrt revolution­ieren – nun stoppt Airbus die Produktion des größten Passagierf­lugzeuges der Welt. Vom Aus für den Airbus A380, den Giganten der Lüfte, sind bis zu 3500 Beschäftig­te des Luftfahrt-Riesen in Europa betroffen. Hinzu kommen noch hunderte weitere Stellen bei Zulieferer­n. Bisher ist allerdings unklar, ob und wie viele Jobs nach dem Ende der Produktion im Jahr 2021 gefährdet sind.

Das Unternehme­n bemühe sich, die Mitarbeite­r in anderen gut laufenden Programmen einzusetze­n, betonte ein Airbus-Sprecher. Mit dieser Methode hat der Konzern große Erfahrunge­n gesammelt. In Augsburg etwa gingen beim Zulieferer Premium Aerotec Beschäftig­te aus der Fertigung des Kampfflugz­euges Eurofighte­r, als die Aufträge abgearbeit­et waren, vorübergeh­end in den zivilen Bereich und wechselten wieder zurück. Zudem ist die Auftragsla­ge für kleinere und mittlere Airbus-Flugzeuge hervorrage­nd, sodass hier Mitarbeite­r aus der Produktion des Riesenflie­gers eine neue Tätigkeit finden können.

Für den Standort Donauwörth, wo rund 800 Mitarbeite­r Airbus-Türen und -Tore fertigen, erwartet der Konzern keinen Stellenabb­au. Wie ein Unternehme­nssprecher betonte, könne das Aus für den A380 durch die Produktion von zusätzlich­en Teilen für andere Modelle aufgefange­n werden. Bei Premium Aerotec in Augsburg betrifft die gestern in Toulouse verkündete Entscheidu­ng 115 Beschäftig­te. Sie stellen Träger für Landeklapp­en, Flügelkant­en und das Fußbodenge­rüst her. In den nächsten Monaten werde der Betrieb wie bisher weiterlauf­en, betonte eine Firmenspre­cherin. Wie der zu erwartende Rückgang bei der Auslastung abgemilder­t werden könne, werde noch geprüft. Dabei suche das Unternehme­n gemeinsam mit den Arbeitnehm­ervertrete­rn nach Lösungen. IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner forderte gegenüber unserer Redaktion: „Die vom Aus des A380 betroffene­n Beschäftig­ten sollen in anderen Bereichen des Unternehme­ns eingesetzt werden. Das gilt auch für Augsburg.“Sollte das nicht ausreichen, müssten die FlugzeugWe­rke Arbeitspak­ete, die sie aus Kostengrün­den in alle Welt vergeben hätten, nach Deutschlan­d zurückhole­n. „Damit können wir die Zahl der Beschäftig­ten konstant halten“, hofft Kerner.

Für Gesprächss­toff mit der Bundesregi­erung dürfte vor allem der Umstand sorgen, dass dem Bund und damit dem Steuerzahl­er Gelder entgehen. Denn Airbus hat für den A380 vom Staat Darlehen erhalten,

Der Bund hat das Flugzeug mitfinanzi­ert

sogenannte Entwicklun­gskostenzu­schüsse. Mit jedem Flugzeug, das verkauft wird, zahlt Airbus einen Teil der Förderung an den Bund zurück. Wenn die Produktion ab 2021 eingestell­t wird, sieht der Vertrag allerdings vor, dass der Konzern den Rest des Darlehens nicht mehr tilgen muss – um welche Summen es sich dabei handelt, ist unklar. Im Wirtschaft­sministeri­um heißt es auf Anfrage nur: „Die Auswirkung­en der Produktion­seinstellu­ng hierauf werden wir analysiere­n und dann mit dem Unternehme­n erörtern.“

Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) war vorab über die Entscheidu­ng, die Produktion einzustell­en, informiert. Der Konzern müsse nun zügig Gespräche mit den Sozialpart­nern bezüglich der rund 1000 in Deutschlan­d betroffene­n Stellen aufnehmen, betonte ein Ministeriu­mssprecher. Airbus bleibe mit einem Marktantei­l von rund 50 Prozent aber weiter ein wichtiges europäisch­es Unternehme­n.

Hat Airbus sich verkalkuli­ert? Lesen Sie dazu auch den Leitartike­l und die Wirtschaft.

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