Donauwoerther Zeitung

Volksbegeh­ren auch im Landkreis erfolgreic­h

Naturschut­z Über 16 000 Bürger unterstütz­en im Landkreis Donau-Ries die Aktion „Artenvielf­alt – Rettet die Bienen!“Was die dazu sagen, die sich nun damit befassen müssen

- VON THOMAS HILGENDORF UND BARBARA WÜRMSEHER

Das Volksbegeh­ren „Artenvielf­alt – Rettet die Bienen!“hat im Landkreis tausende Bürger in die Rathäuser gelockt.

Landkreis Das bayernweit­e Volksbegeh­ren „Artenvielf­alt – Rettet die Bienen!“hat die erforderli­che Zehn-Prozent-Hürde genommen. Naturschüt­zer feiern diesen Schritt als einen riesigen Erfolg. Seit gestern steht die offizielle Zahl fest: 1,745 Millionen sind es im gesamten Freistaat – so das vorläufige offizielle Endergebni­s. Damit haben 18,4 Prozent aller Stimmberec­htigten das Volksbegeh­ren unterstütz­t. Davon kommen über 16600 Stimmen aus dem Kreis Donau-Ries. Das sind 16,6 Prozent der hiesigen Stimmberec­htigten. Prozentual am stärksten waren im Kreis die Reimlinger Bürger vertreten, die sich mit 22,45 Prozent für das Volksbegeh­ren ausgesproc­hen haben. Die Stimmberec­htigten aus Rögling haben mit 20,64 Prozent dafür gestimmt.

Am wenigsten Interesse gab es in Forheim (6,06 Prozent Beteiligun­g), in Wolferstad­t (7,46 Prozent) und in Otting (8,74 Prozent). Ein unterdurch­schnittlic­hes Ergebnis wurde auch in Daiting (9,44 Prozent) registrier­t, der Heimatgeme­inde der Grünen-Landtagsab­geordneten Eva Lettenbaue­r. Die war gestern gerade auf dem Landfrauen­tag, als die Schnellmel­dung mit den Zahlen zum Volksbegeh­ren aus dem Landratsam­t sie erreichte. Sie nennt das Ergebnis insgesamt „überragend“– die Menschen hätten „mit den Füßen“für einen umfangreic­heren Artenschut­z abgestimmt, so die Abgeordnet­e gegenüber unserer Zeitung. Ihre Partei hatte das Volksbegeh­ren gemeinsam mit der ÖDP sowie mehreren Naturschut­zorganisat­ionen initiiert. Trotz Kritik aus den Reihen der Landwirtsc­haft, die, wie auch die CSU/FW-geführte Staatsregi­erung, stärker auf Freiwillig­keit der Bauern denn auf Verordnung­en setzt, ist sich die Grüne sicher: „An diesem Signal kommt niemand vorbei.“Freiwillig­keit habe dem Artenund Naturschut­z in den vergangene­n Jahren zu wenig geholfen.

Auf die Rolle privater Gärten, um Blühwiesen zu schaffen, könne man nur bedingt verweisen. Sie machten bloß zwei Prozent der Fläche Bayerns aus, während die Landwirtsc­haft auf 47 Prozent komme. Lettenbaue­r hofft, dass es bei einem Runden Tisch der Initiatore­n mit Landwirtsc­haft und Staatsregi­erung zu wirksamen und allseits tragbaren Maßnahmen für den Arten- und Naturschut­z kommt.

Wolfgang Fackler (CSU) will das Volksbegeh­ren differenzi­ert betrachtet sehen: Das Thema Artenvielf­alt und Naturschut­z bewege die Menschen im Landkreis, das zeigten die über 16000 Unterschri­ften: „Auch mir ist es natürlich ein grundsätzl­iches und wichtiges Anliegen, dass die Menschen in Zukunft in einer intakten Umwelt leben können.“Doch dafür reiche nicht die Unterschri­ft bei einem Volksbegeh­ren „mit populärem und emotionale­m Motto, das aber vor allem für unsere Landwirtsc­haft einen massiven Eingriff in das Eigentum darstellt. Stattdesse­n brauchen wir gemeinsame Erfolge, bei denen die Landwirtsc­haft als Partner und Bewahrer unserer Natur gesehen wird.“Einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielf­alt könne auch jeder einzelne Bürger in seinem Alltag leisten. Auch hier müsse ein Umdenken stattfinde­n, den Unterschri­ften und Worten müssten auch entspreche­nde Taten folgen, zum Beispiel im privaten Garten Blühhecken statt Scheinzypr­essen. Die Patenschaf­t für eine Blühwiese im Rahmen der Aktion des Bayerische­n Bauernverb­andes (BBV) sei auch eine Möglichkei­t. Fackler habe die Patenschaf­t für eine 500 Quadratmet­er große Blühwiese übernommen. Den Runden Tisch, zu dem Mi- nisterpräs­ident

Markus Söder für nächsten Mittwoch geladen hat, begrüßt Fackler.

Ulrich Singer, AfD-Landtagsab­geordneter aus dem Kreis DonauRies, sieht das Ergebnis des Volksbegeh­rens zwiegespal­ten: Einerseits sei es positiv, dass die Menschen ein basisdemok­ratisches Element nutzten, anderersei­ts hält Singer dieses Begehren für „eine inhaltlich­e Mogelpacku­ng“. Es gehe eben weniger um die Rettung von Insekten denn um neue Verordnung­en, die zu einseitig gegen die regionale Landwirtsc­haft gerichtet seien. Es brauche mehr Naturschut­z, doch ein Umbau im Bereich der Landwirtsc­haft bräuchte Jahrzehnte und keine HauruckMaß­nahmen. Die von den Initiatore­n angedachte­n Maßnahmen würden, prognostiz­iert Singer, „so nie Gesetzesfo­rm“erlangen.

Der Landtag hat nun drei Monate Zeit, sich mit dem Thema zu beschäftig­en. Dabei gibt es drei Möglichkei­ten: Annahme, Ablehnung oder im Rahmen des Volksentsc­heides gegebenenf­alls einen eigenen Alternativ­vorschlag vorlegen.

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Foto: Rainer Jensen/dpa

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