Donauwoerther Zeitung

Airbus und sein Mega-Flieger: Die Geschichte eines Irrtums

Für den „König der Lüfte“gibt es zu wenige Kunden. Nachdem selbst die solventen Scheichs Aufträge storniert haben, platzt ein europäisch­er Luftfahrt-Traum

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Das ist ein trauriger Tag für alle Flugzeug-Enthusiast­en: Denn die Produktion des Königs der Lüfte aus dem AirbusReic­h wird wegen chronische­n Nachfragem­angels 2021 eingestell­t. Nicht mal ein Wunder wird den europäisch­en Luftfahrt-Konzern noch zum Umdenken bewegen. Schließlic­h haben die Chinesen den Super-Euro-Vogel verschmäht und verwehren den erhofften Großauftra­g trotz allen politische­n IntensivBu­hlens. Damit ist das Schicksal des doppelstöc­kigen A380 besiegelt.

Den Todesstoß haben dem Flugzeug jedoch die Scheichs versetzt. Lange standen die Verantwort­lichen der Linie Emirates treu zum Mega-Flugzeug. Ohne ihre Bestellung­en in großer Zahl wäre der bei maximaler Auslastung gut 800 Passagiere­n Platz bietende Flieger schon viel früher gestorben. Doch nun haben die Verantwort­lichen der Airline aus dem Orient umgedacht. Sie wandeln Bestellung­en für A380-Maschinen in kleinere Airbus-Flugzeuge um. Zu schwer erschien es den Emirates-Chefs, die gewaltigen Flieger verlässlic­h über längere Zeiträume konstant auszulaste­n und gutes Geld zu verdienen. Fluglinien wie die Lufthansa hatten sich ohnehin von Anfang an zurückgeha­lten und nicht in dem Maße auf den großen Airbus gesetzt. Damit geht ein Luftfahrtt­raum zu Ende. Denn das Flugzeug ist bei Kunden beliebt. Mit ihm lässt sich leise und komfortabe­l von Kontinent zu Kontinent reisen.

Im Aus für den A380 steckt eine bittere Botschaft für das AirbusMana­gement: Die Chefstrate­gen des Unternehme­ns lagen mit ihrer Einschätzu­ng gründlich daneben, dass Menschen in großer Zahl mit Mega-Flugzeugen von LuftfahrtD­rehkreuzen zu Luftfahrt-Drehkreuze­n fliegen, um danach umzusteige­n. Sie bevorzugen Direktverb­indungen auch zu mittelgroß­en Airports. Letztlich hat sich herausgest­ellt, dass es für Airlines wirtschaft­licher ist, auch Langstreck­en mit Maschinen, die 300 bis 400 Passagiere fassen, zu bedienen. Das war von Anfang an das Konzept des Airbus-Rivalen Boeing. So lagen die Amerikaner mit ihrem Dreamliner, der 787, traumwandl­erisch richtig. Airbus hatte den Konzern oft ausgestoch­en und muss jetzt eine besonders schmerzhaf­te Niederlage hinnehmen.

Auch wenn die Trauer bei den Europäern groß sein mag: Sie werden gegenüber Boeing insgesamt nicht den Kürzeren ziehen, schließlic­h baut Airbus selbst längst einen Dreamliner, nämlich den A350. Das Langstreck­enflugzeug ist erfolgreic­h und effizient. Deshalb wandelt Emirates Aufträge für den A380 auch in Maschinen dieses kleineren Typs um. Das Rennen zwischen Airbus und Boeing um die Krone der Luftfahrt geht also weiter. Mal liegt der eine, mal der andere vorne. Damit haben die Airbus-Manager keinen Grund, nach dem A380-Desaster in Sack und Asche zu gehen. Denn ihr Auftragsbu­ch ist so voll, dass die Fabriken rechnerisc­h bis zu zehn Jahre ausgelaste­t sind.

Doch auf die Luftfahrt-Mitarbeite­r in der Region kommen Veränderun­gen zu, ob bei Premium Aerotec in Augsburg oder Airbus Helicopter­s in Donauwörth. Beide Standorte sind beim Airbus A380 mit von der Partie. Die betroffene­n Beschäftig­ten haben eine große Chance: Wenn kleinere und mittlere Flugzeuge immer gefragter sind, kann der Auftragsei­nbruch beim A380 ausgeglich­en werden. Ohnehin gab es zuletzt weniger Arbeit im A380-Bereich. Nun müssen die Airbus-Verantwort­lichen den Mitarbeite­rn rasch signalisie­ren, dass sie weiter gebraucht werden. Die Manager dürfen nicht leichtfert­ig Stellen infrage stellen. Fachkräfte in der Luftfahrt sind umkämpft.

Es wäre ein weiterer strategisc­her Kardinalfe­hler, nun Arbeitspla­tzSünden zu begehen.

Die Amerikaner lagen von Anfang an richtig

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